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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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die es beim Vokabelbeleidigungsspiel gab: um eine Erklärung zu bitten.
    Nun war es an Fiona zu lächeln. Sie legte den Kopf schief und erklärte: »Du hättest mich einen Moment lang fast gehabt. Ich dachte, es wäre lemma , wie das griechische Wort für Vorschlag oder Aussage, wie in Dilemma, der Entscheidung zwischen zwei Vorschlägen.«
    Sie hielt ihm einen Vortrag. Das verabscheute er, aber sie hatte das Recht dazu – es war der einzige echte Preis, der bei diesem Spiel zu gewinnen war.
    »Aber es war dein Hinweis auf meine ›geistige Verfassung‹, der wirklich geholfen hat. Ich bin darauf gekommen, dass es wohl etwas Schleimiges oder Klebriges sein muss. Das hat mich dann daran erinnert, dass Limax maximus der Tigerschnegel oder die Große Egelschnecke ist. Danach war es leicht.« Sie schnippte mit den Fingern. »Limakologie. Schneckenkunde. Gute Idee; ich hoffe, du hattest es dir nicht extra für den besonderen Anlass aufgehoben.«
    »Egal«, murmelte Eliot. »Es steht immer noch null zu null.«
    Sie holte ihn ein, und gemeinsam gingen sie ins Esszimmer. Dort blieben sie jedoch auf der Türschwelle stehen, wie vom Donner gerührt von dem, was sie sahen.
    Der Tisch, der normalerweise unter Schichten von Papieren und Büchern verschwand, war aufgeräumt worden. Die Holzoberfläche war so poliert, dass sie einem dunklen Spiegel glich, und mit einer Spitzentischdecke (die nicht darauf passte) verziert. Der Tisch war mit vier Porzellantellern, Servietten und silbernen Gabeln auf Leinensets gedeckt.
    Quer über das Panoramafenster war ein Banner zwischen die Bücherregale gespannt. Es war aus Zeitungspapierstreifen
zusammengeklebt. Darauf hatte jemand mit Textilstift in Druckbuchstaben HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM GEBURTSTAG geschrieben. Die letzten paar Buchstaben schrumpften allerdings zusammen, da der Kalligraphin der Platz ausgegangen war.
    Es durfte eigentlich keine Dekorationen in Großmutters Wohnung geben.
    Cecilia hatte ihnen letztes Jahr Karten gebastelt. Beide hatten winzige Silhouetten ihrer Gesichter auf der Außenseite gehabt, mit penibler Genauigkeit aus schwarzem Karton ausgeschnitten. Eliot konnte sich nicht vorstellen, wie Cee das mit ihren zitternden Händen geschafft hatte. Sie musste Ewigkeiten dazu gebraucht haben.
    Aber Großmutter hatte die Karten an sich genommen, und sie hatten sie nie wiedergesehen. Sie hatte gesagt, dass sie Regel 11 verletzten:
    Regel 11
    Keine Gemälde, Skizzen, Zeichnungen, Kritzeleien, Skulpturen, Pappmachéplastiken oder irgendetwas sonst, das auf irgendeine Weise versucht, die Natur oder abstrakte Sujets mit künstlerischen Methoden (traditioneller, moderner, elektronischer oder postmodernistisch »interpretierender« Art) abzubilden.
    Das war die Weder-Kunst-noch-Basteln-Regel.
    Zählte dieses Banner nicht?
    Hinter der Schwingtür zur Küche hörte Eliot jemanden summen und nahm den Geruch nach frisch gebackenem Brot, karamellisiertem Zucker und Zitrusfrüchten wahr, der in den Raum wehte. Cee kochte.
    Er sah den Flur entlang. Noch hatte ihn niemand gesehen. Er konnte zurück in sein Zimmer sausen, so tun, als hätte er verschlafen, und dann direkt zur Arbeit rennen – bevor er die »besondere Leckerei« essen musste, die Cee für sie angerührt hatte.
    Fiona legte ihm die Hand auf den Arm und flüsterte: »Nicht! Sie bemüht sich doch so.«

    Er atmete aus. Cee bemühte sich wirklich … und dafür liebte er sie. Er würde sie nicht enttäuschen.
    Die Küchentür schwang nach innen, und die winzige Cecilia trat rückwärts ins Zimmer. Heute trug sie ihr gutes, weißes Kleid mit den Spitzenmanschetten und den Unterröcken, die unter dem weiten Rock raschelten. Sie drehte sich um, und sie sahen den dreischichtigen Erdbeer-Teekuchen in ihren verhutzelten Händen. Strahlend, mit zitternden Händen, setzte sie ihn auf dem Tisch auf.
    Cee war eine liebenswerte alte Dame, aber ihr Geruchs- und Geschmackssinn war etwa zur Zeit des Zweiten Weltkriegs vertrocknet, und infolgedessen konnte das, was sie kochte, nach allem Möglichen schmecken: nach Limonen, nach Meersalz oder – mit gleicher Wahrscheinlichkeit – nach Worcestersauce.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Lieblinge.« Sie wies stolz auf ihre kulinarische Schöpfung. »Das Rezept habe ich im Ladies’ Journal gefunden. Ich habe es extra für euch gebacken.« Cecilia schlurfte näher heran und umarmte Fiona und Eliot gleichzeitig.
    »Danke, Cee«, sagten sie.
    Sie ließ sie los. »Oh je«,

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