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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hatte in der Nacht, als er ermordet wurde, fünfzig Riesen dabei, und jetzt ist das Geld weg. Ich glaube kaum, dass den Crawfords Kohle fehlt, aber nach allem, was ich höre, ist deine neue Kneipe im Begriff, den Bach runterzugehen.«
    »Ach, kommen Sie … Ist das ein Motiv?«
    Jonny Johnstone lächelte. »Meiner Meinung nach ist das ein verdammt gutes Motiv.«

J ohnstone trat nach. Gar keine Frage. Aber wenn Rab Hart fünfzig Riesen vermisste, konnte ich mit erheblich Schlimmerem rechnen. Moosey hatte ihn entweder abgezockt und war dann selbst abgezogen worden, oder jemand anderer hatte beide gefilzt. Fühlte sich an, als zockelte ich auf dem gleichen Weg; man würde Frühstücksfleisch aus mir machen.
    Mir war schon klar, warum es für Johnstone wünschenswert sein könnte, dass ich etwas damit zu tun hatte, allerdings sah ich nicht, wie er das deichseln wollte, ohne kräftig die Fakten zu manipulieren. Was mich wiederum beunruhigte, denn er kam mir nicht vor wie der übliche faule Doughnut-Mampfer der Lothian and Borders, unseren hiesigen Bullen. Er war gerissen und durchtrieben, die Schotten kennen dafür das Wort sleekit . Aber schlimmer noch, er hatte Debs.
    Die Beziehung zu meiner Exfrau verlieh der ganzen Sache, da war ich mir ziemlich sicher, noch einen Extrabiss. Das war für ihn ganz klar ein großer Motivator. Nachdem wir uns jetzt begegnet waren, würde er Vergleiche zwischen uns anstellen, das lag in der menschlichen Natur. Was mich aber am meisten beunruhigte, war die Frage, wie ich damit umgehen sollte, dass der Mann, den Debs heiraten würde, es auf mich abgesehen hatte. Mir brannte ja ohnehin leicht die Sicherung durch, aber ich hatte so das dumpfe Gefühl, wenn ich da noch einen Tick empfindlicher wurde, dann würde ich hochgehen wie eine Exocet-Rakete. Ich musste mich unbedingt beruhigen, einen auf Ghandi machen.
    Sie behielten mich die ganze Nacht da.
    Morgens zuckten meine Muskeln, ich hatte Schweißausbrüche. Lechzte nach einem Drink. Sah eine Theke vor mir, auf der eine lange Reihe frisch gezapfter Guinness nur auf mich wartete, und ihr Duft quälte mich.
    Es heißt, es sei ein inneres Verlangen, das Trinken. Man habe Dämonen, die danach schreien, gestillt zu werden. Bei mir ist es mehr als das. Ich lechze fast genauso sehr nach dem Duft und Geschmack wie nach der Wirkung. Wenn ich kein Glas vor mir habe, kann ich über die Schaumkrone auf einem Bier phantasieren, stelle mir vor, wie sie sich von innen an den Rand schmiegt. Wie die dunkle Flüssigkeit herumwirbelt. Die kondensierten Tröpfchen außen auf dem Glas.
    Ich dachte an nichts anderes. Mein Magen fühlte sich leer an. Ich komme tagelang ohne etwas zu essen aus; mit dieser Art von Leere komme ich klar. Die Leere aber, die nach dem Brennen eines kräftigen Schlucks Whisky schreit, ist eine völlig andere Kiste. Das ist ein Hunger, der nicht verschwindet, wenn er nicht gestillt wird. Eine wütende Bestie, die deine Innereien zerfleischt und Handeln erfordert. Umgehend.
    Als diesmal die Zellentür geöffnet wurde, passierte es ohne großes Trara. Ein älterer Schreibtischhengst, der nur noch die Tage bis zu seiner Pensionierung abhakte, schlurfte herein und stellte desinteressiert ein Tablett vor mich. Ich sah hinab: ein Teller Bohnen und zwei Kartoffelküchlein.
    »Den Fraß hier soll ich essen?«, sagte ich.
    Die faltige Stirn legte sich in noch mehr Falten. »Mach, was du willst.«
    Ich nahm die Tasse Kaffee – sah einigermaßen frisch aus – und sagte: »Den Rest können Sie wieder mitnehmen.«
    Der Uniformierte streckte sich. »Oben ist ein Bursche, der hat mich gebeten, Ihnen was zu geben.«
    »Oben?«
    Eine Augenbraue wurde Richtung Decke gezogen. »Aye. Er meint, Sie könnten das hier vielleicht gut gebrauchen.«
    Er griff in seine Tasche, und ich zuckte zusammen. Ich war früher schon auf diesem Revier gewesen und hatte einige der Typen von oben gesehen; ich war nicht sonderlich scharf darauf, eines ihrer Angebote unbesehen anzunehmen.
    Eine Viertelliterflasche Bell’s kam zum Vorschein, füllte meinen Kaffee auf. »Na, wie sieht das aus?«
    Ich spürte, wie sich mein Puls beschleunigte, trank einen ordentlichen Schluck, meinte: »Wunderbar.« Ich deutete mit einem Kopfnicken auf die Flasche. »Die können Sie nicht hierlassen, oder?«
    »Nein, zu gefährlich!« Kopfschütteln, dann noch einmal Nachschenken, bis zum Rand.
    »Danke, Mann … Kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mir das hilft.«
    Er schraubte den Verschluss

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