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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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tote Holz splitterte und zerfiel. Der Haufen aus Haut und gebrochenen Knochen, der Julie Marks war, landete vor den Hufen ihres Pferdes. Incitata schnaubte und wich mehrere Schritte zurück; ihr Pferdegeruchssinn war beleidigt.
    Sealiah stieg ab und kniete sich hin, so dass ihr Schatten über das Kind fiel und Julie sogar von dem Dämmerlicht abschirmte. Die Dunkelheit darunter verdichtete sich zu absoluter Schwärze.
    Sealiah zog ihre Reithandschuhe aus und berührte das Mädchen. Julie zuckte zurück und zitterte, aber jetzt war es zu spät.
    Sealiah flüsterte uralte Worte, Worte, die sie das letzte Mal vor so langer Zeit für ihren Urakabarameel gesprochen hatte … Worte, von denen sie geglaubt hatte, dass sie nie mehr die Gelegenheit haben würde, sie zu sprechen.
    Sealiah schlitzte sich die Haut mit einem Fingernagel auf, und ein einzelner Tropfen ihres kostbaren Blutes bildete sich und hing an ihr – so mit Macht und Leben erfüllt, dass er sich weigerte abzufallen.
    Sie berührte damit Julies zerstörten Körper und sang weiter die rituellen Worte.
    Der grünschwarze Tropfen wurde zu einem Ölfilm, der sich über die ganze Gestalt des Mädchens ausbreitete und die Schwäche wegbrannte, alles verzehrte, was nicht vollkommen war.
    Julie Marks schrie.
    Es war das letzte Mal, dass sie das tun würde.
    Fleisch und Knochen bildeten sich neu. Schatten umhüllten die zitternde Gestalt.
    Sealiah knöpfte ihr Hemd auf und zog den Smaragd hervor, der in ihrem Nabel ruhte. In das Juwel eingraviert waren die Runen ihres Clans. Sie schlug eine einzelne Ebene von dem Stein ab, wie man die oberste Karte vom Stapel austeilt.

    Dann griff sie nach unten, zog die neu geschaffene Hand hoch und drückte die Smaragdscheibe tief in die Handfläche.
    Julie wehrte sich und schlug nach Sealiah, aber ohne Erfolg.
    Der Smaragd schlug Wurzeln. Er würde Julie zeichnen, um zu zeigen, dass sie vom Clan Sealiah adoptiert worden war. Er war auch eine Gabe an Macht – tödlich und furchtbar. Er würde Julie zu einer von ihnen machen.
    »Erheb dich«, befahl Sealiah. Der Schattenklumpen zu ihren Füßen gehorchte und stand auf.
    Er trug einen Kapuzenumhang aus schwärzestem Samt; seine Säume waren mit verschlungenen Ranken und Mitternachtsorchideen bestickt. Die Kreatur darin hatte makellose, schneeweiße Haut, so unberührt von Sonnenstrahlen, dass man blaugrüne Adern darunter pulsieren sehen konnte. Sie war muskulös, ohne dass das von ihrer üppigen Weiblichkeit abgelenkt hätte. Ihre Nägel waren blutrot und liefen spitz zu. Ihr Haar glänzte platinblond; zu Ehren des Höllenspiralenbaums, der sie einst gefangen gehalten hatte, war es gelockt. Ihre Augen waren jadegrün und von einer Intensität, die das Herz jedes jungen Mannes gefangen nehmen würde. Sie war unbeschreiblich schön.
    Sealiah verspürte einen Anflug von Eifersucht, bevor sie sich erinnerte, dass dies hier ganz ihre Schöpfung war.
    »Du bist nicht länger Julie Marks«, verkündete Sealiah. »Du bist wiedergeboren als höllische Agentin und sollst fortan den Namen Isebel tragen.« 72
    Isebel warf sich vor Sealiah nieder. »Befiehl deiner ergebenen Sklavin, oh Gebieterin!«
    Sealiah legte Isebel eine Hand auf den Kopf – um sie zu liebkosen oder auf den Steinen zu zerschmettern, ganz, wie es ihr beliebte.

    »Steh auf«, flüsterte Sealiah. »Wir müssen ein Fest besuchen.«

80
    Tauschhandel
    Louis stand auf dem vordersten Aussichtsdeck seines knapp 200 Meter langen, mehr als luxuriösen Ozeanriesen, der Prahlerei . Die Sonne war gerade untergegangen, und Schweinswale spielten im Indischen Ozean in der Bugwelle des Schiffs. 73
    Louis hatte die Party zur Feier seiner Rückkehr vor einem Tag in Shanghai begonnen, und sie löste sich noch immer nicht auf; im Gegenteil. Sie war noch schwungvoller geworden, ein köstlich dekadentes Fest auf dem Wasser.
    Doch Louis hatte gerade die Nachricht erhalten, dass der Aufsichtsrat sein Schiff an sich zu reißen gedachte, um ein Krisentreffen abzuhalten.
    Er nippte an seiner Bloody Mary. Er war betrunken gewesen – und dann hatte der Aufsichtsrat ihm diese »Ehre« aufgezwungen. Das hatte ihn daran erinnert, dass in der Familie verminderte geistige Fähigkeiten meistens der Auslöser waren für das Ende der eigenen Existenz.
    Also musste er von jetzt an nüchtern bleiben.

    Er wandte sich dem großen Ballsaal zu und beobachtete, wie seine Cousins und Cousinen und ihr jeweiliges Gefolge tanzten und seinen unbezahlbaren Champagner

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