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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Kopf. Ich wirbelte herum und setzte mich kerzengerade vor den Ursprung dieser Stimme.
    »Was in drei Teufels –«
    Das Halstuch bewegte sich, als er sprach. »Haben Sie allen Ernstes erwartet, sich mit mir im Freien zu treffen, im blendend grellen Licht vor aller Welt?«
    »Bei Ihnen, Fitz, weiß ich nie, was ich erwarten muss.«
    Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Mit der Brille sah er aus wie Roy Orbison. »Sagen Sie nichts … Sind Sie die ganze Nacht gefahren?«
    »Was?«
    »Um zu mir zu kommen?«
    »Du bist komplett verrückt, Dury!«
    Als hätte ich ihm ein Argument gegeben.
    Fitz zog das Halstuch herunter, setzte sich. Er kramte Zigaretten heraus. Lambert & Butler. Als er sich Feuer gab, blickte er auf die Stadt hinaus. »Ich hatte keine Ahnung, dass man von hier oben so einen Ausblick hat.«
    »Sie erzählen mir jetzt aber nicht, dass Sie das erste Mal auf dem Calton Hill sind, oder?«
    »Ach nein, war schon ein- oder zweimal nachts hier oben, hab meistens Junkies verscheucht, die sich hier einen Schuss setzen wollten, oder irgend so einen jungen Hengst mit einer Flasche Mad Dog intus, der beschlossen hat, die hässlichste Tusse der Schule anzubumsen … Die Sorte wird immer ausgesprochen unangenehm.«
    Ich war betroffen, dass Fitz nur dienstlich auf dem Hill gewesen war. Um Himmels willen, das hier war das Motiv auf sämtlichen Ansichtskarten. Ich sagte: »Sie haben nie die Touristentour gemacht, als Sie hergekommen sind?«
    Er richtete seine hellen Augen auf mich und ließ die Mundwinkel nach unten sacken. »Gus, damals war ich ein Arbeitsmigrant. Ich hatte weder gottverdammt die Zeit noch das Geld, in Rundfahrtbussen herumzuhängen oder solche Dinge. Mensch, kommen Sie doch endlich mal auf den Boden zurück!«
    Ich nahm die Standpauke, wie sie gemeint war. Und wechselte das Thema. »Und? Was haben Sie für mich, Fitz?«
    Er drehte sich auf der Bank herum, einen Arm um meine Schultern gelegt. »Unbedeutendere Typen hätten an deiner Stelle längst einen fetten Arschtritt gekriegt.«
    »Klingt ungemütlich« – betont umständlich entfernte ich seinen Arm von meinen Schultern – »und ist ganz entschieden nicht nach meinem Geschmack.«
    »Leck mich doch, Dury, und versuch gar nicht erst, mich als Schwuchtel hinzustellen, nicht mal im Spaß.«
    Ich hatte den Eindruck, dass ich Fitz hier eine Menge Spaß bereitete, also gab ich klein bei und nahm eine meiner eigenen Kippen heraus. Ich war wieder bei Mayfair, klingt teuer, sind aber die billigsten Fluppen im Handel.
    Fitz gab mir Feuer.
    »Hören Sie«, sagte ich, »ich erwarte ja gar keine Akte oder so etwas, ich denke einfach nur –«
    Ein Lachen. »Da bin ich aber mal gottverdammt froh, das zu hören, denn lieber schließe ich mich dem Naked Rambler auf einer Wanderung durch die alte Heimat an, mitsamt einem beschissenen Kühlschrank wie Tony Hawks auf seiner Reise quer durch Irland!«
    »Aber ich bin hier auf Ihre Hilfe angewiesen, Fitz.« Ich legte gerade genug Schärfe in meinen Ton, um ihn wissen zu lassen, dass ich mich nicht verarschen lassen würde.
    Er ging auf mich los, die Zigarette wie einen Dartpfeil auf mich gerichtet. »Sie haben ja keine Ahnung, was sich momentan auf dem Revier abspielt.« Er drehte sich wieder weg, schüttelte energisch den Kopf. »Überhaupt keine Ahnung!«
    Zum zweiten Mal gab ich klein bei. »Dann erzählen Sie’s mal.«
    Fitz sprang auf. Ich war überrascht, dass sich so ein kräftiger Kerl so schnell bewegen konnte. Er war jetzt ziemlich lebendig, schnipste die gerade mal angerauchte Zigarette auf den Boden und beugte sich über mich wie ein irrer Puppenspieler. »Für den Anfang, Dury, sagen wir einfach mal, dass Jonny Johnstone der Konkurrenz weit voraus ist.«
    Das wollte ich nicht hören. Und das sagte ich ihm auch. »Was meinen Sie damit?«
    Kopfschütteln.
    »J.J., smarter kleiner Wichser, der er ist, hat den Fall abgegeben.«
    »Er hat was?«
    »Unmittelbar nach eurem kleinen Schwätzchen. Sagte, im Verlauf des Verhörs habe er nur deine Beziehung zu seiner Verlobten ans Licht gebracht.«
    Ich war erleichtert, aber auch verblüfft. »Und wo stehe ich dann jetzt?«
    Fitz stellte einen Fuß auf die Bank, verschränkte die Hände. »Tiefer in der Scheiße.«
    Das war ganz eindeutig nicht, was ich hören wollte.
    Er erklärte, Jonnys Ziel sei ein schnelles Geständnis gewesen und dass er wahrscheinlich glaubte, er könne Debs benutzen, um Druck auf mich auszuüben und mich so zu einem Geständnis zu

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