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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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brauchen.«
    Welmann nickte. »Die brauche ich bestimmt. Aber du kommst nicht mit.« Er atmete aus und sah Robert direkt in die Augen. »Du hast doppelt so viel Mumm, wie ich hatte, als ich sechzehn war. Aus dir wird noch ein großartiger Fahrer.« Er legte Robert eine Hand auf die Schulter. »Aber wenn du nicht tust, was ich sage, werde ich dir in den Hintern treten, kapiert?«
    Robert wollte vieles darauf antworten: dass Welmann ein Dreckskerl war, dass er ihn nie gemocht hatte. Und dass das Letzte, was er tun wollte, war, ihn zu verlassen. So, wie er seine ganzen Ersatzväter hinter sich gelassen hatte, die er seit seiner frühesten Kindheit gehabt hatte.
    Er kämpfte mit den Tränen. Würde er weinen? Wie ein Baby? Vor Welmann? Er unterdrückte die Tränen und nickte, trat dann an die Tür und blieb noch einmal stehen.
    Welmann schenkte ihm ein schiefes Lächeln und winkte ihm leicht zu; das Winken wurde zu einer Bewegung, mit der er ihn wegscheuchte.
    Robert fragte sich, wann er den Mann, der für ihn einem
Vater am nächsten gekommen war, wiedersehen würde … ob er ihn überhaupt je wiedersehen würde. Er sprintete den Flur entlang zum Treppenhaus und blickte nicht zurück. Es schien ganz so, als ob sie beide nun auf sich allein gestellt sein würden.

5
    Geburtstagsüberraschungen
    Eliot ging seinen Fluchtplan noch einmal im Geiste durch: Heute würde er sich seinen Lohn nach der Arbeit direkt auszahlen lassen und nicht nach Hause gehen, sondern zum Busbahnhof. Von dort aus fuhr er dann nach Santa Rosa, und den Rest der Strecke bis nach San Francisco konnte er trampen. In San Francisco würde er Arbeit auf einem Frachter finden, mit Kurs auf Shanghai. Und von dort aus könnte er sich vielleicht auf den Weg nach Tibet machen.
    Er warf einen Blick auf die Uhr auf seiner Kommode: Fast halb zehn. Zeit für die Wirklichkeit.
    Es gab keinen Fluchtplan, den er in die Tat hätte umsetzen können. Eliot hatte gar nicht den Mumm, zu trampen oder sich auf einen Frachter zu schwindeln. Er wünschte aber, er hätte ihn gehabt.
    Plötzlich wurde er wütend. Mann, wenn ihm noch nicht einmal in seinen Tagträumen die Flucht gelang, was für einen Sinn hatte das alles dann noch?
    Eliot marschierte zu dem Milchkasten an seiner Kommode, stellte sich darauf und blickte in den Spiegel. Er zuckte zusammen. Heute musste er seine »besonderen« Kleider tragen. Die, die Cecilia unter beträchtlichem Zeit- und Kraftaufwand für seinen Geburtstag genäht hatte. Cecilia hatte das Herz auf dem rechten Fleck, aber wie beim Kochen auch konnten einen die Ergebnisse beinahe umbringen.

    Eliots Hemd bestand aus einer Ansammlung von Streifen, die irgendwann aus der Mode gekommen, dann wieder modern geworden und schließlich den Mode-Tod gestorben waren, den sie mehr als verdient hatten. Waren Avocadogrün, Mandelbraun und Terracottaorange nicht als Kontraste auf diesen Planeten gesetzt worden? Das allein hätte Eliot ja noch nicht so viel ausgemacht, aber noch nicht einmal die Ausrichtung stimmte; die Streifen hatten ihren Ausgangspunkt auf halber Höhe seines Brustkorbs. Die Hosen waren nicht besser. Aus irgendeinem Grunde hatte Cecilia beschlossen, dass Falten »in« waren, und diese Dauerfalten bauschten sich rings um den Reißverschluss, so dass es aussah, als trüge Eliot eine Windel.
    Er seufzte, schloss die Augen und hoffte, dass er heute bei der Arbeit unsichtbar sein würde. Oder dass Mike zu beschäftigt war, um ihn zu schikanieren.
    Der Tagtraum von seiner Flucht kehrte zurück, und einen Moment lang schmeckte er die salzige Luft auf dem Indischen Ozean – der Beginn eines großen Abenteuers.
    Die Uhr auf seiner Kommode klingelte.
    Er hüpfte vom Milchkasten und wollte nach seinen Hausaufgaben greifen, hielt aber am Schreibtisch inne. Da waren keine Hausaufgaben.
    Es fühlte sich gut, aber irgendwie auch falsch an, dass er gestern Abend nicht am Schreibtisch eingeschlafen war. Großmutter meinte das, was sie sagte, aber immer völlig ernst, und gestern Abend hatte sie »keine Hausaufgaben« gesagt. Doch alles an gestern Abend schien falsch zu sein: dass Cecilia so nervös gewesen war, dass er und Fiona früh ins Bett geschickt worden waren, die zerbrochene Teetasse …
    Vielleicht war es wegen ihres Geburtstags zu der Veränderung gekommen. Großmutter musste doch merken, dass sie bald zu alt sein würden, um zu Hause unterrichtet zu werden. Was würde sie tun, wenn sie aufs College gingen? Großmutter und Cee blieben dann allein

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