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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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dämpfte. Klamm war der Social Relations District Manager für Tahiti und eine glatte Fehlbesetzung; er hatte gute Beziehungen. Außerdem war er einer der unsympathischsten Menschen, die je meine Nerven traktiert hatten. Er hatte einen fetten, wabbligen Wanst, der sich nach oben hin verjüngte. Seit ich seine Figur einmal als strömungsgünstige Tropfenform beschrieben hatte, haßte er mich noch intensiver als vorher. Sein Charakter war auch stromlinienförmig. Er war die verkörperte Allegorie des ewigen Schleimers. Er hatte schnell Karriere gemacht.
    „Hallo, Herr Rossi“, säuselte er und kippte vor falscher Herzlichkeit fast aus den Latschen. „Habe eben den Illustriertenartikel über Holiday World gelesen. Gratuliere, hervorragende Arbeit.“
    „Ich weiß“, sagte ich bescheiden, weil dies die Antwort war, die ihn am meisten ärgern würde. „Für Werbung im Umfang dieses Berichts hätten wir ungefähr 2 Millionen Mark ausspucken müssen. Aber so haben wir alle unseren Vorteil. Die Zeitschrift hat eine attraktive Titelgeschichte, die die Auflage steigert, unsere Journalistenfreunde hatten einen angenehmen Aufenthalt hier und konnten sich ein bißchen kritisch geben, und wir hatten eine gewaltige Gratiswerbung. Perfetto! Und diese Seitenhiebe auf unsere Konkurrenz hätten wir uns in unseren Anzeigen auch nicht erlauben können. Vergleichende Werbung ist ja bei uns verboten. Aber wenn die Presse so was in einem Gefälligkeitsartikel sagt, ist das erlaubt. Tja, es war schon eine runde Sache.“
    Klamm verschluckte sich fast vor Neid. „Ihre Kunden warten schon“, sagte er schließlich mühsam.
    Es waren Routinefalle, die ich schnell erledigte. Da waren die üblichen Fälle von unterdurchschnittlichem Konsum. Unsere Psychologen und Sozialforscher stellten aufgrund von vorliegenden Daten, eigenen Beobachtungen und Fragebögen, die im Flugzeug ausgefüllt wurden, Prognosen über den zu erwartenden Konsum jedes Urlaubers auf. Blieb der Betreffende unter der Prognose, war das ein Indiz, daß er sich nicht wohlfühlte. Wir setzten dann einige psychologisch geschulten Konsum-Animateure auf ihn an, die das in der Regel schnell einrenkten. Wir mußten sehr auf diese Dinge achten, denn wir verdienten an den eigentlichen Reisen ziemlich wenig. Das große Geld brachte erst der Erlebniskonsum hier auf der Insel.
    Ich gab Daten, Persönlichkeitsbild und Beeinflussungsvorschläge an die zuständigen Leute weiter und widmete mich der nächsten Sache.
    Ah, die Talkshow! Auch eine sehr erfolgreiche Idee von mir. Wir wollten damit die Distanz zwischen Urlaubern und Personal abbauen, unsere Leute quasi als freundliche Miturlauber darstellen, die eben zufällig auch noch ein wenig arbeiteten. Dazu machten wir abends eine gemütliche Talkshow zwischen Strandbar und Swimmingpool, bei der einer unserer Mitarbeiter über seine Arbeit berichtete und einen kleinen Blick hinter die Kulissen gab. Das war ganz interessant und machte aus einem anonymen Hotelangestellten eine bekannte Persönlichkeit.
    Heute abend war der Barkeeper der Strandbar dran, Arnos St. Pierre aus Trinidad, ein Künstler in seinem Beruf. Er würde ein paar Tricks verraten, einige Anekdötchen aus seinem Job zum besten geben (Barkeeper sind voll davon) und ganz nebenbei Werbung für einige Spirituosen machen. Als erstklassige Meinungsbildner hatten unsere Barkeeper natürlich „Beraterverträge“ mit allen möglichen Destillerien.
    „Na, Arnos, alles klar? Fragen durchgesprochen?“ fragte ich.
    „Sure.“ Er grinste. Sein Gebiß hätte jedem Zahnpastawerber kleine Entzückensschreie entlockt.
    „Welches Superrezept bringst du heute unters Volk?“
    „Baron Samedi’s Delight. 3 cl weißer Rum, 2 cl Blue Curacao, 1 cl Cognac, 9 cl Guavensaft, Angostura und Muskat nach Geschmack. Sehr erfrischend und sehr gefährlich.“
    „Klingt ja gut. Schick mir doch was rüber von dem grünen Zeugs, ja?“
    „Right. See you later, manipulator.“
    Der nächste Fall war ein Feriendieb. Er hatte sich über die grüne Grenze im Urwald von Ibiza nach Tahiti geschmuggelt und war hier geschnappt worden. Seine Code-Karte hatte ihn verraten. So ging das eben. Ohne Code-Karte konnte er nichts kaufen. Und als er was kaufte, zeigte die Code-Karte, daß er aus einem anderen Bezirk kam. Ein absolut wasserdichtes System. Aber wer nicht beschissen werden will, muß eben gründlich sein.
    Ich schaute mir den Schlaumeier an, ein blasses Bürschchen, offensichtlich noch ziemlich frisch

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