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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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wirksamer. Fröhlich, schmerzfrei, positiv.“
    Ich begriff, daß sein Irrsinn System hatte. Und dieser Irrsinn fiel gar nicht auf, weil zu viele andere Verrückte um ihn herum waren. Ich fühlte mich wie ein blöder, verträumter Außenseiter, ein Oldtimer, der noch nicht die windschlüpfigen Moralvorstellungen der Neuen Zeit hatte.
    „Aber die restlichen 1,5, Nicolay.“ Es war ein letzter Versuch vor der endgültigen Niederlage. „Die werden doch sagen, was los war.“
    „Man wird ihnen nicht glauben. Wir haben die größere Kommunikationsmacht hinter uns: Verlage, Werbeagenturen, Öffentlichkeitsarbeiter. Wir machen die Meinung, die wir brauchen. Und schließlich waren diese Querulanten durch die Psychopharmaka verwirrt, die die Komplizen der Filipinos angewendet haben. Übrigens gut, daß Sie mich daran erinnern. Wir müssen diese linke Polit-Bande mit ihren Parolen mehr in den Vordergrund stellen.“ Er wandte sich zur Seite. „Klamm, denken Sie daran, daß wir eine entsprechende Organisation gründen müssen, die sich dann zu der Tat bekennt. Eilt!“
    Ich war soweit, daß ich mich nach einem schönen, gemütlichen Alptraum sehnte.
    „Aber das Ganze ist nicht nur durch Einwirkung von außen entstanden“, sagte ich. „Da war auch viel Druck von innen da. Und der hat sich dann in diesem Erdbeben entladen.“
    Nicolay lehnte sich lässig zurück. Er hatte alles unter Kontrolle. „Es war kein Erdbeben“, sagte er. „Ihnen zittern nur die Knie.“
    „Unter humanitären Gesichtspunkten …“, begann ich.
    „Kommen Sie mir jetzt nicht mit so was“, unterbrach mich Nicolay. „Hier geht’s nicht um Humanität. Hier geht’s um Geld.
    Um sehr viel Geld. Für sehr viele Leute. Um Milliarden. Um Aufträge. Um Arbeitsplätze. Um soziale Sicherheit.“
    „Der gute Mensch von Tour Futur.“
    „Spotten Sie nur. Was wir hier tun, mag Ihnen zwar etwas kraß erscheinen, aber wir folgen dabei eigentlich nur ganz logischen Sachzwängen.“
    Ich stand auf und überlegte, ob ich ihn mit zwei schnellen Schritten erwischen konnte. Aber es ging nicht. „Nicolay“, sagte ich noch leiser als er, „eines Tages laufen Sie mir über den Weg, ohne daß zwei Gorillas mit Schießprügeln hinter Ihnen stehen. An diesem Tag wird es Ihnen nicht gutgehen.“
    „Sparen Sie sich doch Ihre filmreifen Sprüche, Rossi“, entgegnete er schulterzuckend. „Sie nehmen sich viel zu wichtig. Sie können uns nichts anhaben. Hauen Sie ab.“
    Ich mußte ihn wohl ziemlich ungläubig angesehen haben.
    „Ja, ja, Sie können gehen“, erklärte er und ging zur Tür, die ins Freie führte. Seine Lakaien folgten ihm.
    „Kommen Sie“, sagte einer der Gorillas und schob mich vor sich her.
    Vor dem Haus stand ein Hubschrauber. In der grellen Mittagssonne warf er einen fast schwarzen Schlagschatten.
    „Los, steigen Sie ein, und fliegen Sie dorthin, wo der Pfeffer wächst“, blubberte Klamm geschäftig. „Eine Laus im Pelz weniger.“
    Ich starrte den rosaroten Hubschrauber an, der den rettenden Ausweg bot. Tiefes Mißtrauen wallte in mir hoch. Ich kannte jetzt ihre Einstellung zu „Sachzwängen“. Sie konnten mich nicht laufenlassen.
    Dann schaute ich das arme Schwein von Piloten an.
    „Die hätten dich eiskalt hops gehen lassen, Dave“, sagte ich ruhig. „Weißt du denn nicht, daß du eine Höllenmaschine an Bord hast?“
    Er bekam große Augen. „Was ist das? Mister Nicolay, was hat das zu …“
    Den kurzen Augenblick der Verwirrung benützte ich, um dem schräg neben mir stehenden Wachmann den Revolver aus dem Halfter zu reißen.
    Ich sprang zwei Schritte nach hinten und streckte den Colt weit von mir. Ich stand leicht in den Knien gebeugt. Das rechte Handgelenk stützte ich ab, indem ich es mit der linken Hand umklammerte. Wie auf dem Schießstand.
    „Keiner rührt sich“, rief ich. Die Mündung zeigte auf Nicolays Bauch. „Sonst gibt’s einen Sachzwang Kaliber 38.“
    Klamm bibberte vor Angst. Nicolay bemühte sich, ruhig zu bleiben, aber er war sehr bleich.
    „Wir erwischen Sie trotzdem noch“, flüsterte er.
    Ich schob mich rückwärts auf einen schmalen Durchgang dem Appartementhäuschengewirr zu und hielt die Waffe immer noch im Anschlag.
    Ruhig, ruhig.
    „Ich würde an deiner Stelle mitkommen, Dave.“
    Er war nicht von gestern. Er wußte, wo er wenigstens noch eine geringe Chance hatte, und kam rüber zu mir.
    Einer der Gorillas wollte doch noch beweisen, daß er sein Geld wert war. Er warf sich zu Boden und fischte

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