Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
Vom Netzwerk:
wollte, musste sie den Einsatz zahlen. Das hieß aber nicht, dass sie kein doppeltes Spiel treiben und eine Schachfigur in beiden Farben auf dem Brett haben konnte …
    Sie schnallte die Scheide von ihrem Schenkel los und drückte sie gegen Uris Brust.
    Seine Augen weiteten sich.
    Das hier war Saliceran. Seine zwanzig Zentimeter lange Klinge hatte eine gebogene Schneide, die den Konturen des damaszierten Metalls folgte. Zwischen den geschwärzten und silbernen Lagen troff öliges Gift hervor. Viele behaupteten, Saliceran sei ein Lebewesen, dessen Appetit auf Fleisch dem seiner Besitzerin entsprach.
    »Nimm«, sagte sie. »Rasch.«
    Uri ergriff die Waffe behutsam mit zwei Fingern. Er schob sie sicher in eine der vielen Taschen seines Jacketts.
    Sealiah warf einen Blick auf die beleuchteten Zahlen. Ihnen blieben nur noch Sekunden. Tränen traten ihr in die Augen. Wie albern.
    »M’lady«, flüsterte Uri. Er begann auf die Knie zu sinken, erinnerte sich aber dann, dass er stehen bleiben musste, um ihr Gespräch abzuschirmen. Mit äußerster Vorsicht klaubte er ein Taschentuch hervor und tupfte ihr die Wange ab. »Sie erweisen mir große Ehre.«

    Sie schniefte, blinzelte und klärte ihren Geist. Einen solchen Luxus wie Gefühle konnte sie sich nicht erlauben, nicht jetzt.
    Uri schob das Taschentuch sorgfältig in die Tasche über seinem Herzen. »Gibt es keinen anderen Weg?«
    Sie nahm hin, dass er ihren Plan in Frage stellte – es war keine Respektlosigkeit, sondern einfach nur der Wunsch, bei ihr zu bleiben und ihr zu dienen; deshalb ließ sie es zu.
    Sealiah strich ihr Kleid glatt und drehte sich um. Die letzte Zahl leuchtete auf, und der Fahrstuhl klingelte.
    »Ich werde dich vermissen, Uri.«
    Die verspiegelten Türen fuhren auseinander. Uri stieg als Erster aus, um sicherzustellen, dass der Raum ungefährlich war – eine Unmöglichkeit angesichts der Umstände, aber Sealiah wusste seinen guten Willen zu schätzen.
    Dann hatte Sealiah, die Mohnkönigin, ihren Auftritt in der Penthouse-Suite des Babylon Gardens Hotel und Casino . Die Wände hier bestanden aus Glas und erlaubten einen Panoramablick: Auf der einen Seite lag der glitzernde Strip von Las Vegas vor ihnen wie ein Büfett voller Juwelen; auf der anderen Seite warf der Mond seinen zerbrechlichen Lichtschein über die silbrige Wüste.
    Ein Konferenztisch aus schwarzem Basalt dominierte die Suite; alle anderen Möbelstücke waren entfernt worden. Es gab Stühle, aber sie waren beiseitegeschoben worden, weil die versammelten Aufsichtsratsmitglieder lieber standen.
    Sie wollten auf den Beinen sein, um sich besser verteidigen zu können.
    Die Aufsichtsratsmitglieder schienen irgendwie die Eigenschaften von Licht und Dunkelheit, die sie umgaben, zu absorbieren – Chamäleons allesamt! – und den Glamour von Las Vegas in eine lebendige Verkörperung von Mondschein, Blitzlicht und Geheimnissen zu verwandeln.
    Fünf von ihnen hatten sich versammelt.
    Gleich zu ihrer Rechten stand Lev, der Herr der Endlosen Meere des Abgrunds, älter als das Salz, größer als ihr Uri und stark genug, um ihren Begleiter mit einer Faust, die hart vom Alter war, zu zerquetschen. Er trug einen weißen Polyestertrainingsanzug,
der sich unter der Anstrengung, Levs Korpulenz im Zaum zu halten, so spannte, dass er glänzte. Um den Hals trug er hundert Goldketten, die mit Glücksbringern, Amuletten und Medaillons übersät waren. Er sah wie ein dickhalsiger Seelöwe aus, und das kam der Wahrheit auch sehr nahe.
    »Zu spät, ganz der Mode entsprechend«, sagte er zu ihr und gewährte ihr ein Nicken, das die vierzig Pfund Metall zum Klingeln brachte.
    »Gegrüßt sei die Bestie«, erwiderte sie.
    Rechts von Lev stand Abby, die Zerstörerin, die Magd Armageddons und Herrin des Palasts der Abscheulichkeiten. Sie trug einen durchscheinenden schwarzen Schleier, der ihre zierliche Albinogestalt gerade genug verhüllte, um die Vorstellungskraft zu fesseln. Rauchquarz war in der Gaze verwoben und kunstvoll über ihren Brustwarzen, ihrer Kehle und ihrer Wange platziert. Sie gestattete ihrem Haustier, einem Grashüpfer, ihr den Arm hinaufzukriechen; das Insekt war ruhelos und blieb nie lange sitzen.
    Sie würdigte Sealiah kaum eines Blickes – das war für ihre Verhältnisse schon eine sehr großzügige Begrüßung.
    Sealiah ließ die Beleidigung an sich abprallen. Man legte sich nicht ohne guten Grund mit einer Zerstörerin an.
    Direkt links von Sealiah am Tisch befand sich ein freundlicheres

Weitere Kostenlose Bücher