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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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ließ Bryce die freie Auswahl bei der Gestaltung.
    Mit jedem Tag, der verstrich, wurde Gemma nervöser. Sie kannte
hier niemanden. Wie waren diese Leute? Würde man sie akzeptieren oder als eine
Außenseiterin ablehnen?
    Am Morgen des großen Tages war Gemma ein Nervenbündel. Als
Pauline ins Zimmer kam, um ihr beim Waschen und Ankleiden zu helfen, hätte
Gemma sich am liebsten wieder ins Bett verkrochen, bis alles vorüber war.
    Gegen Mittag wurden die ersten Gäste erwartet.
Da die Plantagen so weit auseinander lagen, hatte Bryce zu einem Gartenfest
eingeladen für die ganze Familie mit anschließendem Ball am Abend. Wie sollte
sie diesen Tag nur durchstehen?
    Gemma fühlte, wie ihr Tränen in die Augen traten. Was war nur mit
ihr los? Es war so gar nicht ihre Art, bei dem geringsten Anlass in Tränen
auszubrechen. Aber im Moment gab es kaum einen Tag, an dem sie nicht den Wunsch
verspürte, Tränen zu vergießen. Sie schickte Pauline mit einer ungeduldigen
Handbewegung aus dem Zimmer und warf sich aufs Bett, wo sie schluchzend den
Kopf in das Kissen vergrub.
    So fand sie Bryce, der einige Minuten später besorgt den Raum
betrat. Pauline hatte ihn aufgesucht und ihn gebeten, nach Gemma zu sehen, weil
sie begann, sich Sorgen um die Herrin zu machen.
    Gemma
sah nicht auf, als sich die Matratze unter Bryce' Gewicht neigte. Wie konnte
sie ihm in die Augen sehen? Er tat das alles nur für sie und sie zeigte sich so
undankbar. Widerstrebend ließ sie sich von ihm in die Arme ziehen und barg ihr
Gesicht an seiner Brust. Schweigend strich Bryce ihr über den Rücken, bis ihr
Schluchzen verstummt und einem Schluckauf gewichen war.
    »Was ist los, Gemma?«, fragte er nach einer Weile. Sie schüttelte
hilflos den Kopf.
    »Ich weiß es selber nicht. Es ist mir
peinlich, dass ich eine solche Heulsuse bin. Das war ich doch früher nicht. Im
Moment kommen mir ständig die Tränen, ohne irgendeinen Grund.« Sie seufzte.
    »Und heute bin ich so aufgeregt, dass ich
sogar Pauline rausgeschickt habe. Oh Gott, Bryce, ich hab solche Angst. Ich
versteh das nicht, aber ich kann nichts dagegen machen.« Sein Kuss ließ ihre
Worte verstummen. Lange küsste er sie, bis er merkte, dass sich Gemma
entspannte und begann, seinen Kuss zu erwidern. Langsam drückte er sie zurück
in die Kissen, bis er über sie gebeugt lag.
    »Ich kenne da ein hervorragendes Mittel gegen Angst und Lampenfieber«,
grinste er. »Vertrau mir.«
    »Bryce, jetzt?«, lachte Gemma, als er die Bändchen ihres
Nachthemdes aufzupfte.
    »Hmmhmm«, murmelte Bryce, das Gesicht an ihrer Halsbeuge. Seine
Küsse arbeiteten sich abwärts, bis Gemma jeden Widerspruch vergaß und nur noch
fühlte.
    Die Gäste waren bereits im Garten versammelt. Die Kinder tobten und
tollten über den weiten Rasen, die Erwachsenen schritten gemächlich umher oder
standen in Grüppchen beieinander und unterhielten sich. Man sah sich
schließlich nicht alle Tage und so musste jede Gelegenheit genutzt werden,
Neuigkeiten auszutauschen und dem neusten Klatsch und Tratsch zu lauschen. Der
Duft nach gebratenem Fleisch hing über allem und ließ den Anwesenden das Wasser
im Mund zusammenlaufen.
    »Bryce!«
    Bryce wandte sich um. Alfonse Perraque kam mit großen Schritten
auf ihn zu. Lachend fielen sich die Männer in die Arme. »Bryce, du alter
Schwerenöter, was muss ich da hören? Wo ist deine Frau?«
    »Geduld, mein Freund«, lachte Bryce. »Nur Geduld. Du wirst sie
bald genug zu sehen bekommen.« Er schlug seinem Freund auf die Schulter. »Komm,
lass uns ein Glas Punsch trinken, während wir auf die holde Weiblichkeit
warten.«
    Gemeinsam schritten sie hinüber zu der langen Reihe Tische, die
sich bereits unter der Last der Speisen bogen, und immer noch trugen Diener
große Schüsseln mit den erlesensten Köstlichkeiten aus der Küche heran.
    Bryce nippte an seinem Punsch, als um ihm
herum so nach und nach alle Gespräche verstummten und sich die größeren und
kleineren Gruppen dem Haus zuwandten. Er drehte sich um.
    Dort,
auf der großen Treppe, die von der Veranda hinab in den Garten führte, stand
Gemma. Unwillkürlich hielt Bryce den Atem an. Sie war so wunderschön. Nichts
ließ mehr erahnen, dass sie noch vor wenigen
Stunden panische Angst davor gehabt hatte, all diesen Menschen gegenüberzutreten.
Langsam, gemessenen Schrittes schwebte sie die Stufen hinab. Der
ausladende Rock ihres weißen schulterfreien Kleides wippte leicht bei jedem
Schritt, und sie hielt sich mit der Eleganz einer Königin.

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