Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
und Cognac tranken. Neues Porzellan war per Hubschrauber eingeflogen worden, weil jeder Teller schon vor Stunden während eines wilden griechischen Tanzes zu Bruch gegangen war.
Einst hätte Louis sich unter sie gemischt, aber jetzt kam ihm das alles sinnlos vor. Ihnen ging es nur darum, hämisch Beals Machtverlust zu feiern. Und keiner hatte ihm auch nur Glückwünsche zu seiner Rückkehr zugeflüstert.
Nun, seine fröhlichen, betrunkenen Verwandten würden Fehler begehen, und die würde er mit Freuden ausnutzen.
Louis entdeckte Mulciber am Büfett; er betastete die Fingerfood-Sandwiches, aß aber keines.
Louis winkte dem alten Miesepeter zu.
Mulciber überraschte ihn, indem er sein Lächeln erwiderte. Früher hätte er eher versucht, Louis einen Dolch in den Rücken zu rammen, als ihn so zu grüßen.
Beals Tod hatte anscheinend bei allen für gute Laune gesorgt. Was war schließlich anregender, als um die Reste der Macht des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden zu kämpfen?
Nur, dass es nichts gab, worum man hätte kämpfen können.
Beals Macht pulsierte nun durch Louis’ Adern – das Resultat des meisterlichen Plans, bei dem Louis seine Kinder als Köder eingesetzt hatte. Was hätten seine Verwandten getan, wenn sie das gewusst hätten? Ihn in einem Anfall von Eifersucht in Stücke gerissen? Oder ihm für seinen Wagemut Beifall gezollt?
Louis ballte die Faust. Ja, Beals Macht war da, aber nicht alles davon. Ein Teil war in den Äther verflogen, die winzigen, ganz normalen Verluste, die bei jeglicher Form von Machtübertragung mit einzukalkulieren waren.
Aber Eliot und Fiona waren auch in dem Übertragungsmuster gefangen gewesen. Sie mussten auch ein Stück von Beals Seele zu schmecken bekommen haben. Das konnte die Dinge künftig verkomplizieren.
Oz wankte an Deck und sackte neben Louis an die Reling; er stank nach Wein.
»Ganz gedankenversunken, oh glorreicher Morgenstern?«
Eine Mullbinde bedeckte Oz’ Gesicht. Er trug das Kostüm eines französischen Höflings aus dem 17. Jahrhundert mit Spitzenkragen und Goldbrokatwams, das mit seinen silbernen Spandexhosen und den Plateaustiefeln eines Rockstars kontrastierte.
Louis kam sich in seinem Armani-Anzug mit den diamantbesetzten Manschettenknöpfen ausgesprochen konservativ gekleidet vor.
»Wie kann man denn bei alldem nachdenken?« Louis wies mit einer Handbewegung auf die Party, die rings um sie tobte.
»Es gibt mehr zu feiern, als du ahnst«, lallte Oz. »Das hier ist gerade in unserer Newsgroup gepostet worden.«
Er reichte Louis einen Tablet-Computer, der klebrig vor Kaviar war.
Aktienpreise und Schlagzeilen liefen am unteren Bildschirmrand vorbei. In der Mitte prangte jedoch die Nachricht:
ZUR SOFORTIGEN VERÖFFENTLICHUNG BESTIMMT: Möge ein jeder hören, Eingaben einreichen und gerichtet werden. Loquere, audi, disce. Dies ist die rechtswirksame Bekanntgabe eines Statuswandels. Der Ältestenrat der Liga der Unsterblichen hat beschlossen, Miss Fiona Paige Post in den Orden der Himmlischen Rose einzuführen. Master Eliot Zachariah Post ist in die Bruderschaft der Unsterblichen Helden eingetreten. Diese Veränderungen haben sofortige Wirkung und sind unwiderruflich. Bestaunt und preist diese glorreichen Geschehnisse! Dem Pactum Pacis Immortalis entsprechend dürfen keine Dritten sich in die rechtlichen, gesellschaftlichen oder politischen Angelegenheiten der Betreffenden einmischen, die nun unter der Rechtsprechung und dem Schutz von …
»Kühn von der Liga, oder?«, sagte Oz.
Louis wusste eigentlich nicht recht, was er denken sollte,
also setzte er sein gepanzertes Lächeln auf. »Hast du mit etwas Geringerem gerechnet?«
Oz runzelte angesichts dieser lässigen Antwort die Stirn. Er war offensichtlich hier, um Louis Informationen zu entlocken, da dieser so tat, als wüsste er alles über seinen Nachwuchs.
»Es heißt, das Mädchen hätte wirklich im Handgemenge gegen Beal gekämpft …« Oz versagte die Stimme, und sein Gesicht wurde ausdruckslos, als etwas Neues seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Louis folgte seinem Blick und entdeckte Abigail, die auf sie zusteuerte.
Also hatte sich der Aufsichtsrat endlich versammelt, um zum Geschäftlichen zu kommen – und dazu gehörte, Abigails Gesichtsausdruck nach zu schließen, etwas besonders Unerfreuliches für Oz. Würde der erste Punkt auf der Tagesordnung darin bestehen, Oz aus dem Aufsichtsrat auszuschließen? Es war töricht von Oz gewesen, sich so offensichtlich geschwächt zu
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