Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
Vom Netzwerk:
… Großmutter.
     
    Fiona wollte auf Robert zulaufen; er war verletzt. Doch sie machte nur einen einzigen Schritt auf ihn zu, bevor sie stehen blieb – sie spürte eine gezeitengleiche Anziehungskraft zwischen Großmutter und Louis. Sie waren wie die beiden Pole eines Magneten, gleich stark, aber entgegengesetzt, und Fiona wusste nicht, in welche Richtung sie gehen sollte.
    Eliot berührte ihren Arm. »Warte.«
    Auch er musste es gespürt haben.
    Trotz der Ruinen und Flammen, die sie umgaben, sah Großmutter aus wie immer. Sie trug ihr khakifarbenes Seidenoberteil, ausgewaschene Jeans und Springerstiefel. Cee hatte ihnen
gesagt, Großmutter sei zweiundsechzig Jahre alt; heute Nacht jedoch, im Feuerschein, sah sie alterslos aus.
    Großmutter richtete sich hoch auf. Sie wirkte größer als jemals zuvor, während ihr Blick erst zu Beelzebubs Überresten, dann zu Louis hinüberwanderte. Ihr kurzgeschorenes Haar leuchtete wie ein Heiligenschein. Ihr Gesicht – das einen Ausdruck beherrschten Hasses zeigte – hätte aus Alabaster gemeißelt sein können.
    »Finde eine Fahrgelegenheit für uns«, sagte Großmutter zu Robert.
    »Ja, Ma’am.« Robert hinkte davon und hielt sich die Rippen. Er warf Fiona einen raschen Blick zu und nickte dann, als ob alles gut werden würde … aber seine Augen verrieten großes Unbehagen.
    »Du bist noch reizender, als ich dich in Erinnerung hatte«, sagte Louis.
    »Geht weg von diesem Ungeheuer«, sagte Großmutter zu Eliot und Fiona, »bevor es noch mehr Schaden anrichtet.«
    Fiona sah zwischen den beiden hin und her. Großmutter und Louis kannten einander. Fiona hatte aber das ungute Gefühl, dass dies mehr als eine bloße Bekanntschaft war. »Ihr beiden kennt euch?«
    »Kennen?« Louis’ Lippen verzogen sich zu einem teuflischen Grinsen. »Natürlich. Die Frage ist nur, Kinder, wisst ihr , wer diese Frau ist?«
    »Sie ist unsere Großmutter«, sagte Eliot, aber seine Worte klangen unsicher.
    Auch Fiona spürte, dass die Aussage ihres Bruders nicht stimmte. War alles , was ihnen je erzählt worden war, Teil einer großen Täuschung gewesen?
    »Wer bist du?«, sagte Fiona leise zu ihrer Großmutter.
    Großmutter stand einfach nur da, stoisch und stumm.
    »Erlaubt mir also, euch einander vorzustellen«, sagte Louis.
    »Das wagst du nicht«, flüsterte Großmutter.
    »Audrey Post«, fuhr Louis fort und ignorierte ihre Drohung. »Sie ist schon die Fahle Reiterin genannt worden, die, die den Lebensfaden abschneidet, die älteste der Moiren, Atropos …
und die Frau, in die ich mich vor nunmehr beinahe sechzehn Jahren verliebt habe. Eliot, Fiona, erlaubt mir, euch eure Mutter vorzustellen.«
    Das Wort dröhnte Fiona in den Ohren wie die Glocke einer Kathedrale.
    Mutter ?
    Die Art, wie Großmutter – nein, ihre Mutter – Louis anstarrte … die Wut über den Vertrauensbruch, die ihr ins Gesicht geätzt war … Louis hatte gerade ihr größtes Geheimnis verraten.
    Ihrer aller größtes Geheimnis.
    Fiona liebte sie. Bewunderte sie. Aber das hier tat mehr weh als die Prüfungen, das Schneiden, die Vergiftung durch die Pralinen oder irgendetwas anderes, was sie in den letzten paar Tagen durchgemacht hatte. Ihre Mutter … so lange hatte sie davon geträumt, dass sie entgegen aller Wahrscheinlichkeit noch am Leben sein könnte. Wie viele Nächte hatte Fiona sich in den Schlaf geweint und sich gewünscht, von ihrer Mutter im Arm gehalten und getröstet zu werden? Sie hatte ihr Leben lang um sie getrauert. Grundlos. Ihre Mutter war immer an ihrer Seite gewesen.
    Und hatte gelogen.
    Fiona musste mehr erfahren, aber irgendetwas war gerade in ihr zerbrochen, und sie konnte ihren Mund nicht dazu bringen, die Worte zu formen.
    Doch ihr Bruder war stärker und sprach den einen Gedanken aus, der ihnen beiden durch den Kopf ging.
    »Warum?«, flüsterte Eliot.
    »Ich habe euch doch gesagt, dass ihr beiseitegehen sollt, Kinder«, sagte Audrey in eiskaltem Ton, »damit ich dieses Monster vernichten kann.«
    »Nein«, sagte Fiona leise. Dann, lauter: »Wir rühren uns nicht von der Stelle, bevor du uns nicht gesagt hast, warum du gelogen hast. Liebst du uns denn nicht?«
    Audrey wich einen Schritt zurück und sah drein, als hätte man sie geschlagen. »Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort.«

    »Bitte, Audrey«, sagte Louis und verschränkte die Arme. »Zier dich nicht. Wir harren alle mit ungeteilter Aufmerksamkeit deiner Erklärung für diese entzückende Täuschung.«
    Audrey gewann die

Weitere Kostenlose Bücher