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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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beeilte sich noch
mehr.
    Es
waren nur noch einige Schritte, als sie wie angenagelt stehen blieb und vor
Schreck beinahe ins Wasser stürzte. Ungläubig starrte sie auf die Szene, die
sich ihren Augen bot. Auf dem Achterdeck neben dem Steuer hatte sie eine allzu
vertraute Gestalt entdeckt. Er konnte es nicht sein! Nicht er! Er war in London
... oder auf dem Weg zurück nach Amerika. Warum hatte sie von allen Schiffen in
Londons Hafen ausgerechnet das von Bryce Campbell erwischen müssen?
    Butch
Harrons Griff an ihrem Ohr riss Gemma aus ihrer Versteinerung, aber auch als er
sie hinter sich her in die Kombüse zerrte, konnte sie ihren Blick nicht von
der hochgewachsenen Gestalt auf dem Achterdeck abwenden.
    »Ist das der Capt'n?«, fragte sie, voller Angst, dass sich ihre
schlimmsten Befürchtungen bestätigten.
    »Ja, das ist Bryce Campbell. Er ist der Capt'n. Und du tust
besser, was man dir sagt, wenn du nicht willst, dass er dich am Stück
verschlingt. Das macht er nämlich am liebsten mit frechen kleinen Gören.«
    Oh ja, er würde ihr den Kopf abreißen, daran
hatte Gemma gar keinen Zweifel, sollte Bryce jemals herausfinden, dass sie an
Bord war. Oh Gott, wie sollte sie diese Fahrt überstehen? Was wie ein
wunderbares Abenteuer begonnen hatte, war von einem Augenblick zum nächsten zum
Alptraum geworden.
    Widerstandslos ließ Gemma sich in die Kombüse schleppen, und als
Bryce' Blick über das Deck schweifte, war sie bereits verschwunden.

Kapitel 8

    Die ersten
paar Tage vergingen wie im Fluge. Zwischen Tellerwaschen und Kesselschrubben,
Gemüse putzen und Holz und Kohle schleppen hatte Gemma kaum Zeit, an irgendetwas
anderes als an ihre Aufgaben zu denken. Butch Harron hielt sie auf Trab und
tischte ihr nebenher jede Menge Seemannsgarn auf, wofür sie ihm dankbar war,
weil es sie von ihren Sorgen ablenkte. Während sie zuerst ihr Gleichgewicht
mit jeder schlingernden Bewegung des Schiffes verlor, stand sie nach zwei Tagen
sicher auf ihren Füßen. Es dauerte beinahe eine Woche, bevor Gemma zu Butchs
Zufriedenheit arbeitete und er ihr hin und wieder einige Augenblicke für sich
selbst zugestand.
    Die harte Arbeit forderte ihren Tribut. Jeden
Abend sank Gemma in ihre Hängematte, die sie mit Butchs Zustimmung in der
Kombüse aufhängen durfte und die sie mit der schwarz-weißen Bordkatze teilte.
Sie wollte nicht im Mannschaftsquartier übernachten. Zum einen, weil sie hier
oben hin und wieder ein wenig kühle Nachtluft schnuppern konnte, zum anderen,
weil sie auf keinen Fall ihre Demaskierung riskieren wollte. Glücklicherweise
kümmerte sich niemand darum, und Butch war zufrieden, dass sie immer zur Hand
war, wenn er sie brauchte.
    Seit sie an Bord war, hatte sie sich Problemen gegenübergesehen,
an die sie vorher nicht gedacht hatte. Obwohl sie sich nachts, nachdem sie die
Tür verriegelt hatte, in der Kombüse waschen konnte, hatte sie nicht bedacht,
wie sie denn dem Drang der Natur nachkommen sollte. Das erste Mal, als sie das
dringende Bedürfnis verspürte, hüpfte sie bereits von einem Bein aufs andere,
um sich nicht nass zu machen, ehe sie sich endlich getraut hatte, Butch Harron
zu fragen, wohin sie gehen könnte. Er hatte ihr einen erstaunten Blick zugeworfen
und einfach gesagt: »Piss über Bord.« Dann hatte er sich abgewandt, um seiner
Arbeit nachzugehen.
    Gemma hatte die Zähne zusammengebissen und war hinausgerannt. Da
sie das, was ihr geraten worden war, nicht einfach ausführen konnte, suchte sie
sich ein stilles Plätzchen im Lagerraum und benutzte einen Eimer. Den Inhalt
loszuwerden erwies sich als gar nicht so einfach, weil es niemand sehen
sollte, aber sie hatte es geschafft. Nach einigen Tagen hatte sie den Ablauf
beinahe perfektioniert.
    Nachdem sie sich eingelebt hatte, verbrachte Gemma jede frei
Minute an Deck, gut versteckt vor den neugierigen Augen der Crew, aber immer
mit guter Aussicht auf das Achterdeck. Ihr Verstand hatte wieder begonnen zu
arbeiten, nachdem sie die Zeit gefunden hatte, über ihre Situation
nachzudenken, aber die einzige mögliche Lösung für ihr Problem schien ihr
tatsächlich, abzuwarten und zu hoffen, dass Bryce sie nicht entdeckte. Wenn sie
weiterhin so viel Zeit in der Kombüse verbrachte, konnte ihr dieses Kunststück
gelingen.
    Es war gegen Ende ihrer ersten Woche an Bord,
als Gemma eines Morgens von einem weiteren Problem überrascht wurde, das sie
nicht bedacht hatte. Ihre monatliche Blutung hatte begonnen. Wie hatte sie das
nur vergessen können? Auch in

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