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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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so tief ist, dass sie spüren können, ob
der andere noch lebt?«
    Bryce lachte ungläubig auf. »Und als Nächstes erzählst du mir
noch, Alice hätte das zweite Gesicht.«
    »Kann doch sein.« Gemma richtete ihren Blick auf Bryce. »Butch
Harron hat mir von Voodoo erzählt und von Voodoo-Meistern, dem Houngan und
Voodoo-Königinnen.« Begeisterung klang in ihrer Stimme mit. »Butch sagte, hier
im Süden glauben alle an Zauberei.«
    Bryce' Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Zauberei?« Als
Gemma nickte, schüttelte Bryce ungläubig den Kopf.
    »Hah!«, meinte Gemma und warf den Kopf in den
Nacken. »Das hätte ich mir denken können. Du bist einfach nicht offen für die
Möglichkeiten des Universums«, beschuldigte sie ihn lachend. Ihr Gesicht, fand
Bryce, sah aus wie das eines süßen kleinen Kobolds, der ihn schelmisch
angrinste. Er konnte nicht anders, als sie zu küssen.
    Als Gemma endlich wieder zu Atem gekommen war,
stupste sie ihn anklagend mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »Das ist wieder
mal typisch Mann. Wenn ihr eine Diskussion nicht mit Argumenten gewinnen
könnt, lenkt ihr ab und versucht den Gegner zu verwirren.«
    »Kann ich das denn?«, fragte Bryce mit rauchiger Stimme. »Dich
verwirren?«
    Gemmas Herz schlug schneller, als sie wortlos nickte. Noch einmal nahmen
Bryce' Lippen die ihren gefangen.
    Später, beim Abendessen, brachte Gemma das Gespräch noch einmal auf
ihren Besuch bei Alice Harper. Nachdem Mammy fröhlich plappernd um sie
herumgeflattert war, konnte Gemma sich die Frage einfach nicht verkneifen, warum
die wunderhübsche Schwarze in Alice' Haushalt kein Wort gesprochen hatte.
Alles im Hause Harper hatte von Fröhlichkeit und ungezwungenem Beisammensein
gesprochen, sodass das Verhalten der schönen Sklavin wie ein wunder Punkt
wirkte.
    Bryce sah Gemma einen Moment lang schweigend an, bevor er
antwortete.
    »Das Mädchen heißt Chantal, und Jessup hat sie auf dem
Sklavenmarkt erworben.«
    Gemma legte ihr Besteck beiseite. Noch immer fiel es ihr schwer,
sich vorzustellen, dass es Märkte gab, auf denen Menschen wie Vieh gehandelt
wurden. Noch schwerer fiel es ihr zu glauben, dass auch Jessup vor dem Kauf
menschlicher Ware nicht Halt gemacht hatte. Bryce musste den Widerwillen in
ihrem Gesicht gelesen haben.
    »Es ist nicht, wie du denkst. Es war Zufall, dass sich Jessup auf
der Auktion aufhielt, normalerweise meidet er sie, wenn er kann. Wie du glaubt auch er nicht daran, dass man Menschen
besitzen sollte. Jedenfalls war er anwesend, als Chantal auf den Block des
Auktionators gezerrt wurde. Du hast sie gesehen
und kannst dir sicherlich die rüden und lüsternen Kommentare der
Umstehenden vorstellen. Chantal wurde nicht als Haus- oder Feldsklavin
angeboten.« Bryce machte eine Pause. »Der Auktionator pries lediglich ihre
Fähigkeiten an, einen Mann im Bett zu erfreuen. Ihr herausragendstes Merkmal
war es, dass sie einen Mann nicht mit ihrem Geplapper stören konnte. Der
Vorbesitzer hatte ihr nämlich die Zunge herausschneiden lassen.«
    Entsetzt sog Gemma den Atem ein. Solche Grausamkeit war für sie
unvorstellbar.
    »Jessup konnte es nicht mit ansehen, wie die anwesenden Männer
Chantal begrapschten und einige sogar forderten, ihre Fähigkeiten gleich vor Ort testen zu
wollen. Also kaufte er sie. Sie war in einem beklagenswerten Zustand, nicht nur
körperlich, sondern vor allem seelisch. Sie hatte fürchterliche Angst, und es
dauerte Wochen, bis sie jemanden so nahe an sich heranließ, dass er sie
berühren konnte. Noch heute versucht Chantal jede Berührung zu vermeiden, vor
allem von Männern.«
    »Das kann ich ihr nicht verdenken«, meinte Gemma leise. »Nein«,
stimmte Bryce ihr zu. »Ich auch nicht.«

Kapitel 21

    Nachdem
sie bereits drei Tage nach dem Maßnehmen zwei fertige Kleider von Madame
Rousseau erhalten hatte, wurden die übrigen innerhalb einer Woche zur Anprobe
geliefert. Als Mammy Gemma rief, damit sie die Pracht in Augenschein nahm,
glaubte diese zu träumen. Passend zu den milden Temperaturen des Südens gab es
keine schweren Wollkleider, sondern fast nur leichte fließende Kreationen aus
Baumwolle, Seide und Musselin. Spitzen und Borten verzierten die
tiefgeschnittenen Oberteile, ebenso wie die weitschwingenden Röcke.
Ehrfürchtig ließ Gemma ihre Finger über die kostbaren Stoffe gleiten. Ihr Herz
schlug schneller, als sie den dunkelgrünen Samt erkannte, den Bryce ihr bereits
an Bord der Dragonfly geschenkt hatte. Sie selbst hatte es einfach nicht
übers

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