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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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an die Schulter.

73
    Trotzig
    »Hast du also doch ein bisschen Rückgrat?«, flüsterte Beelzebub. Die Spitze seiner Klinge senkte sich leicht. »Wie entzückend. Und wir dachten, deine Schwester wäre die Kämpferin.«
    »Das ist sie. Aber ich bin auch ein Kämpfer.«
    Das war keine Lüge. Eliot hatte schon früher Angst gehabt. Er hatte auch jetzt Angst. Aber er hatte drei Heldenprüfungen überlebt. Er hatte eine Seite der Familie zu ihren Bedingungen bezwungen. Jetzt war es an der Zeit, der anderen Seite zu zeigen, was in ihm steckte.
    »Dann lass uns sehen, was du kannst«, antwortete Beelzebub, als hätte er seine Gedanken gelesen.
    Eliot zog rasch seinen Bogen über Frau Morgenrötes Saiten
und begann, den Mittelteil der Symphonie des Lebens zu spielen. Nebel schlängelte sich durch die Gasse, und Vorhänge einer dicken Suppe aus Dunst schlossen sich zwischen ihm und Beelzebub.
    Der Hüne schlug auf die Dämpfe ein, die sich um ihn ringelten, aber ohne Erfolg. Bald war er ganz davon umgeben und wurde unsichtbar.
    Eliot spielte und schlich sich am rechten Rand des Gässchens entlang. Wenn er Glück hatte, konnte er zur Hintertür von Ringo’s gelangen, hineinschlüpfen und davonlaufen. Tapfer zu sein und zu kämpfen, wenn man in die Enge getrieben war, war eines. Dumm zu sein und zu kämpfen, wenn er auch fliehen konnte, war etwas ganz anderes.
    Schlangen glitten im Nebel an Eliot vorbei, Ozeane voller Tentakel tasteten, körperlose Augen blinzelten, und geisterhafte Hände zupften an seinem Hemd.
    Doch inmitten dieses Nebels lachte Beelzebub.
    Eine Welle rollte durch den Dunst, und die erfundenen Geschöpfe wirbelten verwirrt durcheinander – und wurden dann weggefegt, als Wind durchs Gässchen wehte.
    Die Luft stieß Eliot zurück, und er prallte gegen die Wand der Sackgasse.
    Ein weiterer großer Windstoß. Einen Augenblick lang sah er einen kopflosen Reiter, Lufthaie und Schwärme riesiger, schwimmender Bakterien; dann wurden die Albträume alle weggespült und hinterließen nur winzige Strudel.
    Beelzebub stand da und hielt die Arme hoch erhoben, so dass sein Umhang sich weit über ihm spreizte. Eliot hätte schwören können, dass es echte Flügel waren … aber dann blinzelte er. Es war nur ein Umhang.
    »Ein Kinderspiel«, verkündete Beelzebub. »Genau das, was ich von einem Kind erwartet habe.« Er winkte mit seiner Klinge. »Komm zu mir, Eliot. Komm willig. Das ist besser.«
    Eliot richtete sich mühsam auf; er war jetzt eher verärgert als ängstlich.
    Louis hockte im entferntesten Winkel des Gässchens und sah zu, ohne irgendwelche Anzeichen dafür, dass er zu helfen
gedachte. Stattdessen lächelte er, als wäre dies irgendein Spiel.
    Eliot bewegte die Hand. Das Gift war noch immer da, heiß in seiner Handfläche, die pulsierte vor Schmerz.
    »Kinderspiel?«, flüsterte er. »Dann probier doch, ob die Größe hier dir besser passt!«
    Er entlockte Frau Morgenröte einen langsamen Ton. Der Schmerz in seiner Hand verschwand. Dies war der letzte Teil der Symphonie des Lebens . Der Teil über den Tod aller. Das Ende des Universums.
    Beelzebub riss die Augen auf.
    Die Musik war langsam und gleichmäßig; sie zog das Licht aus der Luft und stürzte die Welt in Dunkelheit. Eliot fühlte, wie der Raum sich um ihn kräuselte, als er dem Gewebe der Wirklichkeit selbst Kraft entzog.
    Er stellte sich ein Schwarzes Loch vor, das die letzten Planeten, Sterne und Galaxien in seinen extrem verdichteten Kern zog. Das Ende von allem, zusammengepresst zur Dichte von Neutronen.
    Eliot legte seine Geige schief und richtete den Mittelpunkt der Musik auf Beelzebub.
    Ziegel der Wand zerbrachen. Der Asphalt unter Eliots Füßen bekam Risse. Er spürte, wie die Erde sich auf ihrer Achse neigte.
    Beelzebub knirschte mit den Zähnen und rannte auf Eliot zu.
    Aber er kam zu spät.
    Die Wände des Gässchens brachen zusammen – Blöcke und Ziegel und Stahlrohre zischten durch die Luft und verfehlten Eliot nur knapp. Sie flogen alle auf seinen Gegner zu.
    Stein und Metall trafen Beelzebub und explodierten in Staubwolken. Er taumelte zurück, hob die Arme, um seinen Kopf zu schützen, aber es war zu spät. Tonnen von Baumaterial begruben ihn und verdichteten sich unter der Einwirkung intensiver Schwerkraft.
    Eliot hörte zu spielen auf. Er kniff die Augen zusammen, konnte aber durch den Staub nichts sehen.

    Kiesel und Asphaltstücke rollten weiter auf den Ort zu, an dem Beelzebub gestanden hatte.
    Die Luft wurde klar genug,

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