Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
zum ersten Mal getroffen haben?«
»Nein, Sir.«
»Anders als die meisten anderen Kunstdiebe hast du deine Schätze nicht für das Gold eingeschmolzen. Du bist immer das Risiko eingegangen, sie unbeschädigt zu verkaufen.«
Robert zuckte die Schultern. »Sie waren zu hübsch, um sie zu zerstören.«
Mr. Mimes’ Blick wanderte zu Theresa, die in der Ecke stand. Sie hielt einen Stapel Speisekarten an die Brust gepresst und beobachtete die Banditos, die ihrerseits Robert und Mr. Mimes beobachteten.
»Es gibt zu wenige schöne Dinge auf dieser Welt«, sagte Mr. Mimes. »Ich finde auch, dass sie geschützt werden sollten.«
Einer der Banditos ging zur Kneipentür, inspizierte den Sicherheitsriegel und vergewisserte sich, dass er noch immer vorgelegt war. Er sah außerordentlich verwirrt drein. Er drehte sich zu seiner Bande um, und sie sprachen darüber. Einer von ihnen schlug ein Kreuz, doch der älteste, hünenhafteste Bandito verpasste ihm für diesen abergläubischen Unsinn eine Ohrfeige.
»Ich möchte dich ja nicht gern bei dem unterbrechen, was du gerade vorhast«, sagte Mr. Mimes mit einer lässigen Handbewegung, »aber ich dachte, es wäre an der Zeit, dass wir uns über deine Zukunft unterhalten.«
Zukunft war kein Begriff, den Marcus je benutzt hatte,
wenn er von seiner Arbeit gesprochen hatte. Mr. Mimes hatte heute mehr im Sinn als einen Fahrauftrag. Und Robert wurde das ungute Gefühl nicht los, dass es etwas Schlimmeres sein mochte, als von betrunkenen Drogendealern erschossen zu werden.
»Ich verstehe nicht recht, Sir.«
»Gefällt es dir, für mich zu arbeiten?« Mr. Mimes lächelte noch immer, aber sein Blick war hart geworden.
Robert wollte schon reflexartig bejahen, zögerte dann aber. Mr. Mimes hatte eine ernsthafte Frage gestellt, also würde Robert sorgfältig darüber nachdenken, was er wirklich empfand.
Es hatte Nachteile, als Fahrer für Henry Mimes zu arbeiten. Die Missionen waren oft risikoreich. Man handelte außerhalb des Gesetzes. Und wie Marcus betont hatte, gehörte ihr Boss zur Liga der Unsterblichen, die launisch und immer tödlich waren, manchmal selbst ihren bezahlten Helfern gegenüber.
Aber der Job hatte auch zahlreiche Vorteile. Robert konnte in seiner Freizeit fahren, wohin er wollte. Ihm war ein Dutzend Sprachen beigebracht worden. Er hatte ein Spesenkonto, von dem selbst die meisten Vorstandsvorsitzenden von Fortune- 500-Unternehmen nicht einmal träumen konnten.
Für einen Sechzehnjährigen ohne Schulabschluss war das ziemlich gut.
Vor allem aber war da das Abenteuer. Robert langweilte sich nie.
»Es verkürzt vielleicht mein Leben, für Sie zu arbeiten«, sagte Robert schließlich, »aber wenigstens führe ich ein lebenswertes Leben.«
Mr. Mimes’ Miene hellte sich wieder auf, und er drückte Robert die Schulter. »Mein lieber Junge, ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können. Nun denn; ich habe eine neue Mission für dich – eine geheime, bei der es um ein schönes Mädchen geht. Ich will, dass du sie näher kennenlernst und ihr hilfst, wenn du kannst.«
»Ein Spionageauftrag?«, fragte Robert fasziniert. Doch als er
langsam begriff, was Mr. Mimes da von ihm verlangte, spürte er, wie sich ein harter, kalter Klumpen in seinen Eingeweiden bildete. »Sie meinen Fiona Post.«
Mr. Mimes zog eine Augenbraue hoch. »Hat unser lieber, kürzlich verstorbener Mr. Welmann dir beigebracht, Gedanken zu lesen?«
»Nein, Sir. Aber wer könnte es sonst sein, nach allem, was in den letzten Tagen passiert ist?«
»Marcus sagte, dass du manchmal den springenden Punkt sofort siehst. Sie ist wirklich etwas Besonderes, nicht wahr?«
Ein Mädchen, das einen Monsteralligator mir nichts, dir nichts überreden konnte, ihr Freund zu werden? Und kaum mit der Wimper zuckte, während sie und ihr Bruder die Geschichte erzählten und ihm den fünfzehn Kilo schweren Eisenstachel überreichten, den sie aus dem Geschöpf herausgezogen hatte?
»Ja, sie ist schon wer«, sagte Robert. »Aber es ist mir nicht gestattet, jemanden ›kennenzulernen‹, der auch nur möglicherweise zur Liga gehört.«
»Ich würde dich nie auffordern, die Regeln zu brechen«, sagte Mr. Mimes mit gespielter Empörung. »Das wäre falsch . Aber wenn du zufällig von dir aus die Regeln brichst, nun, das wäre etwas, das ich nicht hätte vorhersehen können … und wofür man mich auch nicht verantwortlich machen könnte.«
Robert schluckte. Er verstand das Wesentliche. Wenn es schiefging, würde Mr.
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