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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Diskussion würden ertragen können. Binnen des nächsten Atemzugs musste eine Entscheidung gefällt werden, sonst würde es zu Gewalttätigkeiten kommen.
    Ashmed hob die Hände. »Die Höflichkeit lässt uns keine Wahl: Es gibt nur einen Weg, über unser weiteres Vorgehen zu entscheiden.« Er breitete beide Hände über dem Steintisch aus, und zwei weiße Würfel erschienen. Seine Zaubertricks waren so beeindruckend wie immer.
    Diese Würfel waren zwei aus einem zusammenpassenden Satz von fünfen, die »die Nagas des Dharma« hießen. Sie waren in alten Zeiten aus den Knochen einer monströsen Wasserschlange geschnitzt worden. In die Flächen eines jeden geätzt waren eine zierlich geschnitzte Schlange, deren Kopf ihren eigenen Schwanz verschlang, zwei tänzelnde Hunde, drei gekreuzte Krummschwerter, vier Sterne, fünf Hände (von denen jede eine andere obszöne Geste machte) und sechs fliegende Raben.
    Die Würfel waren legendär. Sie waren gegen jegliche Manipulation gefeit und bekannt dafür, dass sie Vorboten von guten wie von bösen Wendungen des Schicksals in der Familie waren.
    »Es sei denn, jemand hätte Einwände?«, fragte Ashmed.
    Niemand würde etwas einwenden. Keiner konnte das. Dies hier war ihre Art, Streitigkeiten zu umgehen, zu denen es fast immer kam, und dem unvermeidlichen Blutvergießen nach diesen Auseinandersetzungen vorzubeugen.

    Diese Familie löste ihre Meinungsverschiedenheiten auf altbewährte Weise: durch den Zufall. Gott würfelte nicht mit dem Universum; sie schon. 18
    Beal öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, aber es war zu spät. Es durfte keine Diskussionen mehr geben, sobald die Würfel auf dem Tisch waren. Entweder man hielt den Mund und würfelte – oder es floss Blut.
    Beal nickte Ashmed leicht zu und sagte: »Wir werden unseren beiden Handlungsmöglichkeiten gleich viel Gewicht einräumen.«
    »Tod«, sagte Abby.
    »Ja«, sagte Ashmed. »Tod, wenn ein ungerades Ergebnis vorliegt. Aber wenn eine gerade Zahl herauskommt, dann werden wir diese beiden Kinder auf die Probe stellen. Wenn sie überleben sollten, werden wir abhängig von den Ergebnissen beschließen, was zu tun ist.«
    »Sie auf die Probe stellen? Wie?«, fragte Lev.
    »Auf die übliche Art und Weise«, antwortete Beal. »Wir werden sie in Versuchung führen. Drei Mal. Und sie müssen alle drei Versuche überleben.«
    »Oh ja«, sagte Oz und schloss die Hände umeinander. »Zunächst einmal ein Mädchen für den Jungen. Sealiah kann eines zur Verfügung stellen, da bin ich mir sicher.«
    Sealiah verneigte sich. »Und um das Mädchen in Versuchung zu führen …« Sie sah Beal an. »Süßigkeiten?«
    Beal nickte zustimmend. »Natürlich. Traditionelle Methoden sind die besten.«
    Die Art, in der die Kinder diesen Versuchungen nachgeben oder widerstehen würden, würde ihr Erbe enthüllen. Wenn
sie zur anderen Familie gehörten, würden sie dagegen immun sein, weil das Neutralitätsabkommen sie beschirmen würde. Wenn sie jedoch zu dieser Familie gehörten, würden sie die Versuchung zu ihrem Vorteil verwenden. Und wenn sie zu keiner der beiden Familien gehörten, wenn sie normal waren … dann würden sie vernichtet werden.
    »Es ist also abgemacht?« Ashmed hob die Nagas auf und ging zu Sealiah. Er sah ihr über die Schulter, und sie konnte ihn riechen: Zimt und Wüstensand, Zigarrenrauch und Moschus.
    »Da du uns zusammengerufen hast«, sagte er zu ihr, »gebührt dir die Ehre.« Er legte die Würfel vor sie.
    Beal runzelte die Stirn, und sein Federmantel sträubte sich, aber er schwieg.
    Sealiah hob die Würfel auf und schloss die Faust darum. Sie waren hart und strahlten eine so intensive Kälte aus, dass ihre Knochen zu schmerzen begannen. Sie schüttelte sie, mehr, um das Zittern ihrer Hand zu verbergen, als aus sonst einem Grund.
    Das hatte sie doch gewollt, oder? Es war das strategisch Vorteilhafteste. Sie musste die ganze Familie mit einbeziehen. Das hier betraf nicht nur sie alle, Sealiah benötigte auch ihre Hilfe, um der Macht der anderen die Stirn zu bieten. Niemand zog allein in den Krieg. Sie brauchte eine ganze Reihe von Spielfiguren, die sie beschirmten und, wenn nötig, an ihrer Stelle geopfert werden konnten.
    Es stand so viel auf dem Spiel. Die beiden Familien hatten sich so lange in einem Gleichgewicht der Neutralität befunden … wusste auch nur eine der beiden Seiten überhaupt noch, wie man kämpfte?
    Sealiah schon.
    Sie warf die Würfel. Sie flogen im Bogen durch die Luft, fielen –

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