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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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sie auch lernen wollte, ein Schiff
zu navigieren, oder Kontobücher zu führen? Dass sie die Sprachen fremder Länder
erlernen wollte, damit sie sie eines Tages selbst bereisen konnte?
    Edwards schwieg, als er sich aufrichtete. Er sah Gemmas Erzieherin
an.
    »Wir reden später über diese Angelegenheit, Miss Crumberwickle.
Bitte kommt um fünf in mein Studierzimmer.«
    »Sehr wohl, Captain Edwards«, erwiderte die Lehrerin mit einem
wütenden Seitenblick auf Gemma, bevor sie mit wehenden Röcken ins Haus
rauschte.
    Jeremiah und Gemma folgten ihr langsamer. Gemma überlegte, ob sie
das Thema noch einmal zur Sprache bringen sollte, aber sie wollte die
Wiedersehensfreude mit ihrem Vater nicht noch mehr trüben. Später konnte man
noch immer darüber sprechen.
    »Was hast du mir mitgebracht, Papa?«
    Edwards sah auf seine Tochter hinab. Ihre Augen leuchteten bei
dem Gedanken daran, dass ihr Vater ihr vielleicht wieder etwas so Wundervolles
wie das Fernglas mitgebracht hatte. Miss Crumberwickle bemängelte noch immer,
dass es für ein Mädchen, noch dazu in ihrem Alter, sehr viel angemessener
gewesen wäre, wenn er ihr Puppen mitbrächte, aber Gemma grauste es bei dem
Gedanken. Was sollte sie mit noch mehr Puppen? Die, die sie besaß, standen und
saßen schon überall in ihrem Zimmer herum, ohne dass sie mit ihnen spielte.
Außerdem waren die meisten von ihnen zum Spielen ohnehin viel zu zerbrechlich.
    »Etwas, worüber du dich sicher freuen wirst.«
    »Wirklich?«, rief sie aufgeregt. Er nickte und führte Gemma in
die Bibliothek. Diesmal hatte Gemma keinen Blick für die vielen Bücher, die in
Regalen bis unter die Decke standen. Einzig und allein die Truhe, die mitten im
Raum stand, hielt ihre Aufmerksamkeit gefesselt.
    »Da drin?« Wieder nickte Edwards, und Gemma ließ seine Hand los
und stürmte vorwärts. Vor der Truhe sank sie auf die Knie. Liebevoll strichen
ihre Hände über das blankpolierte, dunkle Holz des Deckels. Allein die Truhe
war ein Vermögen wert, allerdings hatte Gemma für materielle Werte sehr wenig
übrig. Ihr Vater hatte gesagt, das eigentliche Geschenk sei darin. Gemma
tastete nach dem Schloss und fand es verschlossen. Sie zog ihre Stirn kraus.
    »Ist es ein geheimer Mechanismus, Papa?«,
fragte sie konzentriert, ohne ihn anzusehen. Ihre flinken Finger versuchten,
das Holz rund um das Schloss zu verschieben oder zumindest einzudrücken. Es
dauerte einen Augenblick, bis sie den Schlüssel bemerkte, der plötzlich vor
ihrer Nase baumelte.
    »Nein, du musst lediglich aufschließen.« Gemma griff nach dem
Schlüssel und ließ das Schloss aufschnappen. Zögernd klappte sie den Deckel
auf.
    »Was ist das?«, flüsterte sie staunend, während sie vorsichtig
die seltsame Metallkonstruktion aus der Kiste nahm und die Samttücher, mit
denen sie umwickelt war, entfernte. Sie stellte das Gebilde auf den Tisch und
starrte es an. Eine goldene Kugel auf einem langen, dünnen Ständer aus glänzendem
Metall bildete die Mitte. Sie wurde umgeben von einzelnen kugelförmigen
Juwelen verschiedener Größe, die alle auf separaten, beweglichen Drähten
gelagert waren. Probehalber tippte Gemma eine der Kugeln an. Sie drehte sich
sowohl um sich selbst als auch um die goldene Kugel in der Mitte. Die meisten
Juwelen waren selbst noch von kleineren Silberkugeln
umgeben. Fasziniert betrachtete Gemma ihr Geschenk. Noch einmal bewegte sie
einige Kugeln. Plötzlich schrie sie vor Freude auf.
    »Ich hab's! Das in der Mitte ist die Sonne und
um sie herum die Planeten und ihre Monde, hab ich Recht?« Ihre leuchtenden
Augen suchten den Blick ihres Vaters.
    »Da ist noch mehr in der Kiste.« Ungläubig
kehrte Gemma zur Truhe zurück und fand darin noch zwei Bücher. Das eine, ein
ledergebundener Foliant, war so schwer, dass sie ihn kaum heben konnte. Er war
mit kunstvollen Silberbeschlägen verziert und konnte sogar verschlossen werden.
Gemma schlug ihn auf. Es war eine wissenschaftliche Abhandlung über den Lauf
der Sterne am Firmament und über fremde Planeten, die so weit entfernt waren,
dass sie niemals eines Menschen Augen aus der Nähe erblicken würden.
    »Das Buch habe ich in Marrakesch erworben. In dem Moment, wo ich
es sah, wusste ich, dass es dir gefallen würde«, hörte sie die Stimme ihres
Vaters dicht hinter sich.
    »Es ist wundervoll«, erwiderte Gemma leise, andächtig, während sie
mit unglaublicher Vorsicht die einzelnen Seiten umblätterte. »Es muss uralt
sein.«
    »Der Händler wusste selbst nicht, wie alt es

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