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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Eva.
    Sie alle waren so verzweifelt, dass es Sealiah mit Abscheu erfüllte.
    Und wirklich – wie qualifiziert musste man wohl sein, um einen einzigen Jungen zu verführen, der an der Schwelle zum Mannesalter stand? Jedes Mädchen konnte das schaffen. Doch Sealiah brauchte mehr: Sie benötigte eine Frau, die imstande war, einen Jungen dieser Familie zu verführen. Und dazu brauchte man eine ganz andere Spezies.
    Sie wünschte, Uri wäre hier gewesen. Mithilfe seines kleinen schwarzen Buches hätte er irgendeinen entscheidenden Faktor gefunden, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
    Eines der Mädchen in der Schlange erspähte Sealiah, verließ ihren Platz und ging schnell weg.
    Sealiah verschwendete keinen weiteren Gedanken auf das Gör und setzte ihre Stute in Trab. Sie umrundete die Mauern von Doze Torres, um dorthin zu gelangen, wo ihr Garten wild wucherte und der Rand der Klippe über das Tal des Todesschattens ragte.
    Darunter lagen Farben, die Van Gogh hätte malen können: Mohn bedeckte die Täler, und die silberne Sehne des Laudanumflusses wand sich zwischen den Mohnfeldern hindurch. Es gab zahllose rote, weiße und rosafarbene Punkte, die klassischen Opiummohnpflanzen, und die gelben, schwarz-weißgestreiften und indigoblauen Varianten, die Sealiah gezüchtet hatte. Der Wind roch nach Honig und frisch umgegrabener Erde, und vermischt damit war das köstliche Echo der Schreie von Millionen, die lebten und starben und wieder starben.
    Sealiah liebte jede Blüte in jedem einzelnen ihrer Täler. Es waren winzige, knospende Gefäße, angefüllt mit dekadenten Träumen.
    Einen Moment lang genoss Sealiah die Aussicht – und erinnerte sich dann an das Mädchen, das die Schlange der Bewerberinnen verlassen hatte. Das hatte nichts mit der Furcht zu
tun gehabt, die Sealiah gewöhnlich den Leuten einflößte. Das Mädchen hatte hasserfüllt dreingestarrt … und faszinierenderweise sie dabei angesehen.
    Sie wendete ihre Stute und galoppierte den Hügel hinunter. Vor den donnernden Andalusierhufen stoben die Sklavinnen beiseite, und Sealiah versetzte ihnen mit der Reitgerte Schläge aufs Hinterteil.
    Das sorgte dafür, dass sie sich ein bisschen besser fühlte.
    Das Gör, das sie wollte, war schon fast den Hügel hinunter und rannte vor ihr davon. Es wäre leicht gewesen, sie niederzureiten. Doch Sealiah hatte Geschäftliches mit dem Mädchen zu besprechen, also würde das Vergnügen warten müssen.
    Das Mädchen war schlank, und das Haar flatterte ihr wild um den Kopf.
    Sealiah überholte sie im Galopp und zügelte das Pferd so, dass es sich vor dem Mädchen aufbäumte.
    Sie fiel auf die Knie.
    Kluges Mädchen. Wäre sie weitergerannt, hätte Sealiah die Beherrschung verloren, sie verfolgt und sie niedergeritten. Ihre Geduld war schließlich nicht unbegrenzt.
    Sie stieg ab und rieb ihrer Stute die Flanke, um das Tier zu beruhigen.
    »Steh auf«, befahl Sealiah dem Mädchen.
    Das Mädchen tat wie geheißen und hielt den Blick respektvoll auf den Dreck gerichtet, wo er auch hingehörte.
    »Sieh mich an.«
    Das Mädchen gehorchte. In ihren Augen stand keine Furcht: Stattdessen glühten sie vor Zorn.
    Das war herrlich erfrischend.
    Dieses Mädchen verdiente es, dass man sie genauer unter die Lupe nahm. Sie trug ein enges Spandex-Oberteil, auf das im Siebdruckverfahren ein Symbol gedruckt war, das vor radioaktiver Strahlung warnte. Darunter waren mit einer Schablone die Wörter ATOMIC PUNK geschrieben. Zerfetzte schwarz-weißgestreifte Kniestrümpfe klebten ihr an den Beinen. Die winzigen Füße waren mit Springerstiefeln ausgerüstet, und ein Hundehalsband zierte ihren Hals. Stacheldrahtmotive waren auf
ihren dünnen Bizeps tätowiert. Ihr Haar war einmal blond gewesen, wies jetzt aber pinkfarbene, schwarze und grüne Strähnchen auf. Unter viel zu viel Make-up befand sich ein herzförmiges Gesicht mit vollen Wangen und vollkommenen Lippen. Ganz hübsch.
    »Warum hast du die Schlange verlassen?«
    »Ich spiele nicht gern, wenn ich nicht weiß, dass ich auch gewinne.« Der amerikanische Georgia-Akzent ließ die Stimme des Mädchens dickflüssig wie Honig klingen.
    Sie hatte Mumm – aber sie war eine schlechte Lügnerin. Ein möglicherweise tödlicher Fehler.
    Sealiah unterdrückte ihre Verärgerung. »Ich sage dir das nur ein einziges Mal, Mädchen: Lüg mich niemals an. Ich sehe, dass du eine Spielerin bist, um Geld und andere Genüsse. Und noch nicht einmal eine besonders gute, sonst wärst du nicht hier.«
    Das Mädchen

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