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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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an, als müsste sie kämpfen.
    Doch Louis hielt Abstand. Seine Lippen bewegten sich, aber Eliot hörte keine Worte; er spürte sie eher in der Luft. Es war, als würde die ganze Welt schweigen, um diesen unhörbaren Klängen zu lauschen.
    Die Kreidelinien auf den Mauern und auf der Straße glommen und glühten. Die Bogen spannten sich, und die Symbole pulsierten vor Leben.
    Machtübertragung . Louis hatte gesagt, dass das Diagramm dazu diente.
    Die Kreide loderte auf und brannte hell wie Magnesium – Funken tanzten die Linien hinauf und hinunter.
    Eliot spürte auch, wie die Macht in ihn strömte. Sie ließ ihm die Haare zu Berge stehen, kribbelte in jeder Faser und füllte ihn bis zum Bersten.
    Es fühlte sich an, als würde er in dem Zeug ertrinken.
    Fiona schnappte nach Luft; sie spürte es ebenfalls.
    Aber Eliot glaubte nicht, dass diese Macht für sie bestimmt war. Die Linien schienen neben Louis am hellsten zu sein. Die Luft knisterte um ihn herum. Er war in Licht gebadet.
    Louis’ Körper streckte sich: Die Finger wurden länger, die Fingernägel liefen spitz zu, und Hörner wölbten sich aus seinem Schädel hervor. Hinter ihm zuckte ein mit Stacheln versehener Schwanz. Fledermausflügel erhoben sich aus seiner Wirbelsäule und breiteten sich vor dem Nachthimmel aus, verdeckten die Sterne und tauchten die Welt in Tintenschwärze.
    Der Energiestrom kam abrupt zum Erliegen. Die Kreidelinien zischten und zerfielen zu Staub.

    Ihr Vater stand vor ihnen, wie er zuvor gewesen war, makellos gepflegt und in seinen Kamelhaarmantel gehüllt. Es gab nur einen Unterschied. Louis sah jetzt aus, als würde ihm das Universum gehören.
    »Endlich«, hauchte Louis. »Es ist gut, wieder da zu sein.«
    Fiona ächzte und befreite endlich ihren anderen Arm. Sie durchtrennte die Kette, die sie fesselte, mit einem einzigen Schnitt.
    Louis sah sie an; sein Blick blieb an dem Saphir in ihrer Faust hängen. »Wie ich sehe, braucht keiner von euch beiden meine Hilfe.«
    »Wir brauchen gar nichts von dir !«, sagte Fiona zu ihm.
    »Das ist nicht fair«, erwiderte Eliot. »Er hat Beelzebub durchbohrt und sein Leben aufs Spiel gesetzt, um uns zu retten.«
    »Oh ja, natürlich«, antwortete Fiona.
    »Nein, nein«, sagte Louis zu Eliot. »Deine Schwester hat jedes Recht der Welt, wütend zu sein, besonders auf mich. Ich habe euch beide in große Gefahr gebracht. Aber ich versichere euch, dass ihr beide Familien nur unter dem Schutz eures Vaters überleben werdet – eines Vaters, dessen kompletter Status als Höllischer wiederhergestellt ist.«
    Eliot und seine Schwester wechselten einen Blick. Was sie da eben gesehen hatten … war das die wahre Gestalt ihres Vaters gewesen? Wie der Holzschnitt in der Mythica Improba ?
    Es gab so viele Dinge, die Eliot wissen musste. »Hören wir ihn wenigstens an«, flüsterte er Fiona zu.
    Fiona ließ die Arme sinken.
    »Beide Familien wollen euch instrumentalisieren«, erklärte Louis. »Ich bin vielleicht der Einzige, der das Beste für euch will. Weil ich euch liebe.«
    Fiona schnaubte geringschätzig.
    Kein Familienmitglied bis auf Cee hatte Eliot oder seiner Schwester je gesagt, dass es sie liebte. Als Louis es nun sagte, klang es in Eliots Ohren wie eine Fremdsprache. Etwas, das er beinahe verstehen konnte, aber nicht völlig.
    »Kommt mit mir.« Louis streckte die Hände nach ihnen
aus. »Es wird keine Regeln geben. Gemeinsam sind wir stärker.«
    »Wie eine echte Familie?«, fragte Fiona halb ungläubig, aber auch halb fasziniert.
    »Ja«, antwortete Louis mit Nachdruck.
    Eliot sah dem Gesicht seiner Schwester ihren Gefühlsaufruhr an. Auch er war verwirrt. Wenn er aber in den letzten Tagen eines über seine Familie gelernt hatte, dann, dass er nachdenken und vorsichtig sein musste – weil bei diesen Leuten nichts so war, wie es zunächst schien.
    Aber Louis war sein Vater. Das hier war etwas anderes. Er vertraute ihm – oder wollte ihm zumindest vertrauen.
    »Was meinst du?«, fragte Eliot Fiona.
    »Ich … Ich weiß nicht.«
    Louis winkte sie mit ausgebreiteten Armen zu sich heran, und sein Lächeln erfüllte die Schatten.
    Aber dieses Lächeln verschwand abrupt.
    Er sah an Eliot und Fiona vorbei, an dem Schutt und den brennenden Gebäuden vorüber zur Midway Avenue.
    »Natürlich tauchst du ausgerechnet jetzt auf«, murmelte Louis. »Typisch Frau, den absolut ungelegensten Zeitpunkt zu wählen.«
    Eliot und Fiona drehten sich um.
    Robert kam aus den Schatten hervorgehumpelt, gestützt von

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