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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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unserer Welt verwandelt. Es entstand eine künstlich produzierte Urlaubslandschaft, eine gigantomanische Mischung aus Disneyland, Club M é dite r ran é e, Filmkulisse und First-Class-Hotel.
    Es ist ein perfekt organisiertes Paradies geworden. Ta u sende von Mitarbeitern, Soziologen, Psychologen, Farbber a tern, Körpersprache-Experten, Sporttrainern, Erlebnis-Animateuren, Sound-Konzeptionern, Lokalkolorit-Spezialisten, Landschaftsgärtnern, Computerfachleuten usw. kümmern sich um die permanente Optimierung des Ko n zepts.
    Holiday World bietet etwas für jeden Geschmack, für j e des Alter, für jedes Temperament. Da ist z. B. Ibiza, eine Mischung aus dem echten Ibiza, Mykonos, Saint Tropez und allen Orten, wo sich die Jungen und Erlebnishungrigen tre f fen.
    Geht es hier schon recht freizügig zu, so ist im Liberty-Club fast alles erlaubt. Hier dreht sich alles nur um eins: Sex. Ausgesucht attraktive, meist nur mit Sonnenöl bekle i dete Hostessen kümmern sich rund um die Uhr um die B e dürfnisbefriedigung ihrer männlichen (und gelegentlich auch weiblichen) Gäste. Selbst das Einwickelpapier der Zucke r würfel, die man zum Morgenkaffee reicht, zeigt statt der üblichen Tierkreiszeichen einschlägige Stellungen. Das Wahrzeichen des Clubs ist die Liberty-Statue, die allerdings zwei Besonderheiten hat: Sie ist nackt, und sie ist höchst lebendig (siehe auch unser Titelbild).
    Daneben gibt es noch das sehr exklusive, sehr chice und sehr teuere Tahiti, das idyllische, altenglische Twickenham in the Willows , den exotischen Stadtdschungel von Chin a town und Bagdad, ein orientalisches Märchen aus 1001 Nacht. (Es ist allerdings davon abzuraten, 1001 Nacht dort zu bleiben, das wäre unerschwinglich.) Logischerweise kann man in dieser Mini-Welt auch „ Weltreisen “ buchen, das sind Rundreisen durch alle Feriengebiete.
    Worauf beruht nun der Erfolg dieser elektrischen Kuns t welt?
    Die Antwort darauf gibt uns Christoph Baron von Rossi, Nachfahr eines im 18. Jahrhundert nach Bayern eingewa n derten italienischen Baumeisters. Der sympathische junge Rossi ist der Social Relations Supervisor von Holiday World.
    „ Das Geheimnis ist “ , sagt er lächelnd, „ daß wir perfekt sind. Unsere Gäste bekommen alles geboten, was sie von einem Urlaub erwarten: Sonne, immer blauer Himmel, he r vorragendes Essen, gute Musik, viel Abwechslung – und gleichgesinnte Mi t urlauber, denn unsere Ferienzonen sind ja sozialpsychologisch segmentiert. Dazu viele weitere A n nehmlichkeiten, z. B. keinen Ärger mit dem Trinkgeld. Weil es bei uns kein Trinkgeld gibt. Keiner kann sich Bevorz u gungen erkaufen. Der Service ist für alle gleich – nämlich perfekt. “
    Etwas anderes hat der Urlaubs-Baron taktvollerweise verschwiegen: die Sicherheit. Politische Unruhen sind nicht zu erwarten, da die starke pro-westliche Regierung der Philippinen die Zügel fest in der Hand hält. Beträchtl i che Gel d summen von Tour Futur sorgen dafür, daß das so bleibt; dies ist ein offenes Geheimnis. Vor der Insel kre u zende Patrouillenschiffe schützen vor indonesischen Hoc h seepiraten.
    Aber die Sicherheit hat noch mehr Aspekte. Auf Holiday World braucht kein Urlauber damit zu rechnen, in Seite n gassen einen Schlag auf den Schädel zu bekommen wie e t wa in Kenia, Rio oder Jamaica. Die Gäste sind, anders als z. B. in Italien oder Spanien, sicher vor Streiks; und sie wissen, daß, im Gegensatz zu anderen „ Traumzielen “ wie etwa Ba r bados, eine wirklich schöne Landschaft und wirklich freun d liche Leute auf sie warten.
    Unser Fazit: Wenn Sie ein organisierter Urlaub nicht stört, ist Holiday World eine 100 prozentige Empfehlung. Mehr darüber erfahren Sie im nächsten Heft.
    (Anmerkung: Eine farbige Anzeigenseite in der Zei t schrift, in der dieser Bericht erschien, kostete nach dem Stand vom 1.1.1996 ca. 150 000 DM. Tour Futur bucht jäh r lich etwa 50 Seiten. Grund genug, sich bei diesem großzüg i gen Kunden mit einem netten Artikel zu revanchieren. Ganz unparteiisch natürlich.)
     

Etüden auf der Beeinflussungsklaviatur, unterbrochen von leichten Mißtönen.
     
    Tahiti war etwas für Leute mit sehr viel Kies. Dafür war es aber auch perfekter als perfekt. Dagegen verblaßte sogar der übertriebenste Reiseprospekt. Es war eine Mischung aus Südsee-Paradies, Seychellen, Kleinen Antillen, Mauritius und was es derlei kostspi el iger Traumziele noch mehr gibt. Alles war sehr sophisticated und weitläufig. Dazu ein kräft i ger Schuß

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