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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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aus.

    »Ein Glück, dass ich das zu sehen bekomme«, sagte Miller zu ihm, ohne aufzuschauen. »Siehst du die rote Linie, die sich von deinem Finger ausbreitet? Das ist eine verdammt heftige Infektion.«
    Es konnte keine Infektion sein; zumindest konnte sich keine Infektion, die Eliot kannte, binnen Minuten so weit ausbreiten.
    »Ja, ich habe Glück«, antwortete Eliot mit kaum verhohlenem Sarkasmus.
    Er war von der Militärpolizei festgenommen und mit Kabelbindern gefesselt worden; dann hatte er eine Kapuze über den Kopf bekommen und war von Fiona getrennt worden. Man hatte ihn fotografiert, seine Fingerabdrücke genommen und ihn hierhergebracht.
    Während Eliot in einer Gefängniszelle darauf gewartet hatte, dass jemand ihn holen würde, waren sein Finger und seine Hand angeschwollen. Nach einer Minute war eine rote Linie erschienen, die sich die Kopfvene in seinem Arm hinaufbewegte.
    Frau Morgenrötes gesprungene Saite hatte ihm in den Finger geschnitten. Es war nur eine winzige Wunde gewesen. Eliot hätte sich einen Tritt versetzen können dafür, dass er sich den Finger in den Mund gesteckt hatte; das hatte die Infektion wahrscheinlich ausgelöst.
    Er war sofort in diesen Raum gebracht worden, und Dr. Miller war gekommen. Der Arzt hatte den Schnitt abgetupft, Eliot Blut abgenommen, ihm Antibiotika gespritzt und seine Tetanusimpfung aufgefrischt.
    Doch nichts davon schien zu wirken. Die rote Linie bewegte sich immer höher – jetzt reichte sie schon fast bis zum Ellenbogen.
    Eliot hatte Marcellus Masters Praktischen Erste-Hilfe- und Chirurgie-Führer gelesen, daher wusste er, dass Infektionen wie diese tödlich enden konnten. Aber schwerwiegende Infektionen gingen normalerweise mit anderen Symptomen einher.
    »Glauben Sie, dass es eine Sepsis ist?«, fragte Eliot Dr. Miller.
    Miller sah auf und zog eine Augenbraue hoch. »Nein.« Er
lächelte. »Du hast kein Fieber.« Dann sah er Eliots Arm wieder an, und sein Lächeln verschwand.
    »Dann Bakteriämie? Oder Zellulitis?«
    Miller schüttelte den Kopf, blinzelte dann und sah Eliot seltsam an. Es war nicht das erste Mal, dass sich ein Erwachsener über seinen Wortschatz wunderte. »Wir werden dich ins Krankenhaus des Stützpunkts bringen. Du kannst mit der jungen Dame fahren, mit der du gekommen bist.«
    Fiona kam auch ins Krankenhaus? Ging es ihr wieder schlecht?
    Die Tür zu dem winzigen Zimmer wurde aufgeschlossen und geöffnet; ein anderer Mann trat ein. Auf seinem Namensschild stand FREEMAN.
    Er sah wütend aus; seine Gesichtszüge krampften sich um zwei winzige, schwarze Augen herum zusammen. In einem Blickduell hätte er gut mit Großmutter mithalten können. Er trug die beiden Uniformstreifen eines Hauptmanns.
    Freeman stellte eine Plastiktüte mit der Aufschrift BEWEISMITTEL auf den Tisch. Darin befanden sich in einzelne Plastiktüten verpackt Eliots Rucksack, seine Taschenlampe und in Luftpolsterfolie gehüllt seine Geige und der Bogen.
    Eliot wollte die Hand ausstrecken und Frau Morgenröte berühren, aber er widerstand diesem Drang.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Freeman Miller.
    »Er wird sich erholen. Aber ich will, dass sie beide im Krankenhaus untersucht werden. Für alle Fälle.« Miller schüttelte leicht den Kopf.
    »Das Mädchen?«
    »Untersuchung auf Gifte war negativ. Kann ihren Blutdruck aber nicht stabil halten. Krankenwagen ist unterwegs. Es ist zu Verzögerungen gekommen. Viel los heute Nacht.«
    Freeman grunzte und sah endlich Eliot an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. »Du starrst mich so an, junger Mann. Sehe ich in deinen Augen komisch aus?«
    »Nein.«
    Eliot wollte schon wegsehen, aber dann begriff er, dass Freeman genau das wollte. Das hätte ein »braver kleiner Junge«
getan. Das hier war ein Wettstreit an Willenskraft, und wenn Eliot den Blick senkte, würde er damit eingestehen, dass Freeman hier das Sagen hatte.
    Also starrte Eliot weiter und imitierte, so gut er konnte, Robert Farmington, indem er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte.
    Freeman schürzte die Lippen. »Spiel nur den harten Burschen. Wir brauchen dich nicht; das Mädchen hat uns alles erzählt.«
    Eliots Coolness verschwand schlagartig, und er setzte sich gerade auf.
    »Wenn du aus dem Krankenhaus entlassen bist«, sagte Freeman zu ihm, »wirst du eine lange Busfahrt ins Nellis Federal Prison Camp machen.«
    Eliots Selbstbeherrschung bröckelte; er öffnete den Mund, um Freeman zu sagen, dass er und Fiona nichts Böses gewollt hatten, sondern nur diese eine

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