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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Gott, Bryce würde sich solche
Sorgen machen, wenn er zurückkam und sie nicht da war. Würde er sie überhaupt
sofort vermissen oder würden Stunden vergehen, bevor irgendjemand ihre
andauernde Abwesenheit bemerkte?
    Weiter ging die rasende Fahrt und Gemma fragte sich, was Ranleigh
wohl mit ihr vorhatte und wohin sie fuhren. Anscheinend hatten sie ihr
aufgelauert, aber woher sollten sie gewusst haben, dass sie ausgerechnet heute
Alice besuchen würde?
    Gemma war so in ihre Gedanken versunken, dass es sie völlig
unvorbereitet traf, als sie plötzlich durch die Luft geschleudert wurde. Neben
ihr erspähte sie das Körbchen und umklammerte es. Die Kutsche kippte zur Seite.
Beinahe eine Ewigkeit, so schien es Gemma, stürzte sie ohne Halt in einen nicht
enden wollenden Abgrund, bevor sie auf dem Boden aufprallte und die Kutsche sie
unter sich begrub.
    Staub verschleierte ihren Blick. Gemma hustete, nur um noch mehr Staub
einzuatmen. Einen Augenblick lag sie still, benommen, bevor sie langsam unter
der umgestürzten Kutsche hervorkroch und voller Furcht ihre Hände nach ihren
Kindern ausstreckte. Das Körbchen lag halb auf der Seite, aber zwei
Augenpaare, eins blau, eins grau, starrten sie neugierig an, als sie sich
darüber beugte.
    Gemma fiel ein Stein vom Herzen, als sie
bemerkte, dass Robert und Cecilie nichts passiert war und es ihr anscheinend
gelungen war, das Schlimmste mit ihrem eigenen Körper abzufangen. Liebevoll
strich sie ihren Kindern über die kleinen Wangen, bevor sie das Körbchen aufhob
und sich umsah.
    Die Kutsche lag auf dem Kopf. Ein Rad drehte sich noch, aber Gemma
erkannte die Trümmer des gebrochenen Rades, die auf der Straße verstreut lagen.
Die Zugpferde hatten sich losgerissen und galoppierten in einer Staubwolke in
einiger Entfernung davon. Auch die beiden Reitpferde, die hinten angebunden
gewesen waren, hatten ihr Heil in der Flucht gesucht. Und genau das würde sie
auch tun.
    Stolpernd lief Gemma los, als eine kalte
Stimme sie stoppte.
    »Ein Schritt weiter, und du hast eine Kugel
im Rücken.« Gemma erstarrte. Langsam wandte sie sich um. Ranleigh kam mühsam
unter der Kutsche hervorgekrochen, die Pistole auf sie und die Kinder
gerichtet. Blut lief ihm vom Haaransatz aus übers Gesicht und
verzerrte seine ebenmäßigen Züge. Er rappelte sich auf und kam auf sie zu.
    Gemma hörte Rawlins auf der anderen Seite stöhnen und fragte sich,
was mit Rupert war, konnte ihm aber im Augenblick nicht helfen.
    »Sieht ganz so aus, als wolltest du dich wieder aus dem Staub
machen«, meinte Ranleigh mit seidenweicher Stimme. Ohne Vorwarnung schlug er
mit dem Handrücken zu, und Gemma schrie erschrocken auf. Sie spürte, wie ihre
Lippe aufplatzte, und schmeckte Blut.
    Ängstlich wich sie einen Schritt zurück, aber Ranleigh umklammerte
ihren Oberarm und zerrte sie mit sich.
    »Verdammter Mist«, fluchte er und schlug wütend mit der flachen
Hand auf das sich einsam drehende Rad. »So hatte ich mir das nicht
vorgestellt.«
    »Und was mach'n wa jetzt?«, fragte Rawlins und
wischte sich mit dem Ärmel das Blut vom Gesicht. Ranleigh sah sich um.
    »Wir
laufen.«
    »Laufen?«, keuchte Rawlins entsetzt. »Hier ist doch nur Sumpf. Und
da gibt's jede Menge Alligatoren und Schlangen und ...«
    »Wir laufen«, schnitt ihm Ranleigh scharf das Wort ab. »Auf der
Straße.«
    Seine Finger schlossen sich fester um Gemmas Oberarm und wollten
sie mit sich zerren, aber Gemma stemmte sich gegen seinen Griff.
    »Was ist mit Rupert? Vielleicht ist er verletzt«, meinte sie
besorgt, aber Ranleigh lachte nur zynisch.
    »Na und. Ist doch nur 'n Nigger. Ist vielleicht sogar besser für
ihn, wenn er es hinter sich hat. Nun komm schon.«
    Stolpernd taumelte Gemma ihm hinterher, ihre Arme noch immer um
das Körbchen geschlungen. Ranleigh bemerkte es und sah sie finster an. »Lass
die Bälger hier.«
    Gemma schloss ihre Arme fester um den Korb. »Niemals.« Ihre Augen
funkelten kämpferisch und Ranleigh zuckte mit den Schultern.
    »Mir egal. Du musst sie schleppen.« Damit stampfte er los. Gemma
stolperte hinter ihm her, dicht gefolgt von Rawlins, der noch immer vor sich
hin schimpfte.
    Bryce erreichte die umgestürzte Kutsche kurz vor Sonnenuntergang. Er
glaubte, sein Herz müsse stehen bleiben, als er die zertrümmerten Reste
erblickte. Sein besorgter Blick streifte das Gefährt, während er aus dem Sattel
glitt.
    »Gemma!« Seine Stimme war rau, heiser, als er
sich auf den Boden warf, um zu sehen, ob seine Frau und die Kinder

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