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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Duft nach Butter, Vanillesahne, einem Hauch Ingwer, Mandeln und Pfefferminz ein. Angesichts dieser olfaktorischen Verführung bekam er eine Gänsehaut. Er grinste, denn er wusste, dass Le Château de la Douleur Délicieuse bereit war für die volle Produktion.
    Sie betraten den Mahlraum, in dem Trichter aus rostfreiem Stahl eine Reihe rotierender, mit Dornen versehener Getriebe fütterten. Akolythen in rosafarbenen Overalls luden die erste Palette ab und schütteten sorgsam die glänzenden, weißen Schalen in das Gerät.
    Die Schalen wurden zertrümmert und getrennt; die dunklen Bohnen darin sodann rasch in feinere Mahlwerke weitergeleitet. Aus dem anderen Ende ergoss sich ein zähflüssiger, brauner Brei, der nach Rauch und Zitronen roch: die Kakaomasse. Sie wurde in einer silbernen Urne aufgefangen, die der Confiseurmeister in den nächsten Raum brachte.
    Dieses Zimmer war eine umfunktionierte Kapelle. Es war drückend heiß, und Beal zog sich die Jacke aus. Rot getöntes Sonnenlicht strömte durch Buntglas. Von den Deckenbalken hingen Dutzende von Seidenschläuchen, die alle am unteren Ende zugebunden waren.
    Zwei Assistenten füllten einen dieser Strümpfe mit Kakaomasse und zogen ihn dann hoch. Aus einem Seitengang trat ein Knabenchor hervor und begann, diesen länglichen Schokoladenwürsten etwas vorzusingen. Die Sopranstimmen intonierten die »Hymne der dunklen Süße« und dann den »Gesang der Rumpflaumen-Zuckerfee«.
    Öltröpfchen erschienen, tröpfelten den Schlauch entlang und fielen in Kristallschalen. Das war die Kakaobutter.
    Beal zog ein Zigarrenetui hervor und öffnete es. Darin lagen getrocknete, blutrote Blüten. »Von Lady Sealiahs Feldern«,
sagte er und überreichte dem Meister das Etui. »Zermahlt sie, und sprenkelt das Pulver über die Kakaobutter.«
    Der Confiseurmeister verneigte sich so tief, dass seine Stirn über den Kopfsteinboden schrammte. »Es ist mir eine unerhörte Ehre«, flüsterte er.
    Beal sah zu, während sich Liter der Kakaobutter sammelten und der gemahlene Mohn über die kostbare Substanz gestreut wurde.
    Die Familie hatte ihre Mittel zusammengelegt, um die Erprobung der Post-Zwillinge zu beschleunigen. Zusammenarbeit? Wohl kaum. Es war die Ruhe vor dem Sturm, das Hineinmanövrieren in eine Position, von der aus man den anderen in den Rücken fallen konnte.
    Aber natürlich heiligte der Zweck sämtliche Mittel. In diesem Fall mochten die Zwillinge der Familie einen Grund geben, sich zu verbünden – etwas, das bisher nur ein einziges Mal geschehen war.
    Beal spürte, wie sich in seinem Herzen ein Gefühl regte, das er nicht mehr empfunden hatte, seit er ein Kind gewesen war: Hoffnung.
    Als sich genug Kakaobutter gesammelt hatte, wurde sie mit Rohrzucker und frischer Vanille von den Orchideen aus den Gewächshäusern des Schlosses gemischt.
    Milch wurde zu einer Portion dieser Mischung hinzugefügt, um schneeweiße Schokolade herzustellen. Ein Teil der ursprünglichen Kakaomasse wurde beigegeben, um Milchschokolade zu produzieren. Und eine letzte Portion wurde aus der Kakaobutter, Zucker, Vanille und der ursprünglichen Kakaomasse zusammengerührt, um Beals persönliche Lieblingsschokolade zu schaffen: dunkle Schokolade in der Farbe der Nacht.
    Diese Sorten rochen zwar göttlich, gerannen aber zu unansehnlichen Klumpen. Sie wurden in Keramiktrommeln in der Größe von Betonmischern geschaufelt; hunderte von Goldkugeln wurden über sie gegossen.
    Die elektrischen Mischer rotierten. Sie begannen mit dem Conchieren, ein Verfahren, das die größeren Schokoladenpartikel
so klein reiben würde, dass sie der Entdeckung durch die menschliche Zunge entgehen und dem Gaumen damit seidig glatt vorkommen würden.
    Danach wurde die Schokolade in Kupferkesseln temperiert, um zu verhindern, dass sie bröckelte.
    Der Mond stand hoch vor den Buntglasfenstern, als die erste Charge fertig zum Probieren war. Der Confiseurmeister kratzte mit einem winzigen Messer an einem Schokoladenblock. Vorsichtig ließ er sich den Span, der entstanden war, in den Mund fallen. Er zitterte und verdrehte die Augen vor Verzückung.
    Dann spuckte er in ein Taschentuch und hatte sich wieder unter Kontrolle. »Perfekt«, verkündete er mit einem Seufzen.
    Beal sehnte sich danach, die Schokolade zu probieren – nur einen winzigen Bissen; was konnte das schon schaden? Den ganzen Tag über hatte er röstenden Kakao eingeatmet, und das hatte ihn mit Begierde erfüllt. Doch rasch fing er sich wieder und lachte über

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