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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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überhaupt rentieren? Wer hat schon Interesse an einer Wohnung mit Klo im Keller und Dusche unterm Dachgiebel? Wer bezahlt da heutzutage noch eine kostendeckende Miete?
     
    PFEIFE: Äh …
     
    NOWOSSNY: Es wird sich nicht aufhalten lassen. Der ganze Immobilienmarkt geht zum Teufel. Und Sie und Ihre Fraktion reden doch schon seit Jahr und Tag davon, den Holunderberg zu sanieren, diesen Schandfleck, nicht wahr?
     
    PFEIFE: Wie?
     
    NOWOSSNY: Sie schaffen das schon, Paul. Jetzt genug davon. Wir wollen uns diesen heiteren Abend nicht mit geschäftlichen Dingen verderben. Reden wir doch lieber über Ihren Bauernhof in Unterammergau. Sagten Sie nicht, Paul, daß das Dach …
     
    PFEIFE: Also diese Schindeln sind sehr wasserdurchlässig und windschief und von einer solch ekligen Farbe, und die Veranda ist immer noch in einem solchen Zustand, daß da dringend etwas getan werden müßte, und ich bin mir sicher, das ist genauso dringend wie diese Sache mit dem Holunderberg …
    Mitschnitt eines Gespräches zwischen Karl. C. Nowossny, Direktor der Wobau, und Paul Martin Pfeife, Oberstadtdirektor von Ruhrstadt und Vorsitzender des Bauausschusses
     
9
     
    KEIN GELDSACK AUF DEM HOLUNDERBERG Flugblattext
     
10
     
    … trug Adelheid Rumberger trotz des warmen Frühlingstages einen grünkarierten Wintermantel und hatte sich mit einem abgesägten Besenstiel vor der Tür des Hauses Holunderberg 34 aufgebaut. Sie musterte Robby und Don mit einem kritischen Blick, bevor sie schließlich nickte und ein bellendes „Könnt passieren“ hervorstieß. Ihre Augen lugten wachsam hinter den dicken Brillengläsern auf die Straße, und sie würde mit ihrem Leben und dem abgesägten Besenstiel das Haus gegen jeden ungebetenen Besucher verteidigen.
    „Ich hab’ doch gesagt“, erklärte Don und betrat das muffige Treppenhaus, „alles eine Sache der Organisation, eh?“ Er ächzte unter der Last des schweren Kartons, den er vor der Brust hielt und damit die Treppen hochwankte. „Verdammt, wer hätte gedacht, daß Flugblätter so schwer sein können?“ Robby sagte nichts, sparte seinen Atem für den Treppenaufstieg und seufzte erleichtert, als sie endlich den zweiten Stock erreichten und bereits von Angela und den Freaks der Sonnen-Kommune erwartet wurden. Durch die geöffnete Wohnungstür drang das Klingeln des Telefons. Dann eine gedämpfte Stimme: „Der vierundachtzigste Solidaritätsanruf!“
    „Wo habt ihr so lange gesteckt?“ fragte Angela mürrisch. Robby hob den Kopf, halb noch auf der Treppe stehend, so daß er zu ihr hinaufblicken mußte, und litt vorübergehend unter einer absurden perspektivischen Verzerrung. Angela wirkte klein, doch dies lag nicht allein an den erstaunlichen Sichtverhältnissen, die die dritte Acapulco-Gold in ihm ausgelöst hatte, denn selbst unter anderen Umständen war sie zierlich, ohne jedoch schmal zu sein, und ansonsten war sie ganz und gar nicht hellhäutig und blaß wie die meisten Frauen, sondern schwarzhaarig und schwarzäugig und von einem dunklen Teint, fast von der Farbe, wie ihn ein schwachgehäufter Löffel Kakaopulver in einer Tasse Milch erzeugte. Robby war überrascht, wie die Dinge von der letzten Treppenstufe aus verändert wirkten und ihren richtigen Stellenwert erhielten. Alles in allem war Angela ein verflixt hübsches Mädchen, und es war wirklich tragisch, daß ihre Gedanken gewöhnlich um die Göttlichkeit der Sonne kreisten.
    „Kommt rein“, erklärte das Mädchen und griff nach dem zuoberst liegenden Flugblatt, auf dem in großen Lettern HÄNDE WEG VOM HOLUNDERBERG stand. Sie rümpfte die Nase und ging voraus in die menschenüberlaufene Wohnung, wo Schreibmaschinen tickten und Gesprächsfetzen wie fette Schneeflocken bei einem Blizzard tanzten, während Mitglieder der Bürger gegen Baumafia -Initiative ein und aus gingen.
    Ächzend setzte Robby den Karton ab und massierte sein schmerzendes Kreuz. „Wie sieht’s aus?“ erkundigte er sich und sah Angela wieder an und hatte mit einem Mal den verrückten Wunsch, wie eine Supernova zu explodieren und sie mit seinen feurigen Protuberanzenarmen an die Brust zu drücken. Sie musterte ihn kritisch und knöpfte mit dem Instinkt des Weibes ihren obersten Blusenknopf zu, so daß ihm der Blick auf die volle Rundung ihrer Brüste von nun an verwehrt blieb und Robbys Supernova zu einem Schwarzen Loch zusammenschrumpfte. „Der DGB hat sich der Bürger gegen Baumafia -Initiative endlich angeschlossen“, sagte sie und überflog

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