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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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glaubst du, was ist heute Abend los?«, fragte Fiona. »Mir läuft es kalt den Rücken hinunter, wenn ich darüber nachdenke, wie Großmutter sich verhält.«
    »Ja …« Eliot erinnerte sich an die Intensität ihres Blicks, und eine Gänsehaut kroch ihm die Arme empor. »Ich habe gehört, wie sie sich auf Französisch unterhalten haben. Was heißt › caché‹ ?«
    »Äh … sich verstecken. Oder versteckt, verborgen.«
    »Vielleicht reden sie über Geburtstagsgeschenke?«
    »Vielleicht.« Eliot hörte ihrem ausdruckslosen Tonfall an, dass sie auch nicht daran glaubte.
    Sie waren beide einen Moment lang still, dann sagte Fiona schließlich: »Heute, bei der Arbeit … ich weiß zu schätzen, was du da getan hast.«
    »Schon gut. Ich glaube, es wird von jetzt an bei Ringo’s besser laufen.«
    »Sicher. Wir machen jetzt besser Schluss, bevor sie uns noch hören.«
    »He, eines noch!«
    »Was?«
    Eliot wollte viele Dinge sagen. Etwa, dass er, wenn er schon mit einer absonderlichen Schwester geschlagen sein musste, froh war, dass es Fiona war. Dass keine seiner Hausaufgaben ohne ihre Hilfe auch nur halb so gut geworden wäre. Dass er
sie – auch, wenn es schmerzte, darüber nachzudenken – in gewisser Weise irgendwie beinahe mochte.
    Aber stattdessen sagte er nur: »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag morgen.«
    »Dir auch.«
    Plötzlich fühlte sich die andere Seite des Heizungsrohrs leer an.
    Eliot stand auf und wusch sich das Gesicht; dann warf er einen Blick in den Spiegel. Er sah immer noch wie eine Art deppus maximus aus. Aber vielleicht würde sich das morgen ja alles ändern. Fünfzehn.
    Er seufzte und schaltete das Licht aus.

4
    Fahrschule
    Robert Farmington sah zu, wie sein Chef, Marcus Welmann, das Schloss der Milchglastür knackte.
    Eigentlich war das illegal, aber es war eine Anwaltskanzlei; und diese Kerle verstümmelten das Gesetz ja ohnehin ständig.
    Robert arbeitete für die Detektei Welmann und Partner , obwohl es keine »Partner« gab und weder er noch Welmann eine Lizenz hatten als Detektive. Heute Nacht waren sie auf der Suche nach ein paar vertraulichen Akten über eine vermisste alte Dame. Keine große Sache.
    Robert blickte den verlassenen Flur hinunter, dann sah er aus dem Fenster auf die Straße zwei Stockwerke unter ihnen. In diesem Kaff herrschte um drei Uhr morgens wahre Friedhofsruhe. Es hieß Del Sombra, was auf Spanisch so viel wie »aus dem Schatten« bedeutete. Komischer Name für einen Ort.
    Er sah zurück zu Welmann, der gerade das winzige Schloss mit seinen massigen Armen auszuhebeln versuchte.

    Marcus Welmann trug ausgeleierte Tarnanzugshosen, ein schwarzes T-Shirt und Laufschuhe, von denen die Leuchtstreifen abgerissen waren. Sein Chef war nicht gerade eine Schönheit. Er war sechzig Jahre alt, grauhaarig und bestand aus zweihundertfünfzig Pfund reiner Muskelmasse. Um seine riesigen Hände hätte ihn jeder NBA-Stürmer beneidet. Großartig zum Zuhauen; für Feinarbeit taugten sie allerdings weniger.
    Robert beugte sich näher heran und flüsterte: »Willst du, dass ich es knacke? Ich erledige das in knapp zehn Sekunden!«
    Welmann drehte sich zu Robert um. Seine Augen verengten sich – eine Warnung, dass sein Protegé jetzt besser die Klappe hielt, wenn er nicht draußen im Auto warten wollte.
    Welmann verabscheute es, am Tag mehr als ein Dutzend Wörter zu sagen; das war Teil seiner Neandertaler-Rolle. Er hatte einen Harvard-BWL-Abschluss und war in der Marine Medizintechniker gewesen, aber er spielte immer den Dummen, weshalb ihn die Leute meist unterschätzten.
    Robert verschränkte die Arme und antwortete auf Welmanns wortlose Drohung mit seiner besten James-Dean-Imitation eines rebellischen Teenagers – was ziemlich leicht war, denn Robert trug bereits das nötige Outfit dafür: schwarze Lederjacke, Jeans und Bikerstiefel.
    Welmann wandte sich wieder dem hartnäckigen Schloss zu und strich mit dem Finger über das zerkratzte Schlüsselloch.
    Sein Gesicht hellte sich auf. Er packte den Türgriff und drehte ihn; er bewegte sich.
    »Schon geöffnet«, murmelte Welmann.
    Ein Lichtstrahl teilte die Schatten in der Kanzlei. Jemand war hier, und Roberts Erfahrung nach war es in solchen Fällen selten der Pförtner.
    Welmann ließ den Griff los und glitt zur Seite, so dass wer auch immer dort drinnen war seine Silhouette nicht sehen konnte.
    Robert presste sich ebenfalls flach gegen die äußere Flurwand.
    Welmann winkte, um Roberts Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und

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