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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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deutete den Weg zurück, den sie gekommen waren:
eine klare Aufforderung, die Beine in die Hand zu nehmen.
    Doch Robert dachte gar nicht daran wegzulaufen. Acht Monate Training hatte er jetzt hinter sich. Er konnte mit so was umgehen.
    Welmann griff nach dem Holster an seinem Kreuz und zog einen schweren Revolver aus poliertem Stahl, seine Colt Python Elite.357 Magnum.
    Robert deutete auf Welmanns Turnschuh und machte eine Geste: Gib her!
    Ohne weiter nachzudenken, griff Welmann nach der Taurus PT-145 in seinem Knöchelholster, eine winzige Polymerpistole, deren Lauf nicht länger war als ihr schmaler Griff. Dann hielt er inne, deutete betont auf Robert und machte eine ruckartige Bewegung zum Boden hin, um anzudeuten, dass er sich nicht von der Stelle rühren sollte.
    Robert nickte. Welmann konnte mit seiner fleischigen Faust mühelos dafür sorgen, dass er sich überhaupt nicht mehr rührte.
    Sein Chef packte den Türgriff und stürmte in die Kanzlei.
    Robert spähte ihm hinterher und sah die Lichtquelle im Raum: eine Stiftlampe auf einem Schreibtisch, die leere Aktenordner beschien.
    Welmann hob die Taschenlampe auf, legte sie auf sein anderes Handgelenk und tastete sich langsam, mit angelegter Pistole durchs Büro. Der Raum war so groß wie eine Doppelgarage, aber vollgestopft mit sechs Schreibtischen, einer Wand voller Aktenschränke und Postern, die Berge und Wildwasserflößer zeigten und Titel wie AUSDAUER und INTEGRITÄT trugen. Der Schein der Natriumdampf-Straßenlaternen drang durch die Fenster und tauchte alles in ein unnatürlich orangefarbenes Licht.
    Welmann sah hinter den Schreibtischen nach. »Niemand da«, flüsterte er. »Verflucht seltsam.«
    Robert schob sich ins Zimmer und sah ein zweites Mal hinter der Tür nach. Nur Schatten. Wer also hatte diese Taschenlampe benutzt?

    Welmann sah Robert, warf ihm einen finsteren Blick zu und kaute auf Worten herum, die er doch nicht aussprechen würde. Was konnte er schon sagen? Das Büro war verlassen.
    Robert war drauf und dran, Welmann zu erzählen, wo er sich seine »Ich versuche, dir etwas beizubringen«-Nummer hinschieben konnte, als er plötzlich etwas hinter sich spürte … es war die Präsenz von irgendeinem großen, atmenden Wesen. Es räusperte sich.
    Robert wirbelte herum.
    Die Schatten hinter der Tür teilten sich wie ein Vorhang. Eine glühende Zigarette enthüllte ein Lächeln, das die Grinsekatze aus Alice im Wunderland neidisch gemacht hätte.
    Aus diesem leichten Schatten löste sich ein Samoaner im dunklen Anzug, mit dunkelgrauem Hemd und schwarzem Schlips, dessen Krawattennadel einen winzigen Smaragdschädel trug.
    Robert fand es seltsam, dass er diese kleine Einzelheit bemerkte – denn der Kerl war gut und gern zwei Meter zehn groß, und er musste mindestens zweihundert Kilo Lebendgewicht haben, die in einen Armani-Anzug gegossen worden waren.
    »Verflucht seltsam?«, sagte der Mann mit grollender Baritonstimme. »Das ist eine interessante Wortwahl.«
    Roberts Herz hämmerte, und er war kurz davor, in Panik zu geraten. Aber Welmann hatte ihn trainiert: Er hatte ihn Hunderte von Vault-of-Horror -Comics lesen und jeden erhältlichen drittklassigen italienischen Slasherfilm anschauen lassen. Robert war zumindest theoretisch auf das Unerklärliche und Unerwartete vorbereitet – und dass ein Mann, der einen professionellen Linebacker der NFL hätte plattmachen können, einfach aus dem Nichts hervortrat, gehörte ganz gewiss dazu.
    Sie hatten keine Möglichkeit, gegen diesen Kerl zu kämpfen. Keinen Fluchtweg. Das ließ ihnen zwei Optionen: Ihn zu erschießen – oder zu bluffen.
    Robert schluckte; seine Kehle fühlte sich an wie Schmirgelpapier. »He, wie geht’s denn so?«
    Der lächelnde Samoaner zog an seiner Zigarette. »Mir geht
es gut, junger Mann.« Er nickte Welmann zu. »Legen Sie die Pistole weg. Wonach suchen Sie?«
    Robert begriff, dass er in Welmanns Schusslinie stand. Anfängerfehler. Er trat zwei Schritte nach links.
    Welmann umklammerte seinen Colt fester.
    »Ich verabscheue unnötige Gewalt«, sagte der Mann.
    Robert lief ein Schauer die Wirbelsäule entlang; er hatte das Gefühl, dass dieser Typ die meiste Gewalt für »nötig« hielt.
    »Wenn Sie gestatten?« Der Mann griff in sein Jackett.
    »Sachte, Kumpel«, knurrte Welmann. »Zwei Finger.«
    Der Mann nickte. Er zog eine Visitenkarte hervor und hielt sie Robert hin.
    Hünenhafte Kerle wie dieser hier waren normalerweise nicht so schnell. Warum malte Robert sich also

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