Gemma
an, die
praktisch vor ihrer Nase standen und begannen, sich auszuziehen. Was zum Teufel
taten sie da? Gemma presste sich eine Hand auf den Mund, um nicht zu schreien.
Da standen zehn Männer direkt vor ihrem Versteck und entkleideten sich. Gemma
riss die Augen auf, als sie nicht einmal ein Mindestmaß an Anstand walten
ließen und nicht innehielten, bis sie nackt waren. Schockiert starrte Gemma auf
die nackten Männerkörper, die sich völlig ungehemmt vor ihren Augen bewegten.
Offensichtlich rissen die Männer Witze, berührten sich und beleidigten die
Größe – oder mangelnde Größe – des Gliedes zwischen ihren Schenkeln.
Gemma schluckte schwer bei dem Anblick. Sie
wusste, sie sollte die Augen schließen oder bedecken, aber sie brachte es
einfach nicht fertig, sondern war wie erstarrt. Obwohl es ihr eigentlich nicht
erlaubt gewesen war, so hatte sie doch einmal heimlich in den Medizinbüchern
ihres Vaters geblättert, die dieser zumeist unter Verschluss gehalten hatte.
Zwar war er kein ausgebildeter Mediziner gewesen, aber er vertrat die Ansicht,
dass er als Kapitän eines Schiffes zumindest ein Mindestmaß von Medizin verstehen
sollte. In einigen Büchern hatten sich grobe Skizzen nackter männlicher und
weiblicher Körper befunden, die aber in nichts mit dem zu vergleichen waren,
was sich hier ihren entsetzt-faszinierten Blicken darbot. Sie hätte damals
diese Bücher gerne noch weiter erkundet, aber ihre Gouvernante war
hereingekommen und sie war gezwungen gewesen, sie fortzulegen. Danach hatte ihr
Vater diese Bücher mit sich an Bord seines Schiffes genommen, und Gemma hatte
sie nie wieder gesehen.
Natürlich hatte sie gewusst, dass die
männliche und weibliche Anatomie sich grundlegend voneinander unterschied,
aber niemals hatte sie geahnt, worin diese Unterschiede genau bestanden. Noch
immer brachte Gemma es nicht fertig, den Blick abzuwenden. Die Männer begannen,
eimerweise Wasser aus dem Meer zu schöpfen, um sich zu waschen. Fasziniert
beobachtete Gemma, wie ihre Glieder unter den eiskalten Güssen schrumpften,
als wollten sie sich vor den kalten Wassermassen in Sicherheit bringen. Wie
war das möglich? Und noch seltsamer fand Gemma es, dass Männer, wenn sie so
vortretende Auswüchse zwischen ihren Beinen hatten, Hosen trugen, wohingegen
Frauen sich mit Röcken bekleideten. Wäre es andersherum nicht für alle sehr
viel bequemer?
Butch erschien auf Deck. Er würde sie umgehend in der Kombüse
erwarten, aber wie sollte sie das Deck überqueren?
Widerstrebend erhob Gemma sich und schlich Zentimeter für
Zentimeter in Richtung Kombüse. Niemand hatte sie bisher gesehen, und sie
hatte es fast geschafft, als sich eine große Hand in ihren Kragen krallte.
Gemma erstarrte.
»Na, seh'n wa mal, wen wir hier haben,
Jungs.« Die Hand an ihrem Kragen schüttelte sie, und Gemma quietsche protestierend.
»Was meint ihr, wenn wir dem Lütschen ein Bad verabreichen? Ich
meine so ein richtiges Männerbad?« Brüllendes Gelächter kommentierte Gemmas
verzweifelte Proteste.
Jetzt passiert es!, durchzuckte es Gemma entsetzt. In einem Augenblick
werden es alle wissen. Und dann wird Bryce es wissen. Sie weigerte sich, an
die Konsequenzen zu denken. Ihr Hauptziel war es, sich aus dieser prekären Lage zu befreien, über
alles Weitere konnte sie sich dann noch Sorgen machen.
Ihre Finger krallten sich in den Arm ihres Angreifers, während
ihre Füße begannen, gegen seine nackten Schienbeine zu treten. Ihr Angreifer
grunzte vor Überraschung und Schmerz, als sie einen Treffer landete, aber
entließ sie nicht aus seinem Griff. Äußerst unsanft stellte er sie auf die
Füße. Gemmas Zähne schlugen beim Aufprall hart aufeinander, aber bevor sie sich
aus seinem Griff drehen und losrennen konnte , schälte er sie bereits
aus ihrer Jacke. Gemma kämpfte mit aller Kraft. Er brüllte, als sie ihre Zähne
in seine Hand schlin g, bis sie Blut schmeckte, und riss seine Hand
zurück. Mit der Rückseite schlug er ihr so heftig ins Gesicht, dass Gemma vor
Schmerz aufschluchzte, aber sie hörte nicht auf zu kämpfen.
»Was haste dann da in deinem Loch gemacht, hä? Gaffst( gern
richtige Männer an?« Er griff nach ihrer Schulter und schüttelte sie mit aller
Kraft. Gemmas Kopf schlug hin und her, und für einen Moment fürchtete sie, er
würde ihr das Genick brechen. »Hübscher Junge. Willste, dass ich 'n bisscher
nett zu dir bin, wah?« Er versuchte sie an sich zu ziehen, aber Gemma trat und
kratzte weiter nach ihm. Plötzlich
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