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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wann er einen freien Moment hat. Einverstanden?«
    Anscheinend hatte Mr. Andrews nicht viel zu tun. Er konnte uns sofort dazwischennehmen. Ich stand auf und folgte ihm. Usual war nicht sonderlich scharf darauf, den Tierarzt zu sehen, weswegen er seine Vorderpfoten als Bremsen einsetzte, als er ins Behandlungszimmer geführt wurde. Das erste Mal, dass ich bei ihm so etwas wie Ungehorsam bemerkte.
    »Komm schon, mein Freund …«, sagte ich. Er taute ein wenig auf. War aber immer noch fest entschlossen, nirgendwohin zu gehen. »Ich weiß gar nicht, was in ihn gefahren ist.«
    »Das ist der Instinkt«, meinte der Tierarzt. »Sie werden nie erleben, dass ein Tier quietschvergnügt ins Behandlungszimmer spaziert.«
    Ich nahm Usual hoch. Kleine Gegenwehr.
    Auf dem Untersuchungstisch hielt ich den Kopf des Hundes fest, während der Mann seine Arbeit machte. Die Fäden kamen völlig undramatisch heraus. Usual wirkte genauso erleichtert wie ich.
    »Ist er ein Rettungshund?« Der Tierarzt schien seine Geschichte nicht zu kennen.
    »Also, äh, ja, irgendwie. Ich habe ein paar kleine Dreckskerle dabei erwischt – oh, tut mir leid, wollte sagen, Teenager –, wie sie ihn für Schießübungen benutzt haben.«
    Er schien das gelassen zu nehmen. »Leider fast schon Alltag heutzutage.« Noch ein Antiseptikum auf die Wunden, und Usual war fertig. »So, das war’s. Achten Sie darauf, dass er das nicht ableckt.«
    Ich nickte. »Hast du das gehört, Kumpel? Nicht die Medizin ablecken!«
    Der Tierarzt gab irgendwas in seinen Computer ein, drückte mehrere Tasten. Ich bereitete mich auf den Schock der Rechnung vor. »Wenn das alles war, Mr. Crawford.«
    Jetzt konnte ich ihm nicht so ganz folgen. »Äh, nein, tut mir leid – der Name ist Dury.«
    Der Tierarzt nahm seine Brille ab, starrte auf den Monitor, sah dann wieder mich an und sagte: »Dury ist aber nicht der Name, den wir hier haben.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen. Wer hat Ihnen denn den anderen Namen genannt?«
    »Auf dem Chip – der Hund ist gechippt.«
    Ich trat seitlich an den Bildschirm. Der Hund wehrte sich, wollte nicht, dass ich ihn allein ließ. Ich legte eine Hand auf seinen Kopf. »Nur einen kleinen Moment, Kumpel.«
    Der Tierarzt zeigte auf den Monitor. »Sehen Sie, Mark Crawford … das ist der Name, der auf dem Chip gespeichert ist.«
    Ich überflog die Angaben. Da war auch eine Adresse: Ann Street.
    Der Tierarzt setzte die Brille wieder auf und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    Ich bluffte. »Tja, das ist ja phantastisch. Das bedeutet, ich kann die zwei wieder zusammenbringen. Ist das nicht herrlich? Da hat sich dieser Arztbesuch ja mal so richtig gelohnt … Vielen, vielen Dank. Könnte ich jetzt bezahlen?«
    An der Rezeption nahm ich eine Packung Hundekuchen und den größten Kauknochen im Angebot, ließ beides auf die Rechnung setzen.
    »Sie wirken erleichtert, dort raus zu sein«, sagte die Arzthelferin an der Rezeption.
    »Ja, ich glaube, das ist er.«
    »Ich sprach von Ihnen.« Sie ahnte ja gar nicht, wie recht sie hatte.
    Auf der Straße kniete ich mich hin, packte Usual und kraulte ihm die Ohren. »Was bist du für ein braver Junge, hmh? … Na, hmh? Was bist du für ein gottverdammt braver Junge?«
    Ich gab ihm einen Hundekuchen. Er mampfte selig vor sich hin.
    »Mein Gott, Junge, gut möglich, dass du mir gerade den Arsch gerettet hast.«
    Ich kramte mein Handy heraus.
    Ließ klingeln.
    »Ja, Mac hier …«
    »Wer ist der Obermufti?«
    Schnauben.
    Seufzen.
    »Mac, deine Bemerkung darüber, dass dieser Fall eine Nummer zu groß ist …«
    »Ja, was ist damit?«
    »Tja, mein Freund, ich glaube, ich habe unseren ersten Teilerfolg.«
    Er räusperte sich. »Da steht dir gleich noch einer ins Haus.«
    »Wie bitte?«
    »Rabs Schläger waren wieder da. Wenn wir beim letzten Mal meinten, sie wären unfreundlich, dann haben sie diesmal daran keinen Zweifel mehr gelassen.«
    Ich wollte das alles jetzt nicht hören. »Ist mit dir alles okay?«
    »Auf meinem Auge liegt ein schönes großes Steak, das sich viel besser auf einem Teller mit Fritten für einen Zehner gemacht hätte … ein Zehner, nebenbei gesagt, den wir jetzt sehr gut gebrauchen könnten.«
    »Die Kneipe?«
    »Bisschen mehr auf den Kopf gestellt als nach dem Besuch der Bullen.«
    Ich spürte einen Stich in der Brust, der entweder einen nahenden Herzinfarkt ankündigte oder aber das Sterben des letzten Fünkchens Hoffnung. »Was hast du ihnen gesagt?«
    »Ich hab ihnen gesagt, du wärst

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