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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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und spürte nur Papier.
    Fionas Magen zog sich zusammen.
    Sie schnappte sich den Kasten und fegte die Förmchen beiseite.
    Weg – alle Pralinen. Sie hatte sie alle gegessen und es noch nicht einmal bemerkt.
    Ein kaltes Gefühl überkam sie, als würde sie ertrinken.
    Abgesehen von den seltsamen Geschenken von Großmutter und Cee waren diese Pralinen hier das Einzige gewesen, was ihr je jemand geschenkt hatte, weil er oder sie sie mochte. Sie hätte die Pralinen genießen sollen. Wenigstens eine bis morgen aufheben sollen.
    Sie kniff die Augen zusammen. Sie hätte alles darum gegeben, mehr davon zu haben. Es war so dumm von ihr gewesen zu essen, während sie arbeitete!
    Wütend hob sie das Kästchen auf, um es quer durch den Raum zu schleudern. Drinnen verrutschte etwas.
    Fiona hielt inne und zog den herzförmigen Kasten wieder sicher auf ihren Schoß. Hielt den Atem an und zitterte am ganzen Körper.
    Drinnen lag eine Schicht aus gewachstem Reispapier, die sie
nun vorsichtig anhob. Es war, als sei die Sonne in ihrer Welt wieder aufgegangen. Erleichterung durchströmte sie, und sie lächelte.
    Im Kästchen war eine zweite Lage Pralinen.

23
    Töte nicht den Boten
    Nachdem Eliot aufgewacht war, hatte er im Flur fünfzehn Minuten auf Fiona gewartet. Er hatte sogar einmal versucht, bei ihr zu klopfen, aber sie hatte nicht reagiert.
    So spät war sie sonst nie dran.
    Aus dem Esszimmer hörte er gedämpfte Stimmen. Auch Großmutter und Cee warteten wahrscheinlich schon. Eliot vergewisserte sich, dass sie ihn nicht sehen konnten. Er wollte ihnen nicht allein gegenübertreten. Die Hausaufgaben von gestern Abend – einen Aufsatz über Napoleon bei Waterloo – hatte er mehr schlecht als recht erledigt.
    Warum hatte Fiona ihn ausgesperrt? Klar, er hatte sich bei Ringo’s wie ein Blödmann benommen – so versunken war er in seine Musik gewesen -, aber das war doch kein Grund, ihre Tür abzuschließen. Gestern Nacht hatte er so laut, wie er es nur gewagt hatte, durchs Heizungsrohr nach ihr gerufen, aber sie hatte ihn entweder nicht gehört oder ihn ignoriert.
    Vielleicht war sie ganz mit der Übersetzung des Machiavellimanuskripts beschäftigt gewesen.
    Aber das änderte nichts daran, dass Eliot auch wütend war auf sie – einfach nur, weil sie wütend auf ihn war.
    Sie sollten zusammenhalten, wenn es Schwierigkeiten gab, und zum ersten Mal in ihrem Leben schien das Gegenteil zu geschehen.
    Er rollte seinen Aufsatz zu einer Röhre zusammen und klopfte sich damit nervös auf den Schenkel. Klimpernde Musik
tänzelte am Rande seines Verstands: schon wieder dieses blöde Kinderlied.
    Er hielt die Hand still und zwang seine Gedanken zur Ruhe.
    Dort, wo das Morgenlicht die Schatten im Flur durchtrennte, wirbelte Staub. Die Staubpartikel sahen wie winzige Vögel im Aufwind aus – und dann wie gedruckte Noten, die er fast lesen konnte.
    Eliot sah beiseite.
    Heute würde er die Kontrolle über das Lied behalten – nicht umgekehrt. Nach dem gestrigen Tag hatte er seine Zweifel gehabt: Er war beim Geschirrspülen fast ohnmächtig geworden. Aber er hatte gestern Abend geübt und die Musik jedes Mal zum Stillstand gebracht, wenn sie ihm in den Kopf gekrochen war.
    Es war nicht einfach gewesen. Er hatte zuhören wollen , aber er hatte Angst gehabt, sich zu verlieren … und auch davor, dass etwas weitaus Seltsameres geschehen würde, als dass ein paar schmutzige Teller tiefengereinigt werden würden.
    Er fügte es der wachsenden Liste unerklärlicher Dinge hinzu, die in letzter Zeit geschehen waren: die Hand, die er im Seifenwasser gesehen hatte, bevor Mike sich verbrannt hatte, der riesige Hund, der sie gejagt hatte, und Onkel Henrys Limousinenfahrt quer durch die ganze Welt.
    »Komm schon, Fiona«, flüsterte er an ihrer Tür. »Steh auf.«
    Wenn er noch lange wartete, würde Cee oder Großmutter nach ihnen suchen.
    Sie würden auch bei Ringo’s zu spät kommen. Eliot nahm an, dass sie heute zur Arbeit mussten. Warum auch nicht? Großmutter hätte auch dann noch von ihnen erwartet zu arbeiten, wenn ganz Kalifornien im Begriff gewesen wäre, bei einem Erdbeben der Stärke 10,0 auf der Richterskala im Pazifik zu versinken.
    Er legte den Kopf schief und lauschte; jetzt hörte er eine dritte Stimme im Esszimmer.
    Noch ein Verwandter? Er würde nicht noch ein Gespräch verpassen, wie bei Onkel Henry.
    Eliot holte tief Luft. Diesmal brauchte er seine Schwester
nicht, um ihnen die Stirn zu bieten. Er marschierte den Flur

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