Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
fünfunddreißigjähriger Mann mit einer sehr gesunden Libido, und er hatte sich sein ganzes Erwachsenenleben lang schon immer über seine normale Erregung gefreut. In den letzten Jahren hatte er diesen Bereich ein wenig vernachlässigt. Er war zwar mit Frauen ausgegangen, sogar mit einigen sehr interessanten Kandidatinnen, doch er hatte keine kennengelernt, die ihn vor Verlangen verrückt machte. Das vermisste und brauchte er in seinem Leben dringend.
Noah war kein komplizierter Mann. Er musste an einer Frau mehr als eine Eigenschaft mögen, um sie zu begehren. Erstens musste er sie generell gern haben, und dann musste er sich mit ihr wohlfühlen – die kleinen Neckereien und Wortgefechte mit Ellie waren für ihn das Vorspiel zu einer echten Freundschaft. Etwas, das er in seinem Leben in den letzten Jahren schmerzhaft vermisst hatte – ihre Verspieltheit. Er hatte sein Leben etwas zu ernst werden lassen. Ellie hatte ihm das Lachen zurückgebracht.
Als er sie das erste Mal sah, hatte ihn ihre unverhohlene Sexualität schockiert. Inzwischen schockte sie ihn nicht mehr. Entweder Ellie versuchte, sie etwas weniger offensichtlich hervorzuheben, oder er hatte sich an sie gewöhnt. In Wahrheit schminkte Ellie sich nicht mehr so stark wie vorher, aber weshalb hätte sie sich, um die Wände zu streichen oder um zu putzen schminken sollen? Allerdings begann er Dinge, die ihn normalerweise abgeschreckt hätten, amüsant zu finden. Irgendwie süß. Typisch Ellie. Zum Beispiel die langen Fingernägel, die fast jeden Tag in einer anderen Farbe glänzten und mit Strasssteinchen verziert waren. Seiner Meinung nach war Ellie dabei, sich langsam in ein Pop-Art-Kunstwerk zu verwandeln.
Noah hatte sich seit Jahren nicht mehr so lebendig und glücklich gefühlt. Ellie sorgte nicht nur dafür, dass er sich wieder selbst spürte, sondern dass er auch wieder Freude an allem fand.
Nachdem er sie nach Hause gebracht hatte, kehrte er in die Kirche zurück und stellte sich vor dem inzwischen dunklen Glasfenster auf, sah hinauf und sagte zu sich selbst: Ich verspreche, dass ich sie nicht enttäuschen werde. Ich werde einen Weg finden, für sie da zu sein, solange sie mich braucht, um ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen und ein Leben zu beginnen, das sie verdient hat. Amen.
„George?“, rief Noah ins Telefon.
Er bekam nur ein Grummeln als Antwort und dann: „Lieber Himmel! Es ist Mitternacht!“
„Ich habe sie geküsst. Es war mehr als nur ein Küsschen auf die Wange. Es war so richtig. Mit allem.“
„Nun“, sagte George, der sich im Bett aufrichtete und nach seiner Brille tastete. „Ich verstehe nicht, ob du nur angeben oder um Verzeihung bitten willst.“
„Das Desaster ist schon vorprogrammiert.“
„Ach, Angeber. Niemand liebt ein gutes Desaster mehr als du.“ Dann lachte er leise in sich hinein. „Und jetzt?“
„Jetzt kann ich es kaum abwarten, bis ich es noch einmal tue.“
„Vielleicht verschiebst du es lieber noch ein bisschen, mein Lieber. Bis du dich dort ein wenig eingewöhnt hast.“
Es gab zwischen ihnen ein paar Dinge, die keiner weiteren Erklärung bedurften. George fragte Noah nicht, ob er in sie verliebt war, denn Noah ließ sich nicht mit Frauen ein, wenn sie ihm nichts bedeuteten. Noah hatte keine Veranlassung zu erklären, dass er dabei war, sich zu sehr in sie zu verlieben, und dass ihn das beunruhigte. Schon alleine der Zeitpunkt seines Anrufs verriet George, was er wissen wollte.
„Vielleicht handelt es sich auch nur um ein völlig altmodisches Verlangen“, sagte Noah.
„Hm, vielleicht“, erwiderte George.
„Allerdings das heftigste Verlangen, das ich kenne“, erklärte Noah. „Herr im Himmel, das ist doch total falsch.“
„Wir wissen beide, weshalb es falsch ist, mein Sohn. Wir sollten dennoch vielleicht mal einen Augenblick darüber sprechen, was richtig wäre.“
„Ich kann im Moment an nichts anderes mehr denken außer an mein Verlangen. Und dass sie unglaublich ist. Ich hätte nie gedacht, dass es funktionieren würde – ich dachte, ich tue ein gutes Werk, indem ich ihr diesen Job gebe, den sie braucht, um das Sorgerecht für ihre Kinder zurückzubekommen. Aber ich hätte nichts Besseres bekommen können. Und sie bringt mich zum Lachen. Sie ist so frech. Und sanft. Hatte ich schon mal erwähnt, wie sanft sie ist?“
„Hast du sie genötigt? Sie bedrängt? Emotional erpresst?“, fragte George.
„Selbstverständlich nicht. Ich sagte ihr sogar, dass sie mich
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