Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
Vom Netzwerk:
Hand auf Gemmas Stirn und zog besorgt die Brauen
zusammen. Gemma versuchte, sich auf die Ellenbogen aufzurichten, aber Bryce
drückte sie sanft in die Kissen zurück.
    »Du bleibst liegen«, meinte er streng, seine Züge von Sorge
gezeichnet.
    »Mir fehlt nichts«, protestierte Gemma und
schob seine Hand weg. Langsam setzte sie sich auf. Der Raum drehte sich noch
einen Moment um sie, bevor er wieder stillstand. Skeptisch und besorgt sahen Bryce
und Mammy sie an.
    »Wirklich, mir geht es gut«, meinte Gemma leicht gereizt. »Das war
nur alles ein wenig zu viel. Ich bin so viel Aufhebens um meine Person nicht
gewöhnt, das ist alles.«
    »Nun gut«, sagte Bryce schließlich. »Bleib noch einen Moment liegen
und ruh dich aus, in Ordnung?«
    Gemma nickte erleichtert und ließ sich zurücksinken. Ihre Augen
schlossen sich wie von selbst, und bevor sie es überhaupt bemerkt hatte, war
sie eingeschlafen.
    Gottlob
war Madame Rousseau am Tag zuvor zumindest mit dem Nehmen der Maße fertig
geworden. Während Gemma geschlafen hatte, hatte Bryce mit der Couturière einige
Schnitte und Stoffe durchgesprochen und erwähnt, dass Gemma einen Teil der
neuen Garderobe so schnell wie möglich benötigte. Auch wenn Gemma immer wieder
beteuert hatte, dass es nur die Aufregung und das ungewohnte feuchtwarme Klima
waren, die ihr Probleme bereiteten, so begann Bryce dennoch, sich ernsthaft um
sie zu sorgen.
    Noch nicht einmal, nachdem sie Tag und Nacht an seinem Krankenbett
gewacht hatte, war sie so blass und schmal gewesen wie jetzt. Irgendetwas
schien ihr zu schaffen zu machen, und Bryce fragte sich besorgt, was es wohl
war.
    Gemma wusste sehr wohl, was da an ihren Kräften zehrte, und sie
wunderte sich, dass ihr Körper bereits in diesem frühen Stadium der
Schwangerschaft sein Recht forderte. Es konnte doch erst wenige Wochen her
sein, seit sie Bryce' Kind empfangen hatte, aber dennoch ermüdete sie sehr viel
schneller als sonst. Sie wusste, dass sich Bryce Sorgen wegen ihrer
Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit machte, und hoffte inständig, er würde
nicht nach einem Arzt schicken. Würde der ihren Zustand nicht sofort erkennen?
Wie lange dauerte es, bis eine Schwangerschaft offensichtlich wurde?
    Die Fragen brannten Gemma auf der Zunge, aber sie wagte nicht, sie
irgendjemandem zu stellen. Zu neu war ihre innige Beziehung zu Bryce, als dass
sie sie durch die Ankündigung, sie würde ein Kind erwarten, gefährden wollte.
    Deshalb bemühte Gemma sich, es sich nicht anmerken zu lassen, wenn
sie müde wurde. Verstohlen verbarg sie ein Gähnen hinter der vorgehaltenen
Hand oder zog sich für ein oder zwei Stunden in den Garten zurück, wo sie einen
kleinen Pavillon entdeckt hatte, in dem sie sich hinlegen konnte.
    Gottlob hatte ihre morgendliche Übelkeit ein wenig nachgelassen,
sodass sie keine Mühe hatte, diese vor Bryce – oder Mammy – zu verbergen.
    Gemeinsam mit Bryce hatte Gemma Alice Harper,
Jessups Witwe, besucht. Bryce hatte Alice Harper bereits am ersten Tag nach
ihrer Ankunft, als Gemma noch an Bord der Dragonfly auf ihn gewartet
hatte, aufgesucht und sie behutsam über das tragische Ableben ihres Mannes in
Kenntnis gesetzt. Alice, so hatte Bryce berichtet, hatte die Nachricht äußerst
gefasst aufgenommen, aber Gemma war sich sicher, dass der Schmerz viel zu tief
ging, als dass Alice ihren Gefühlen hätte freien Lauf lassen wollen.
    Als Bryce Alice Harper das nächste Mal
aufsuchte, bat Gemma, ihn begleiten zu dürfen. Jessup hatte ihr sehr viel
bedeutet. Seine ruhige, besonnene Art und vor allem die Gewissheit, dass sein
Herz groß genug gewesen war, einen verzweifelten Straßenjungen auch gegen den
Widerstand seines Captains an Bord zu nehmen, machten Gemma neugierig, ob
seine Frau eine ähnlich gütige Seele war. Sie wollte ihr persönlich ihr
Beileid ausdrücken. Auch wenn es den großen Schmerz der Witwe kaum würde
mildern können, so wollte Gemma sie doch wissen lassen, dass auch sie Jessup
ihre Hochachtung und Freundschaft entgegengebracht hatte.
    Jessups Frau war eine Überraschung. Zwar hatte Gemma keine klare
Vorstellung davon gehabt, wie Alice Harper wohl sein mochte, aber sie hatte
keinesfalls mit dieser zierlichen Person gerechnet, die Bryce und ihr die Tür
öffnete. Alice Harper war nicht sonderlich groß, aber mit ihren lockigen,
schwarzen Haaren und den leuchtenden Augen strahlte sie eine Lebendigkeit aus,
die Gemma bisher nur bei wenigen Menschen begegnet war. Ihr rosiges Gesicht
leuchtete auf, als sie

Weitere Kostenlose Bücher