Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
bloß zum Helden (obwohl ihn das durchaus ärgerte). Es war etwas anderes – etwas, das ihm zuflüsterte, dass er nicht zu diesen Leuten gehörte.
Gestern hätten sie ihn vielleicht noch getötet, wenn er ihre Prüfung nicht bestanden hätte. Sie würden ihn und seine Schwester vielleicht immer noch töten, wenn auch nur die Hälfte dessen, was Audrey über ihre Winkelzüge erzählt hatte, stimmte.
Lucia sah besorgt drein, hielt ihm aber weiter das Amulett hin. »Komm, reih dich zwischen so hochgeschätzte Männer wie Gilgamesch, Herkules, Artus und Beowulf ein. Allesamt unsterblich. Du bist ihresgleichen. Ihr Verwandter.«
Eliot fühlte Hunderte von Augen auf sich ruhen. Ihm zitterte die Hand. Er hätte das Ding einfach nehmen sollen.
Nein. Das hätte der alte Eliot Post getan. Der Eliot Post, der verängstigt im Schatten seiner Schwester stand. Der »brave kleine Junge«, der immer tat, was man ihm sagte.
Aber der war er nicht mehr.
Und dann begriff Eliot endlich, worum es bei all den Kämpfen und Prüfungen und Lügen gegangen war. Sie versuchten, ihn zu beeinflussen … doch letztendlich, in diesem Moment, lag die Entscheidung bei ihm.
Es blieb ihm überlassen, ob er der Liga beitrat oder seinen Vater aufsuchte und Teil seines Clans wurde.
Unsterblicher oder Gefallener Engel: Beides klang gefährlich. Gab es noch weitere Alternativen? Eine Möglichkeit, von beiden Familien unabhängig zu sein?
Er sah sich im Amphitheater um, in Gesichter voll Vorfreude und Grausamkeit, Neugier und Hoffnung.
Sein Blick fiel auf seine Schwester. Fiona beugte sich vor, verwirrt von seinem Zögern. Sie sah aus, als ob sie zu ihm kommen und bei dem, was nicht stimmte, helfen wollte.
Doch Tante Dallas und Aaron hielten sie zurück.
Das war es: Wenn er nicht der Liga beitrat, würde er seine Schwester vielleicht nie wiedersehen.
Ein Leben ohne Fiona? Keine Beleidigungen mehr, keine Wettrennen, kein unbarmherziger Konkurrenzkampf? Vielleicht
wäre das gar nicht mal so schlecht gewesen. Aber Cecilia hatte gesagt, sie wären gemeinsam stärker – und das hatte sich in den letzten paar Tagen wieder und wieder bestätigt. Wie oft wären sie gestorben, wenn sie einander nicht gehabt hätten?
Eliot hatte das Gefühl, dass sie ihre kombinierte Kraft für alles brauchen würden, was noch kommen mochte. Da war es nicht zu viel verlangt, Fionas lästige Gegenwart ertragen zu müssen.
Außerdem war Fiona seine Schwester. Er konnte sie nicht einfach mit diesen Leuten allein lassen.
»In Ordnung«, sagte Eliot leise, dann lauter: »Ich nehme an. Ich trete euch bei.«
Tante Lucia begann, Eliot das Amulett über den Kopf zu streifen.
Er griff nach oben und nahm es ihr ab. »Danke.«
Sie nickte, verstand es zwar nicht, überließ das Auge aber seiner Obhut.
Eliot würde nie mehr irgendetwas um den Hals tragen. Nicht, nachdem er gesehen hatte, was Beelzebub in dem Gässchen zugestoßen war.
Er drehte sich um und hielt das Amulett hoch, damit alle es sehen konnten.
Großer Jubel erklang ringsum im Amphitheater.
Fiona rannte zu ihm, und sie umarmten einander.
Es war vorbei. Endlich konnten sie sich ausruhen, glücklich sein und ein ansatzweise normales Leben führen. Wenigstens eine Weile lang, wie er hoffte.
Andere drängten sich bald um sie. Gilbert, Onkel Henry, Cornelius – auch andere, die Eliot nie gesehen hatte, umarmten ihn, schüttelten ihm die Hand, und alle redeten, so dass er nicht verstehen konnte, was irgendein Einzelner sagte.
Lucia läutete ihr Silberglöckchen. »Ruhe. Ruhe!«, schrie sie. Die Menge verstummte allmählich.
»Nun gut«, sagte Lucia. »Ich sehe ein, dass heute keine weiteren Angelegenheiten der Liga mehr erledigt werden können.«
»Nur die Feier!«, rief Onkel Henry. »Ich habe ein Fest und Musik in meiner bescheidenen Bleibe vorbereitet. Ich lade alle ein, meine Gäste zu sein.«
Neuer Jubel brach los, lauter als der erste.
Lucia läutete ihre Glocke, aber diesmal ignorierten sie alle, und Eliot hörte kaum, wie sie rief: »Ich erklärte hiermit diese Sitzung des Rats der Liga für beendet!«
Götter und Göttinnen, Helden und Unsterbliche jeglicher Art standen auf, klatschten und johlten. Alle mischten sich untereinander und drängten sich in die Mitte, um Eliot und Fiona zu begrüßen.
»Ihr werdet heute Abend sehr viele Verwandte kennenlernen«, sagte Onkel Henry und schlang die Arme um sie. »Jetzt kommen die echten Prüfungen und Proben. Familienpolitik.«
Lucia schob sich nahe an
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