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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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von der boomenden Tagungsbranche der Stadt abbekam. »Ja, ich kenne den Laden.«
    »Wunderbar, schaffen Sie es so gegen acht, halb neun?«
    »Kein Problem.«
    Ich ging mit Usual eine Runde durch den Hafen spazieren. Bekam ein paar Fregatten des Verteidigungsministeriums zu sehen, ansonsten bot sich mir aber ein ziemlich trauriger Anblick. Weit entfernt von der einstigen Betriebsamkeit. Trotzdem, der Hund wirkte überglücklich. Morgen würde er nicht annähernd so glücklich sein, denn er musste zum Ziehen der Fäden wieder zum Tierarzt.
    Zurück auf dem Boot knackte ich den Verschluss einer Flasche Famous Grouse. Das tieffliegende Vögelchen schmeckte köstlich.
    Ich ließ mir den Blick auf die Welt für ein paar Stunden vom Whisky dimmen, bis mir die Uhr an der Wand zeigte, dass es an der Zeit war, unter die Lebenden zurückzukehren. Gott bewahre, dachte ich.
    Ich stellte für Usual Futter hin und ließ ihn sitz! machen, dann flitzte ich zur Tür hinaus, solange er anderweitig beschäftigt war.
    Draußen war es noch hell, aber die Wärme des Tages war verflogen und einem Nordwind gewichen, bei dem sich mir die Haare auf dem Handrücken aufstellten. Das erste Taxi, dem ich zuwinkte, war nicht in Haltelaune. Der Fahrer des zweiten war ein wenig geschäftstüchtiger.
    Vor der Tür des Salisbury erspähte ich Rashers alten Daimler. Ich war misstrauisch, was dieses Treffen anbelangte, dachte aber, es könnten zumindest irgendwelche nützlichen Informationen dabei für mich herausspringen. Ich hatte jetzt lange genug meine Wunden geleckt. Zwei Morde hatte es bereits gegeben – würde ich zulassen, dass der Zähler weiter raufgesetzt wurde?
    Eine meiner Mutmaßungen war wohl eher ein Hirngespinst, ich geb’s zu. Die Vorstellung, dass Rasher mir aufgrund eines einzigen Artikels meinen alten Job wieder anbieten wollte, war ein Trugschluss, aber ich saugte ihn dennoch gierig auf. Was hatte ich denn sonst? Die Vorstellung, dass jemand mich haben wollte, löste ein Gefühl aus, das ich schon sehr lange nicht mehr gehabt hatte. Eines war sicher, ich würde es bis zum Ende durchziehen.
    An der Rezeption erkundigte ich mich, in welcher Suite die Veranstaltung der Tageszeitung stattfand. Die Dame am Empfang musterte mich geringschätzig. Ihr Make-up war noch dicker aufgetragen, als Amy Winehouse es machte; und sie nervte mindestens genauso sehr. Sie schlug das große Buch vor sich auf und schnaubte: »Es gibt hier keine Veranstaltung.«
    »Bitte was?«
    »Sie sagten doch Veranstaltung … von der Tageszeitung.«
    »Aye, Mr. Bacon ist der Herausgeber. Ich habe draußen sein Auto gesehen.«
    Schräger Seitenblick. »Nein. Nichts.« Dann der Killer, die Augen rauf und runter. »Und wer sind denn Sie?«
    Ich war im Begriff zu gehen, aber irgendwo in meinem Kopf flammte dieses Trugbild auf, ich und Debs glücklich vereint, zur Ruhe gekommen, ich arbeitete wieder bei der Zeitung, hatte meinen Scheiß auf die Reihe bekommen. Ich sagte: »Dury … Gus Dury.«
    Ein Flackern hinter diesen herablassenden Kugeln. »Ah ja, ich verstehe. Sie sind das.«
    »Entschuldigen Sie?«
    Grienen. »Durch das Restaurant, bitte, dann die erste Tür links.«
    »Danke.«
    Einige wenige Restaurantgäste sahen auf, als ich an ihren Tischen vorbeiging, aber die meisten waren mit sich selbst beschäftigt. Der Laden hier schien es auf eine ältere Klientel abgesehen zu haben. Ich kam mir vor, als würde ich durch ein Meer an Grau waten.
    An der Tür entschied ich mich gegen höfliches Anklopfen und ging einfach rein.
    Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen.
    Als erstes erspähte mich meine Mutter, die gebrechlicher wirkte als in all den letzten Jahren. Fast musste ich zweimal hinschauen. Sie schlurfte zu mir herüber und nahm meinen Arm. »Hallo, Angus.«
    »Mam, was zum Teufel ist das hier?«
    Alle waren da: Hod, Mac, Debs, Rasher, meine Schwester Catherine und mein Bruder Michael. Sogar ein paar Leute, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte und an deren Namen ich mich kaum erinnern konnte, alte Freunde der Familie.
    »Mam, ist alles in Ordnung? Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wollte dich besuchen, aber …«
    Sie brachte mich zum Schweigen und zeigte auf einen Stuhl, der in die Mitte des Raums gestellt worden war, dahinter eine ganze Reihe weiterer Stühle. Ich wurde aufgefordert, mich auf den heißen Stuhl zu setzen. Die anderen folgten. Sie sahen alle so ernst aus.
    Ich setzte mich.
    Spürte, wie sich mein Puls beschleunigte.
    Rasher sprach als erster.

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