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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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der M o lotowkugeln auszuhauchen. Es war zehn Meter lang, es lief die Begrenzung der Kampffläche entlang, tief geduckt und überraschend schnell, und manchmal ric h tete es sich hoch auf, das Maul in die Luft gereckt, die Hufe der Vorderbeine in die Leere schlagend, als wolle e s s chattenboxen. Wo es vo r beikam, wichen die Zuschauer unwillkürlich zurück, so e r schreckend erschien die unmittelbare Nähe des Tiers, obwohl doch jeder wußte, daß die Arena von einem Gravitone n vorhang umschlossen war, ein u n durchsichtiger aber ebenso undurchdringlicher Panzer, perfekter Schutz für das Publ i kum. Noch entscheidender – wenn auch in umgekehrtem Sinn – war die Abschirmung für den Kämpfer: Er war auf sich allein gestellt, befand sich, obwohl den Blicken unzähl i ger Z u schauer auf den Rängen und an den Fernsehschirmen prei s gegeben, in einer eigenen, abgeschlossenen Welt, in die ni e mand eingreifen, in der ihm niemand helfen konnte. Es waren nicht wenige, die di e se Hilfe gebraucht hätten.
    Alf Fisher war sich dieser Situation wohl bewußt, und trotzdem: Als nun ein Mann auftauchte – geradezu verloren wirkte er im Kreis der Kampffläche –, als die Bestie plöt z lich stutzte und mit zitternden Flanken wie erstarrt stehe n blieb, als sich der Mann nun mit langsamen, in seiner Panz e rung fast unbeholfen wirkenden Schritten in Bewegung set z te, die Elektropeitsche in angedeuteter Abwehr vor sich au s gestreckt, da überkam Alf Fisher ein unbeschreibliches G e fühl, ein Interferieren von Neid, Sehnsucht, Ungeduld, Zweifel, Mitleid und Erwartung.
    Wieder begann das Tosen, erst dumpf, von spitzen Schreien durchsetzt, dann anschwellend bis zu einer mitre i ßenden Flut. Der Kampf hatte begonnen.
     
    Urwüchsige vitale Kraft gegen menschliche Intelligenz, u n terstützt durch einige bescheidene technische Hilfsmittel … Wie immer war die Auseinandersetzung mitreißend, ene r vierend, dramatisch. Alf Fisher fragte sich, wie sie es e r reichten, daß es stets hart auf hart ging, daß die Kräfte stets ausgeglichen waren, daß der Sieg immer auf des Me s sers Schneide stand. Es mußte an der Auswahl liegen, an einem genauen Studium der Fähigkeiten des Tieres und einer da r auf präzise abgestimmten Auswahl der zugelassenen Wa f fen. Diesmal hatte der Mensch gewonnen, Rex Mangr o ve, siebzehn Siege, einer der großen Stars. Nicht immer g e wann der Mensch, und manche der Gladiatoren hatten ihr Leben verloren. Aber sie alle hatten verzweifelt gekämpft, hatten ihr Leben teuer verkauft – und dem Publikum ein unverge ß liches Schauspiel geboten. Ihre Namen standen in Marmor gemeißelt und mit Gold ausgelegt auf dem großen Geden k stein neben dem Haupteingang.
    Immer wieder brodelte der Jubel hoch, wenn Rex Ma n grove die Faust gegen den Himmel hob oder Funken aus seiner Elektropeitsche sprühen ließ.
    Seinerzeit hatte Alf Fisher das Schauspiel stets bis zum Ende ausgekostet, er hatte gewartet, bis das Gros der Z u schauer das Stadion verlassen hatte, und oft war er dann die leeren Sitzreihen hinuntergelaufen, bis vorn an die Brüstung, wo die Ehrenplätze für Politiker, Raumfahrtpioniere und Schauspieler waren, er hatte in die zerwühlte Sandfläche gestarrt und sich selbst dort unten gesehen, Auge in Auge mit dem Monster, angefeuert von den Zuschauern und übe r legen im Sieg. Diesmal aber wandte er sich ab, ging die Treppe zur Terrasse des Südturms hinauf, von dem man e i nen prächtigen Überblick über das ganze Stadion hatte. Er drückte den Klingelknopf und sprach seinen Namen in das Mikrophon der Gegensprechanlage. Die Tür öffnete sich ferngelenkt, und Alf stieg einige mit Teppichen belegte St u fen hinauf. Er erreichte ein Foyer – Glaswände, Gruppen von Ledersesseln um winzige Rauchtischchen verteilt, und wieder der dicke Teppichboden.
    Vor ihm öffnete sich eine Tür, und ein Mädchen trat he r aus: Es war blond, hatte ein symmetrisches Puppengesicht und eine makellose Figur. Es trug seinen Arbeitsmantel wie eine Kreation der Pariser Haute Couture: Christa, Göblis Assistentin; er hatte sie bei vielen Fernsehinterviews ges e hen, wenn auch stets nur im Hintergrund, als ein Schmuc k stück, auf das man aber nur mit vornehmer Zurückhaltung zeigt. Es liefen Gerüchte darüber um, auf welche Art sie zu dieser bevorzugten Stellung gekommen war, aber das waren Gerüchte, wie sie in der Gesellschaft stets umliefen – im Grunde genommen belanglos und unwichtig für das G e schehen, um das es

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