Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
hier?«
    Sie wirkte aufgewühlt, sah an mir vorbei. »Ich, also …«
    »Sag mir, dass du nicht … Wessen Auto ist das?«
    Sie seufzte, einmal, zweimal, dann: »Es gehört Jonny. Er hat es gerade gekauft.«
    »Ach, Scheiße, Debs …«
    Sie drehte sich auf dem Sitz zu mir. Es regnete hinein; sie musste die Hand über die Augen halten. »Gus, es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Wie konntest du dich nur auf diesen Kerl einlassen?« Ich warf meine Zigarette fort. »Deborah, ich hätte dir mehr Verstand zugeschrieben.«
    Sie schüttelte den Kopf, zog den Schlüssel aus der Zündung, öffnete die Tür und stieg aus. »Gus, ich warte hier jetzt schon seit Stunden.«
    »Vergeude nicht deine Zeit. Jonny-Boy haben sie jetzt am Wickel.«
    Debs sah verwirrt aus. »Du weißt es nicht, Gus, oder?«
    »Was weiß ich nicht?«
    Sie schlug mit der offenen Hand auf die Tür. »Gus, ich, ich …«
    »Was ist los, Debs, willst du im Knast heiraten?«
    Sie kam in Fahrt. »Halt gottverdammt mal deinen Mund, und hör mir zu … Ich habe ihn verpfiffen.«
    Ich starrte sie mit großen Augen an. »Du hast was?«
    Debs stieß mir den Autoschlüssel in die Brust, brüllte weiter. »Weißt du, Gus, es dreht sich nicht immer alles einzig und allein um dich und deinen kindischen Wunsch, allen anderen ständig eine Nasenlänge voraus zu sein. Ich habe ausnahmsweise mal das Richtige getan. Ich habe das Geld gefunden, Gus. Jonny hatte eine Einkaufstasche voller gebrauchter Zehner ganz weit hinten in den Kleiderschrank geschoben …«
    Ich trat gegen einen Autoreifen. »Du warst das … von wegen Dienstaufsicht und so weiter, das alles geht auf deine Kappe?«
    Sie wurde ruhiger und nickte. »Ich habe Fitz angerufen.«
    Ich sah zurück zum Revier.
    Ich wusste, dass ich jetzt eigentlich lächeln sollte, sogar lachen, aber ich spürte, wie sich eine Wolke presbyterianischer Gedrücktheit breitmachte. Ich hörte den alten jiddischen Sinnspruch: Mann tracht, un Gott lacht, oder moderner: Der Mensch denkt, und Gott lenkt. Irgendwo in meinem Hinterkopf war ich, während ich Debs beobachtete, überzeugt, dass es nur einen Grund gab, warum sie es getan hatte, aber ich musste sie fragen. »Warum?«
    Regen und Wind peitschten auf uns ein, als sie antwortete. Der Sturm wurde schlimmer. »Wegen dir.«
    Ich schloss meine Arme um sie. Sie lächelte, schmiegte sich an mich. Wieder spürte ich den Autoschlüssel auf meiner Brust. Ich nahm ihn ihr ab. »Den wirst du nicht mehr brauchen.« Ich zog den Schlüssel über die Seite von Jonnys neuem Wagen, dann ließ ich ihn in einen Gulli fallen.
    »Gus, das ist beschissen.«
    »Ich weiß.«
    Sie lachte, und wir stapften in den Regen hinein. Gemeinsam.
    Als wir schließlich das Wall erreichten, waren wir klitschnass, durchweicht wie Hafenratten. Aber es schien keinem von uns etwas auszumachen.
    Mac hatte Usual auf einen Barhocker gestellt. Der Hund stürzte sich auf mich, als er mich sah.
    »Sitz, Junge, sitz!«
    »Da freut sich aber jemand, dich zu sehen.«
    Ich zog meine Jacke aus, nahm ein Barhandtuch, um meine Haare zu trocknen, reichte Debs ebenfalls eines.
    Ich deutete auf den Guinness-Zapfhahn. Mac verstand und begann einzuschenken. Mein Handy war tot, musste aufgeladen werden. Ich steckte es an und setzte mich an die Theke. Usual kam sofort und kratzte an meinen Beinen.
    »Sitz, Junge. Später, versprochen, gehen wir in den Park.«
    »Oh, sag so was nicht«, sagte Mac.
    »Was soll ich nicht sagen?«
    »Dieses Wort.« Er buchstabierte es ganz langsam. »P-a-r-k … Das kennt er nämlich inzwischen. Kluge Tiere, diese Hunde, lernen ständig irgendwas. Wie Kinder.«
    Ich sah, dass Debs mich ansah. Sie nahm meine Hand, drückte sie.
    Ich rubbelte das Ohr des Hundes, tätschelte ihm den Kopf. Während ich das tat, spürte ich, wie sich plötzlich eine Kälte über mich legte. So wie man sagt, da ist jemand gerade über dein Grab gegangen.
    Mac stellte mein Glas vor mich hin, deutete dann mit einem Kopfnicken nach hinten. Ich drehte mich um und sah Katrina Crawford hinter mir stehen. Sie sah aus wie eine Frau, die erst kürzlich einen schweren Schock erlitten hatte. Sie hatte Löcher in ihren Strümpfen, beide Knie waren zerkratzt. Schwarzes Mascara war unter ihren Augen verschmiert.
    Ich stand auf. Mir fehlten die Worte.

K atrina Crawford richtete einen abgebrochenen Fingernagel auf mich. »Sie haben ja keine Ahnung, was Sie getan haben …«
    Debs stand auf. »Wer ist das?«
    Ich winkte ab. »Schon okay. Katrina,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher