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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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ist, aber er hat
einen horrenden Preis dafür verlangt.«
    »Den du ihm doch hoffentlich nicht gezahlt
hast!« Edwards lachte bei der Empörung in Gemmas Stimme. Manchmal glaubte er,
er würde ihr zu viel von seinen Reisen erzählen, aber manchmal, so wie jetzt,
bedauerte er bereits die Kaufleute, die irgendwann einmal mit Gemma Geschäfte
machen würden.
    »Nein, mein Kleines, keine Sorge, das habe ich nicht.«
    »Na, dann ist ja gut«, murmelte Gemma und wandte sich wieder ihrem
Buch zu. »Woher stammt es?«
    »Aus Arabien.«
    »Aber die Schriftzeichen sind nicht Arabisch.«
    »Nein, wer immer es geschrieben hat, hat es in Latein verfasst.
Es wird noch etwas dauern, bis du es lesen kannst.«
    »Leider«, seufzte Gemma und klappte das Buch
zu. »Aber jetzt wo ich dieses Buch habe, werde ich noch schneller lernen.«
    Edwards lachte bei dem Eifer in ihren Worten.
Wie konnte Miss Crumberwickle nur glauben, Gemma wollte nicht lernen? Selten
hatte er ein so wissbegieriges Kind erlebt. Besonders für ein Mädchen war das
mehr als ungewöhnlich, aber er war froh, dass der hübsche Kopf seiner Tochter nicht
so hohl war wie die Köpfe der meisten anderen Mädchen ihres Alters.
    »Das andere Buch interessiert dich wohl überhaupt nicht, Gemma?«
    »Oh«, war alles, was sie dazu sagte. In ihrem Eifer hatte sie das
zweite Buch ganz übersehen. Es war viel schlichter, zwar in gepunztes Leder
gebunden, aber ohne Beschläge.
    »Worüber ist es?«
    »Sieh hinein.«
    Gemma öffnete es und erstarrte. Sie glaubte es
einfach nicht.
    »Woher hast du das gewusst?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
    »Woher habe ich was gewusst?« Edwards lächelte. Der andächtige
Ausdruck auf Gemmas Gesicht entschädigte ihn für die Zweifel, die er gehabt
hatte, ob sie dieses Geschenk erfreuen würde.
    »Woher hast du gewusst, dass ich etwas über Navigation lernen
möchte?«
    »Ich habe es nicht gewusst. Bis zu diesem Augenblick bin ich mir
sogar mehr als unsicher gewesen, ob du dich darüber freuen würdest ...«
    Weiter kam er nicht. Ein Wirbelwind im hellblauen Kleid hatte sich
in seine Arme geworfen und bedeckte sein Gesicht mit feuchten Küssen.
    »Nicht so stürmisch, nicht so stürmisch«, wehrte Edwards unter
Lachen ab, bis Gemma sich beruhigt hatte. Tränen liefen ihr übers Gesicht,
aber sie strahlte und lachte und hätte sich am liebsten wieder an ihn
geklammert.
    »Es ist wundervoll, danke, Papa, oh danke. Zeigst du mir, wie es
gemacht wird? Oh, bitte, bitte, gleich jetzt, ja?« Ihre großen Augen waren so
flehentlich auf ihn gerichtet, dass es ihm leid tat, ihr diesen Wunsch
abschlagen zu müssen. Bedauernd schüttelte er den Kopf.
    »Es ist gleich Zeit zum Nachmittagstee. Du gehst jetzt schön brav
in dein Zimmer, wäschst dich und ziehst dich um. Dann nehmen wir den Tee ein.
Und danach zeige ich dir vielleicht, wie man damit umgeht, einverstanden?«
    Gemma nickte, und mit einem letzten Blick auf
ihre kostbaren Geschenke rannte sie aus dem Raum und hinauf in ihr Zimmer.
    Kopfschüttelnd betrat Captain Edwards sein Studierzimmer, in dem
Miss Crumberwickle bereits auf ihn wartete. Ihr Mund war verkniffen, und
Edwards fragte sich, ob das ein Dauerzustand war. Als er sie vor drei Jahren
eingestellt hatte, war ihm das gar nicht aufgefallen.
    »Bitte setzt Euch«, forderte er die Dame auf
und ließ sich selbst an seinem Schreibtisch nieder. Er nahm seine Pfeife aus
der Tasche und begann sie zu stopfen, während er die Erzieherin seiner Tochter
betrachtete. Nachdem sie sich bereits mehrere Minuten schweigend
gegenübergesessen hatten, begann Miss Crumberwickle unruhig zu werden. Ihre
Hände verkrampften sich in den Stoff ihres Kleides und sie rutschte auf ihrem
Stuhl hin und her, als sei er mit einmal äußerst unbequem.
    Als Edwards schließlich das Wort an sie richtete, zuckte sie
zusammen.
    »Miss Crumberwickle, in welchem Stoff unterrichtet Ihr meine
Tochter?«
    Nachdem ihr endlich eine Frage gestellt worden war, wurde Miss
Crumberwickle wieder ihr ausgeglichenes Selbst. »Ich unterrichte sie im
Schreiben, Lesen ...«
    »Das ist mir bekannt«, unterbrach Edwards sie. »Was genau
unterrichtet Ihr? Welche Materie?«
    »Nun ja, wir machen Rechtschreib- und Leseübungen. Gemma liest mir
aus Büchern vor, die für Damen ihres Alters geeignet sind, und ...«
    »Und Mathematik? Was unterrichtet Ihr da?«
    »Addition, Subtraktion, nun ja, die Grundlagen, die ein Mädchen
später einmal benötigt, um die Haushaltsführung in groben Zügen

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