Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Alle anderen saßen da, sahen zu, bis auf Mac, der Rasher sagte, er solle sich erheben.
    »Gus«, sagte Rasher, »wissen Sie, warum Sie hier sind?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tja, sofern nicht gleich Michael Aspel von Das ist Ihr Leben mit seinem großen roten Buch hier auftaucht, muss ich gestehen, dass ich auch nicht die geringste Ahnung habe.«
    Rasher fuhr fort. »Gus, Ihre Freunde und Familie haben diese kleine Veranstaltung hier inszeniert, um zu versuchen, Sie wachzurütteln und –«
    Mac unterbrach. »Gus, das hier ist eine Intervention!«
    »Eine was?« Hatte ich richtig gehört?
    Rasher stoppte Mac. »Ja, schön, so kann man es auch ausdrücken … Wir sind hier, um Ihnen bewusstzumachen, dass wir uns Sorgen um Sie machen, Gus.«
    Moment mal – hörte ich das jetzt wirklich? Mr. Bacon machte sich Sorgen um mich? Das kaufte ich ihm nicht ab.
    »Langsam! Ganz ruhig. Können wir hier mal auf den Punkt kommen? Ich bin nicht besonders vertraut mit den Sorgen, von denen hier geredet wird.«
    Mac erhob sich. »Gus, das hier ist eine therapeutische Intervention bei einem Menschen mit schwerem Alkoholproblem … Wir sind hier, weil wir dir einen Anstoß geben wollen, endlich selbst die notwendigen Schritte zu ergreifen.«
    Jetzt kapierte ich. Therapeutische Intervention bei einem Menschen mit schwerem Alkoholproblem. Von so was hatte ich noch nie gehört. Das Bild, das ich in meinem Kopf gespeichert hatte, Rasher, der mir einen Vertrag vor die Nase hielt, seine fette Hand über dem Papier schwebend, den Füller fest umklammert, während er mich bat, das Ding zu unterschreiben, dieses Bild verschwand urplötzlich. Es würde kein Jobangebot geben, kein neues Leben. Alles war nur ein Traum.
    Ich sah Debs an. Sie starrte auf den Boden. Ich wusste, die anderen hatten sie nur mitgeschleppt, und ich empfand für sie nichts außer Sympathie. Wie konnte man sie nur bitten, bei so etwas mitzumachen, nach allem, was sie meinetwegen hatte mitmachen müssen? Ich empfand eine tiefe Wut – und ich wollte sie an jemandem abreagieren.
    Ich stand abrupt auf, der Stuhl fiel hinter mir um.
    Ich hörte, wie meine Mutter tief Luft holte. »Angus, bitte, lass den Mann ausreden.«
    »Nein, Mam, das ist einfach nur dumm.«
    »Ich bitte Sie, Gus, ich verstehe, dass es wie ein Schock für Sie sein muss«, sagte Rasher.
    »Schock! Ich geb Ihnen gleich einen Schock, Sie hinterhältiger Bastard.«
    Hod erhob sich. »Gus, komm schon, Mann, versuch’s doch wenigstens mal.«
    Mac schloss sich ihm an und gab seinen Senf dazu. »Manche Leute haben einen weiten Weg hierher auf sich genommen, Gus. Du musst sie zu Wort kommen lassen.«
    Ich richtete einen Finger auf ihn, aber die Worte wollten nicht herauskommen. Ich drehte mich zur Tür.
    Als ich durchs Restaurant stürmte, hörte ich Debs mir nachrufen. »Gus, Gus, warte!«
    Ich blieb nicht stehen.
    Dieses Mal hoben sich im ganzen Laden die grauen Köpfe.
    Auf dem Parkplatz holte Debs mich schließlich ein, packte meine Jacke und zog mich zu sich herum. »Ich hab ihnen gesagt, es wäre eine beknackte Idee.«
    »Oh, sie haben auf dich gehört.«
    Sie zog die Mundwinkel herunter. »Tut mir leid.«
    Es wirkte merkwürdig, das aus ihrem Mund zu hören, denn normalerweise war das mein Text. Ich wandte mich ab, ging weiter.
    »Gus, wo willst du hin?«
    »Weg von hier.«
    Sie folgte mir. »Dann komme ich mit.«
    Ich drehte mich um. »Hältst du das für eine gute Idee?«
    »Ist mir egal.«
    »Ich könnte dich daran hindern.«
    »Du könntest es versuchen.« Sie lächelte mich an und streckte mir die Zunge raus.
    Wir lachten beide.
    »Und wozu soll das gut sein?«
    Wir schlenderten etwa eine Stunde herum und ließen uns wie zwei Teenager auf einer Böschung nieder, zwischen uns eine Flasche Cherry Coke.
    »Hätte nicht gedacht, dass sie dieses Zeug immer noch herstellen«, sagte ich.
    »Sie haben es wieder auf den Markt gebracht. Wispa-Schokoriegel übrigens auch.«
    »Wie, gab’s mal keine Wispas mehr?«
    »Oh, Gus, jahrelang nicht.«
    Wo war ich nur gewesen? Ich hatte schon so lange mit Debs reden wollen, über so viele Dinge, aber jetzt schien nichts davon mehr wichtig zu sein. Ich war so glücklich wie nie zuvor, mit ihr einfach nur über irgendeinen kompletten Schwachsinn zu reden.
    »Schau mal, ein Stern«, sagte Debs.
    »Ich glaube, das ist ein Satellit.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein.« Mein Gott, war ich überhaupt bei irgendwas sicher? »Aber wie ein Stern sieht’s irgendwie nicht

Weitere Kostenlose Bücher