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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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entging ich ums Haar e i nem Unfall, als mir ein mittelalterliches Ehepaar direkt vor die Räder schwankte.
    Der Mann sah ziemlich verknittert aus und steckte in e i ner etwas zu jugendlichen Freizeitkluft. Seine Frau, die fe u rig-verlebte Blick e u m sich schmiß, hatte sich in pinkfarbene Shorts gezwängt und trug ein T-Shirt mit der Aufschrift HAVE AN AFFAIR WITH US. Ich verzichtete darauf.
     

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URLAUB MIT TOUR FUTUR.
DEN ANDEREN EIN PAAR JAHRE VORAUS.
     
    Ein bißchen Manipulation hat noch keinem geschadet.
     
    In Alphaville, Louisiana dudelte es an allen Ecken: Dixi e land, Bluegrass, Blues und melancholische Worksongs von den Feldern vor der Stadt. Das war die angenehmere Seite dieser Urlaubsregion. Ansonsten war sie mir zu feudal, zu kolonial angehaucht. In meinen Augen war es keine gute Idee, die alte Sklavenhalterwelt der Südstaaten wieder aufe r stehen zu lassen. Aber es war eine gewaltige Nachfrage da. Die Leute liebten offenbar feudale Sklavenhaltergesellscha f ten – so lange sie nicht die Sklaven waren.
    Auch hier kam es zu merkwürdigen Zwischenfällen. Als eine hochmütig grinsende Reiterin an einem alten Negerm u siker vorbe ik am, der an einer Straßenecke seinen Blues klimperte, beugte sie sich im Sattel vor und schlug ihm mit der Peitsche über den Kopf.
    „ Hör auf mit diesem traurigen Gejammer “ , stieß sie u n deutlich hervor, lachte schrill und preschte davon.
    Ziemlich verwirrt hielt ich vor dem weißen Herrenhaus mit den griechischen Säulen, in dem Roussel residierte. Ich stürzte in sein Büro, ohne anzuklopfen. Stirnrunzelnd sah er auf.
    Patrick Roussel war neunundzwanzig, hatte keine Bezi e hungen und war trotzdem der Chef hier. Auf seine Art war er wohl ein Genie. Er sprach 6 oder 7 Sprachen und war der geborene Organisator. Mit seiner schlanken Dressmanfigur und seiner wilden, blonden Mähne sah er aus wie ein Fil m star. Wie üblich hatte er Jeans, Tennisschuhe und ein T-Shirt an. T-Shirts waren eines der wichtigsten Kommunikation s mittel heutzutage, deshalb stand auch auf seinem Hemd eine Botschaft: I ’ M THE BOSS, SO DON ’ T TELL ME I ’ M WRONG.
    Er knipste seinen berühmten Charme an, dem jeder erl a g – a ußer mir. Ich mochte Roussel nicht. Er war mir zu glatt und zu perfekt. Vielleicht war es aber auch nur Neid.
    „ Was geht hier vor, Roussel? “ fragte ich, ohne mich mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten.
    Roussel schaute mich abschätzend an und sagte dann in einem Tonfall wie ein Psychiater, der seinen Patienten au f fordert, sich auf die Couch zu legen und sich zu entspannen: „ Ich will nicht behaupten, daß ich begreife, was Sie meinen, Rossi. Was soll los sein? Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, und wir haben angenehme 29 Grad. Aber vielleicht ist das zu heiß für Sie. “
    Er mochte mich auch nicht.
    „ Reden Sie keinen Scheiß “ , sagte ich grob. „ Sie wissen alles, was auf dieser Insel vor sich geht. Also wissen Sie auch, daß sich heute einige Leute sehr seltsam benehmen. Sie schlagen über die Stränge wie halbwüchsige Schüler auf einer Klassenfahrt. Sie kichern, schlagen um sich und sche i nen sich nicht ganz in der Gewalt zu haben. Aber betrunken sind sie auch nicht. Was machen wir also aus dieser Situat i on? “
    „ Sie sind sehr aufmerksam, Rossi. Außer Ihnen hat das bis jetzt keiner bemerkt. Vielleicht sind Sie Ihr Geld doch wert. “
    „ Schönen Dank für die Streicheleinheiten. Könnten wir jetzt zur Sache kommen? “
    „ Na gut. Ich kann ’ s Ihnen wohl nicht verheimlichen. “ Das schien im leid zu tun. Er schnippte mit dem Fingernagel auf

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