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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Flur entlang entfernten.
    Er wartete einen Moment lang, bis er sie nicht mehr hören konnte, und ging dann zu seinem Bett. Er zog eine Wolldecke
davon herunter, schlang sie sich über den Kopf und legte sich platt auf den Boden, das Gesicht über dem Heizungsgitter.
    »Bist du da?«, flüsterte er.
    Fionas blecherne Stimme trieb aus dem Gitter hervor: »Ja.«
    Es gab eine Million Dinge, über die Eliot sprechen musste, aber er fing mit dem Offensichtlichen an: »Geht’s dir gut?«
    »Ich weiß nicht. Ich fühle mich, als müsste ich mich übergeben … Nein, so, als ob ich aus einem Traum aufwache und mich dann übergeben muss. Und du?«
    »Ich fühle mich wie damals, als ich mir den Kopf an der Spüle bei Ringo’s gestoßen habe. Glaubst du, es stimmt? Alles, was Henry und Großmutter gesagt haben?«
    »Es ist so seltsam, dass es wahr sein muss. Und wann hat Großmutter uns je etwas anderes als die Wahrheit gesagt?«
    »Na ja, sie hat garantiert Geheimnisse vor uns gehabt«, gab Eliot zurück. »Mörderische Cousins? Eine Seite der Familie im Krieg mit der anderen? Wir unser ganzes Leben lang in Gefahr?« Das war nicht, worüber er reden wollte, also versuchte er, das Thema zu wechseln. »Ich verstehe die Fahrt zu Onkel Henrys Insel immer noch nicht.«
    »Warte mal … du glaubst also, dass wir Großmutter nicht vertrauen können?« Eine gewisse Schärfe schlich sich in Fionas Stimme.
    »Natürlich können wir ihr vertrauen … vielleicht. Ich weiß nicht. Sie hat gesagt, dass wir niemandem aus der Familie vertrauen sollen. Ich meine, sie könnte ja wirklich diesen Mr. Welmann getötet haben.«
    Eine Woge der Müdigkeit erfasste Eliots Körper: Cees Kamillentee entfaltete seine Wirkung.
    »Was sie auch getan hat«, sagte Fiona, »hat sie getan, um uns zu beschützen. Begreifst du das nicht?«
    »Ich wünschte nur, sie hätte es uns eher erzählt, so dass wir selbst darauf hätten kommen können.«
    »Worauf hätten kommen können?«, fragte Fiona ärgerlich. »Wenn wir Onkel Henry und den anderen schon als Kinder begegnet wären, was dann? Wären wir entführt worden? Getötet? Noch Schlimmeres?«

    Genau, wie Eliot gewusst hatte, dass Onkel Henry zur Familie gehörte, als er ihm zum ersten Mal begegnet war, empfand er nun instinktives Misstrauen ihm und den anderen gegenüber. So, wie er beim Anblick einer bunten Spinne wusste, dass sie zwar hübsch war, aber giftig, wenn sie biss.
    »Ja, etwas in der Art vermutlich«, antwortete Eliot. »Ich will doch nur, dass wir selbst nachdenken – nicht alles, was Großmutter sagt, als absolute Wahrheit hinnehmen.«
    »Denk, was du willst, aber Großmutter hat sich immer um uns gekümmert. Und sie wird es auch immer tun.« Ein langes Seufzen hallte im Heizungsrohr wider. »Ich bin müde. Ich schlafe jetzt. Wir können morgen früh herausbekommen, was wir tun sollen.«
    Es war nach Mitternacht – eigentlich beinahe schon »morgen früh«. Fiona hätte das wissen sollen. Eliot verspürte einen Stich irrationalen Ärgers darüber, dass seine Schwester sich so dumm anstellte.
    Er wollte noch länger reden, aber Fionas Gegenwart auf der anderen Seite verschwand, und Leere erfüllte das Heizungsgitter.
    »Fiona?«
    Keiner von ihnen brach einfach so ein Gespräch ab – nicht ohne eine spöttische Bemerkung, irgendeine weit hergeholte Anspielung. Aber sie hatte ihn noch nicht einmal Stapelia gigantea genannt. 21
    Eliot wollte ihr durch das Rohr nachrufen zurückzukommen, aber das hätte nur Großmutters Aufmerksamkeit auf sie gezogen und hätte ihnen eine neue Regel einbringen können, die »heimliche Heizungsrohrkommunikation« untersagte.
    Er stand auf und wälzte sich auf sein Bett; er machte sich nicht die Mühe, sich die Kleidung auszuziehen.

    Eliot starrte in die Dunkelheit und grübelte über die Familie seines Vaters nach. Warum redete niemand über sie? Onkel Henry, Tante Lucia und womöglich auch Großmutter hatten Morde begangen. Konnte die andere Familie irgendwie … noch schlimmer sein?

17
    Die Manufaktur der Versuchung
    Beal Buan, Herr alles Fliegenden, lenkte seinen Sikorsky-S92-Hubschrauber in einen Aufwind und segelte über die eisigen Schweizer Alpen. Die Sonne wärmte ihm das Gesicht, und er schwebte über allen Sorgen.
    In diesem Augenblick war er frei von seinen Verpflichtungen als Aufsichtsratsvorsitzender. Natürlich hätten sich ohne seine eiserne Hand alle in offenem Bürgerkrieg aufeinander gestürzt. Er war, wie man so sagt, ein notwendiges

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