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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Gebiß hätte jedem Zahnpast a werber kleine Entzückensschreie entlockt.
    „ Welches Superrezept bringst du heute unters Volk? “
    „ Baron Samedi ’ s Delight. 3 cl weißer Rum, 2 cl Blue C u racao, 1 cl Cognac, 9 cl Guavensaft, Angostura und Muskat nach Geschmack. Sehr erfrischend und sehr gefährlich. “
    „ Klingt ja gut. Schick mir doch was rüber von dem gr ü nen Zeugs, ja? “
    „ Right. See you later, manipulator. “
    Der nächste Fall war ein Feriendieb. Er hatte sich über die grüne Grenze im Urwald von Ibiza nach Tahiti geschmu g gelt und war hier geschnappt worden. Seine Code-Karte ha t te ihn verraten. So ging das eben. Ohne Code-Karte konnte er nichts kaufen. Und als er was kaufte, zeigte die Code-Karte, daß er aus einem anderen Bezirk kam. Ein absolut wasserdichtes System. Aber wer nicht beschissen werden will, muß eben gründlich sein.
    Ich schaute mir den Schlaumeier an, ein blasses Bürsc h chen, offensichtlich noch ziemlich frisch hier und offe n sichtlich ein Einzelgänger.
    „ In einen anderen Urlaubssektor zu pirschen, ist kein l u stiger Streich “ , eröffnete ich ihm. „ Das ist Diebstahl. “
    Er riß die Augen auf. „ Diebstahl? “ echote er.
    „ Ja. Erschleichen von Urlaubsleistungen, für die man nicht bezahlt hat. Das geht natürlich nicht. Wir müssen ja auf unsere Kosten kommen. Sie können nicht einfach den billigsten Erlebnissektor buchen, also Ibiza, und sich dann in Tahiti vergnügen, das uns dreimal so hohe Kosten veru r sacht. Da hat die Freizügigkeit wirklich ihre Grenzen. “
    Er wurde noch blasser. „ Und was geschieht jetzt? “
    „ Nichts. Sie werden nach Ibiza zurückgebracht und verbringen dort den Urlaub, den Sie gebucht haben. Für z u künftige Urlaube auf Holiday World werden Sie jedoch nicht mehr akzeptiert. Guten Tag. “
    Ein Happy Helper führte ihn ab.
    Bevor ich zur nächsten Sache übergehen konnte, wurde ich von einem gewaltigen Geschepper aufgeschreckt. Ich spähte über die Brüstung der Terrasse. Unten hatte irgendein Kretin das Schaufenster eines Juweliers zertrümmert und stand nun kichernd davor.
    Ich hatte das noch nicht ganz verdaut, da gab es ein gr o ßes Geschrei, als in der Nähe ein aufgekratzter Alleinunte r halter in voller Montur vom 3-Meter-Brett in einen Swi m ming-pool sprang, obwohl er offensichtlich nicht schwi m men konnte.
    Das gefiel mir gar nicht. Ich machte mir eine Notiz. Es war nicht gut, daß so früh am Tag schon so viele Besoffene herumliefen.
    Dann stürmte Charlotte Moosmann herein, eine alleinst e hende, leicht überkandidelte Person, die zu jeder Sprec h stunde kam. Ich wappnete mich mit Geduld. Sie war nicht nur eine Single, sondern auch ein Oldie. Und, wie gesagt, etwas überspannt. Dauernd benahm sie sich wie Romy Schneider in einem dieser französischen Filme, die vor la u ter Tiefgang dauernd auf Grund laufen. Man kennt das ja: In periodischen Abständen chic umdüstert, ständig zwischen Lachen und Weinen, tapfer ertragene Schicksalsschläge im Hintergrund grummelnd. Natürlich war alles nur Tünche. Im Grunde war sie eine dumme, kleinbürgerliche Langweilerin, die die Blähungen ihres Gefühlslebens für Ausdruck einer tiefen Persönlichkeit hielt.
    „ Herr Baron, ich bin bestohlen worden! “ Sehr zu belasten schien sie das aber nicht, denn sie lachte mit glänzenden Kulleraugen.
    Ich überprüfte die Daten. Es stellte sich heraus, daß sie ta t sächlich recht hatte. Eine Verkäuferin in einer Boutique hatte einen überhöhten Betrag in den Kassencomputer g e tippt und ihren Eigenverbrauch entsprechend niedriger a n gegeben. Gar nicht dumm. Ich sorgte dafür, daß die Verkä u ferin gefeuert wurde und Moosy den Betrag gutgeschrieben bekam.
    „ Hach, wie Sie das wieder gemacht haben “ , gurrte sie und verdrehte die Augen, daß ich fast seekrank wurde. „ Wirklich eindrucksvoll! “
    „ Das ist mein Job, Madame “ , sagte ich höflich und ko m plimentierte sie hinaus. Ich fluchte innerlich. Sie war offe n sichtlich ebenfalls betrunken gewesen. Was ging hier vor?
    Ich stellte einige Nachforschungen an und erfuhr, daß sie heute weder einen Drink gekauft noch spendiert bekommen hatte. Eigentlich hätte sie stocknüchtern sein müssen.
    Irgendwas stimmte hier nicht. Ich beschloß, zu Roussel nach Alphaville rüberzufahren. Roussel war der Boss hier auf der Insel. Vielleicht wußte er, was da vorging.
    Ich schwang mich auf ein schnelles Motorrad und rausc h te los. Kurz vor der Grenzstation

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