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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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bewirkte die Szene, dass ich mir nur noch sehnlicher einen Drink wünschte.
    Vor dem Revier holte ich erst mal tief Luft, auch wenn es mir nicht ganz leichtfiel.
    Ein Junge auf Heelys schoss an mir vorbei, drängte mich um ein Haar in die Gosse – als bräuchte ich dazu noch Hilfe. In meinem Kopf pochte es, in meiner Brust ein stechender Schmerz. Beidem musste man Aufmerksamkeit schenken, Aufmerksamkeit von der Sorte, die in Viertelliterflaschen kommt. Ich sah mich um, versuchte, mich zu orientieren, und dann plärrte eine Hupe los.
    Ein Smart auf der anderen Straßenseite schien der erste Kandidat zu sein; der hinter dem Steuer kauernde Fahrer sah aus wie eine Statue von den Osterinseln. Niemand, den ich kannte. Die Hupe schmetterte erneut los, und diesmal lokalisierte ich den Lärm: ein schwarzer E-Klasse-Mercedes, der ein Stück weiter parkte. Ich erkannte das Gesicht.
    Während ich hinüberschlenderte, trommelte Fitz the Crime mit den Fingern auf das Lenkrad. Auf noch mehr Bullen konnte ich im Moment eigentlich gut verzichten, aber dieser spezielle hier konnte nützlich für mich sein. Tatsache war: Er schuldete mir noch was. Und zwar mächtig was. Fitz und ich kannten uns schon sehr lange. Früher hatten wir uns immer wieder mal gegenseitig geholfen. Seinem Äußeren nach zu schließen, hatte er ordentlich Profit aus der letzten Gefälligkeit ziehen können, die ich ihm erwiesen hatte – die Aufdeckung dieses osteuropäischen Schleuserrings. Fitz hatte sämtliche Festnahmen durchgeführt, während einige seiner Kollegen darüber gefeuert worden waren.
    »Können Sie nicht vielleicht einen noch größeren Wirbel veranstalten, Dury?«, meinte Fitz, als ich die Tür seiner neuen Karre erreichte.
    »Was?«
    »Leck mich, Sie haben vielleicht einen Mord an der Backe und rennen hier rum wie eine Nutte … Steigen Sie ein, okay?«
    Ich öffnete die Tür und versuchte, mich unsichtbar zu machen, als ich mich setzte. Fitz ließ den Motor aufheulen und jagte die Straße hinunter.
    Ein paar Minuten lang schwiegen wir, dann fragte ich: »Haben Sie eine Kippe?«
    Ein Päckchen Lambert & Butler flog in meine Richtung. Ich steckte mir eine an.
    »Im Handschuhfach ist was fürs Herz«, sagte Fitz.
    Ich griff hinein. Ein Dalwhinnie, ein richtig teurer Malt. »Mannomann, Fitz, Sie sind auf dem Weg nach oben.«
    Er fummelte an seinem Kragen. »Nun, die Arbeit ist mir Belohnung genug.«
    Ich gab ein deutlich hörbares Ach was! von mir.
    »Und das soll jetzt wahrscheinlich irgendwas bedeuten, nehme ich an.«
    Ich schraubte die Flasche auf, gönnte mir einen größeren Schluck, als ich hätte tun sollen, und spürte ein intensives Brennen. »Ist irgendwas?«
    »Oh, reden wir schon wieder in verschissenen Rätseln? Bei Ihnen gibt’s immer Rätsel, Dury.«
    Er wollte es so, also sollte er es auch bekommen. Das volle Programm. »Was ist es jetzt? Detective Sergeant? Gottverdammter Chief Super? Sie sind doch auf dem Leith Walk herumgestampft, bevor ich Ihnen diese … kinderleichte Festnahme in den Schoß geworfen habe.«
    Quietschende Reifen. Das Auto kam fast schlagartig zum Stehen, hinter uns ein wütender Chor schmetternder Hupen.
    Fitz sprang aus dem Wagen. Ich sah ihm nach, als er zu dem Parkhaus hinüberging. Er zückte seine Dienstmarke, und hoch ging die Schranke. Der Verkehrsstau löste sich sofort auf, als er zurückkehrte.
    »Noblesse oblige«, brummte ich.
    »Was?«
    »Wie ich sehe, bringt ein hoher Dienstgrad Privilegien mit sich.«
    Er fixierte mich mit seinem Glasauge, legte einen Gang ein und bretterte los. Das Parkhaus war dunkel; man musste die Scheinwerfer einschalten, um etwas zu sehen. Fitz parkte ein und stellte den Motor ab.
    Wir saßen fast in absoluter Dunkelheit – und Stille – da. War das der Effekt, auf den er es abgesehen hatte? Er drehte sich zu mir, angespannt, seine gewaltige Wampe gegen das Steuer gedrückt.
    Als Fitz den Mund aufmachte, flog der Speichel zwischen seinen winzigen Zähnchen heraus. »Und jetzt will ich verdammt noch mal Antworten, Dury. Verscheißer mich nicht. Keine Rätsel. Und auch nichts anderes, was mich dazu drängt, dir auf der Stelle deine Scheißbirne einzuschlagen … Haben wir uns verstanden?«
    Ich nickte. Was sollte ich tun – nach Hause gehen?
    Fitz schnappte sich die Flasche, schraubte den Verschluss ab und tankte.
    »Dieser Moosey«, sagte er, »haben Sie ihn umgelegt?«
    Ich nahm ihm die Whiskyflasche wieder ab und brüllte: »Wollen Sie mich verarschen, oder

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