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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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aus.«
    Sie reichte mir die Flasche. »Erinnerst du dich noch, wie wir das immer unten an der Rutsche gemacht haben?«
    Ich lachte, schnaufte. »O ja. Wie könnte ich jemals den Merrydown Cider vergessen? Der war widerlich.«
    »Meinst du, die Kids hängen heute immer noch in Parks ab und trinken Merrydown?«
    »Ich glaube, der wird nicht mehr hergestellt.«
    »Vielleicht wird der auch wieder auf den Markt gebracht.«
    Wir lachten wieder, es war ein glückliches, ausgelassenes Lachen. Ich ließ mich auf den Rücken ins Gras fallen. Debs legte sich neben mich.
    »Es wird dunkel«, sagte sie.
    »Ist schon spät, Debs.«
    Sie stützte sich auf einen Ellbogen. »Du schaffst es immer, eine völlig zusammenhanglose Feststellung wie etwas erscheinen zu lassen, das mit dem zu tun hat, worüber wir gerade sprechen.«
    »Nein, tue ich nicht.«
    »Und du bestreitest es immer.« Sie kniff mich in die Nase.
    »Ja, du hast recht. Ich bin ein Klugscheißer … Aber man muss schon selbst einer sein, um einen zu erkennen.« Wie ich Debs dann anstarrte, wusste ich, dass mich niemals ein anderer Mensch so gut verstehen würde, wie sie es tat. Sie kannte mich in- und auswendig. Egal, mit wem ich zusammen war, was das betraf, konnte niemand Debs das Wasser reichen. Es war einfach nur sie, und sie allein, die mich hatte.
    »Sieh mal, das da ist jetzt aber ein Stern«, sagte ich.
    »Wow, der ist hell.«
    »Und der erste der Nacht … Wünsch dir was.«
    Sie schloss die Augen. »Werde ich dir sagen, was ich mir gewünscht habe?«
    »Nein, tu’s nicht – könnte sein, dass es dann nicht in Erfüllung geht.«
    Sie schwieg einen Moment, dann legte sie sich wieder zurück ins Gras. »Gus – ich hab mir was für dich gewünscht.«
    »Hast du?«
    »Ja.«
    Ich seufzte. »Danke.«
    Die Dunkelheit kam jetzt schnell. Wind kam auf und blies genau die Böschung entlang.
    »Ach, das ist aber eine kalte Brise«, meinte Debs.
    Ich setzte mich auf. »Wir sollten reingehen.«
    »Nein, bleib.« Sie zog mich wieder herunter, schob sich näher, legte die Hände unter ihr Kinn und schmiegte sich an mich. »Mir gefällt’s hier.«
    »Okay.«
    Der Mondschein fiel auf ihr Haar. Ich wollte sie in den Arm nehmen, sie an mich drücken, aber irgendwas machte mich starr und unbeweglich. Ich war wieder fünfzehn und unter der Rutsche, und Debs hatte sich kein bisschen verändert. In meinem Innersten wusste ich, dass sich keiner von uns je ändern würde.

I m Wartezimmer des Tierarztes war ein lahmer alter Labrador drauf und dran, sich mit einem Dackel zu beißen.
    »Harvey ist eigentlich ganz harmlos«, sagte die Besitzerin, eine Morningside-Lady in Twinset, Tweedrock und Gummistiefeln. Hätte ein bisschen Hilfe gebrauchen können, Harvey zurückzuhalten, dachte ich.
    Ich lächelte. »Sind wahrscheinlich die Nerven. Ich mag diese Besuche auch nicht.«
    Der Lab knurrte, es war ein Grollen aus tiefster Brust.
    »Er mag den Tierarzt nicht … Das regt ihn immer so auf«, sagte Morningside. »Vielleicht sollte ich mit ihm rausgehen, bis er sich wieder etwas beruhigt hat. Würden Sie denen bitte sagen, sie sollen kurz rufen, wenn ich dran bin?«
    Ich nickte. »Klar, mach ich.«
    Harvey zerrte knurrend an der Hundeleine, als er ging. Ich winkte ihm nach. Der Dackel schien sich als Sieger zu fühlen.
    »Haben Sie einen Termin?«, fragte die Arzthelferin an der Rezeption.
    »Äh, nein. Ich wusste nicht, dass ich einen brauche.« Das war für meinen Geschmack alles viel zu dicht an der realen Welt. Termine, sich mit Fachleuten auseinandersetzen zu müssen. Ich fühlte mich in weniger ehrbaren Etablissements mehr zu Hause.
    »Nun, normalerweise nehmen wir keine Patienten ohne Termin an.«
    »Ach, es geht ja nur darum, dem Hund die Fäden zu ziehen … Er ist attackiert worden, verstehen Sie.«
    »Attackiert!« Sie hob ihren Blick von der Theke. »Oh, der arme Kleine! Solche Fälle bekommen wir in letzter Zeit viel zu oft zu sehen.«
    Ich schmierte ihr Honig um den Bart. »Wie ich schon sagte, er wurde attackiert, und man musste ihn zusammenflicken, das arme kleine Hundchen.«
    »Macht jetzt aber einen guten Eindruck. Hat offenbar keine bleibenden Schäden hinterlassen. Manche der Hunde, die brutal misshandelt wurden und die wir dann hier sehen, ziehen sich einfach in sich zurück.«
    Ich wusste, wovon sie redete. »Er ist jetzt glücklich und zufrieden.«
    »Okay.«
    »Ich denke, wir können ihn bei Mr. Andrews dazwischenschieben. Wenn Sie bitte warten, werde ich mal sehen,

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