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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Fleisch.
     
    Der Direktor ließ sich die Statistiken über den Bildschirm ausgeben: die Zuschauerzahlen, die Einschaltquoten, die Wettergebnisse. Er verglich die Zahlen mit den Notizen auf seinem Block und hakte Zeile für Zeile ab. Dann wandte er sich subtileren Analysen zu: den Vorhersagen der Sportr e daktionen, den Umfrageergebnissen, dem Beliebtheitstest.
    „ Er macht sich gut “ , murmelte er.
    Unversehens blickte er auf, wandte sich zu Christa. „ Hast du gehört? Er macht sich gut. “
    „ Wer macht sich gut? “ fragte Christa.
    „ Alf Fisher, wer sonst? “
    Christa nickte nur.
    „ Wirklich vorbildlich, dieser Mann. Er nimmt seinen Beruf ernst. Immer pünktlich beim Training. Nicht der kleinste Versuch, sich einmal ohne Rücksicht auf die Vo r schriften zu amüsieren. “ Er wiegte den Kopf, blätterte in einigen Ze i tungsausschnitten aus Illustrierten. „ Groß und blond, symp a thisch. Verschlossen und humorlos. Ein Kämpferherz – und beschränkte Intelligenz. Er erinnert mich an jemanden. Mir fällt der Name nicht ein. Weißt du, wen ich meine? “
    Christa schüttelte den Kopf. „ Nein. “
    „ Und kein einziges illegales Geschäft! Ehrlichkeit, Dummheit, Gleichgültigkeit. Manchmal kenne ich mich mit den jungen Leuten nicht mehr aus. “
    „ Muß es immer gleich Dummheit sein, wenn sich jemand nicht für Geschäfte interessiert? “ fragte Christa plötzlich angriffslustig.
    Göbli schob die Akten beiseite und zeichnete sinnlose F i guren auf die Schreibunterlage – Pfeile, die in alle mögl i chen Richtungen wiesen. „ Wie viele Kämpfe sollen wir ihn noch bestehen lassen, was meinst du? “
    „ Er hat doch erst drei hinter sich “ , erwiderte Christa. Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch dann schwieg sie.
    „ Er ist überraschend schnell auf der Beliebtheitsskala g e stiegen. Soll das so weiterlaufen? Brauchen wir einen neuen Star? Ich hab ’ ihn nicht als Star engagiert. Er hat auch keine Chancen, einer der ganz Großen zu werden. Dazu hat er zu wenig Ausstrahlung. Er ist zu kühl. Ich muß ihn so einse t zen, wie es das Geschäft verlangt. Vielleicht noch drei - oder viermal. Dann …“ Er drückte auf einige Knöpfe der Tast a tur; die Zahlen auf dem Bildschirm verschwanden.
     
    An diesem Abend wartete Christa, bis Alf die Trainingsrä u me verließ. Er machte freiwillig mehr, als von ihm ve r langt wurde, und so hatte sie eine halbe Stunde warten mü s sen. Sie tat so, als sei das Zusammentreffen rein zufällig. Er war überrascht; ob er erfreut war, konnte sie nicht erkennen.
    „ Was tun Sie eigentlich, wenn Sie nicht trainieren? “ fra g te Christa, als sie gemeinsam den Weg der Grünanlage, die das Stadion umschloß, entlanggingen.
    „ Ich studiere das Verhalten der Tiere. Ich probiere neue Waffen aus. Ich lasse mir die Videobänder von alten Käm p fen abspielen. Ich habe genug zu tun – mir wird es nicht langweilig. “
    „ Füllt Sie das wirklich aus? “ fragte Christa. „ Warum tun Sie da s e igentlich? Wissen Sie nicht, daß Sie Ihr Leben ri s kieren? Wollen Sie unbedingt ein Held sein – ist es das? “
    Alf zögerte mit der Antwort. „ Ein Held sein … vielleicht. Aber nicht so wie Sie meinen. Nicht wegen der Leute, der Zuschauer. Ich will die Kämpfe bestehen als Prüfung für mich selbst. Ich möchte wissen, wozu der Mensch fähig ist. Diese Tiere sind stärker und schneller als wir, es sind Rau b tiere, auf gewaltsames Töten ausgerichtet. Und auf der and e ren Seite ein schwaches Wesen, das sich gegen sie wehrt. So begann der Aufstieg der Menschheit – daß wir uns gegen äußere Gewalt zu verteidigen hatten. Diese Fähigkeiten sind noch nicht erloschen. Man muß sie am Leben erhalten. “
    „ Handelt es sich denn wirklich um einen ausgeglichenen Kampf? Dazu müßten die Chancen gleich verteilt sein. Das mag früher einmal so gewesen sein – aber heute? Da ist der Mensch, der sich durch künstliche Spielregeln auf einige wenige leichte Waffen beschränkt, und da ist das Tier, von fernen Planeten herangebracht, nur um abgeschlachtet zu werden. Hat dieses mit allen Mitteln des Managements au f gezogene Theater noch die geringste Ähnlichkeit mit den Kämpfen des Menschen der Vorzeit? “
    „ Eben deshalb beschränken wir unsere Ausrüstung auf ein Minimum “ , warf Alf ein, „ damit echte Auseinanderse t zungen zustande kommen, ein Wettbewerb zwischen gleich starken Partnern. Die Tiere sind durchaus nicht nur Schlachtvieh, sie haben ihre

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