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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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gleichzeitig
einsetzen.«
    Vorsichtig nahm Gemma das seltsam anmutende Instrument in die
Hand. Obwohl sie gesehen hatte, wie Johnnie spielte, hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie sie es anstellen
sollte. Johnnie grinste und zeigte es ihr. Dann gab er ihr das Instrument zurück. Vorsichtig hielt Gemma es an ihre Lippen
und versuchte es. Sie schrie erschreckt auf, als das dünne Metallblättchen
gegen ihre Lippe schlug.
    »Au! Das tut weh«, beschwerte sie sich. Schallendes Gelächter
quittierte ihr mürrisches Gesicht.
    »Er versucht es jedes Mal, wenn wir auf See
hinausfahren. Immer, wenn jemand Neues an Bord kommt, warten wir nur darauf.«
    »Also könnt ihr alle dieses Ding spielen?«, fragte Gemma und sah
ihre Kameraden vorwurfsvoll an.
    »Keiner von ihnen hat es gelernt, nachdem wir
uns über ihn lustig gemacht haben. Es tut eigentlich nicht weh, du darfst nur
nicht so fest ziehen«, erklärte Johnnie ihr.
    »Du willst mir weismachen, dass nicht einer dieser Kerle versucht
hat, es zu lernen?«, rief Gemma ungläubig.
    »Ganz genau.«
    »Gib mir das.« Gemma griff nach der
Maultrommel und hielt sie sich wieder an die Lippen. Etwas vorsichtiger als zuvor,
begann sie zu spielen. Zunächst langsam, dann immer schneller. Die anderen
klatschten und trampelten mit den Füßen, als sie es schaffte, Johnnie auf der
Harmonika und Dickie auf der Gitarre zu begleiten.
    Bryce stand im Schatten des Kabinenaufgangs
und beobachtete, wie seine Männer herumalberten. Er lächelte, als es dem neuen
Jungen so schnell gelang, die Maultrommel zu spielen. Er selbst hatte es einmal
versucht, aber es war ihm nicht gelungen, dem Instrument auch nur halbwegs
interessante Töne zu entlocken. Er war kein besonders guter Musiker, sehr zum
Leidwesen seiner Lehrer, die verzweifelt versucht hatten, ihm als Knabe das
Pianospielen beizubringen.
    Er spielte einen Moment mit dem Gedanken
hinüberzugehen und der Crew Gesellschaft zu leisten, aber selbst jetzt,
nachdem er mit Jess gesprochen hatte, war er nicht in der Stimmung für Lachen
und Gesang. Gott, was hatte diese Frau ihm nur angetan? Kastration konnte nicht
schlimmer sein. Zumindest würde er dann wohl nicht diese sexuelle Unruhe
verspüren, für die es keine Erlösung gab. Er warf einen letzten Blick auf die
Seeleute und verschwand dann in seiner Kajüte.
    Normalerweise wartete Gemma schon auf Butch in der Kombüse und
hatte bereits mit der Zubereitung des Frühstücks begonnen, wenn er auftauchte.
Sie musste früh aufstehen, um die Bandagen, die sich nachts immer irgendwie
lösten, um ihre Brust zu schnüren. Sie traute sich nicht, sie während der Nacht
ganz abzulegen, auch wenn es ohne Zweifel sehr viel bequemer gewesen wäre. Aber
sie fürchtete, dass, sollte jemand überraschend die Kombüse aufsuchten, ihr
Geheimnis entdeckt werden würde.
    Butch grinste sie immer an, wenn er hereinkam, und erzählte ihr
einen Witz, den er im Mannschaftsquartier gehört hatte. Gemma lachte, wie es
von ihr erwartet wurde, obwohl sie die meiste Zeit nicht einmal verstand, worum
es bei dem Witz eigentlich ging. Hin und wieder bemerkte er es. Dann schlug er
ihr auf die Schulter und riet ihr, sich keine Sorgen darüber zu machen.
    »Eines schönen Tages, Jem, wirst du es
verstehen. Und dann denkst du zurück an den alten Butch und lachst darüber,
okay?«
    Gemma nickte dann, und er schien glücklich.
    Heute allerdings, stellte Gemma fest, war sie viel zu früh
aufgewacht. Sie war bereits gewaschen und hatte die Bandagen festgezogen, aber
als sie hinaussah, war es noch nicht einmal Tagesanbruch. Sie begann mit dem
Frühstück, wohl wissend, dass Butch zufrieden sein würde, wenn bereits alles fertig war. Als es nichts mehr zu tun gab, außer auf Butch zu
warten, beschloss Gemma hinauszugehen und auf ihrem Lieblingsplatz auf sein
Erscheinen zu warten.
    Sie hatte es sich gerade gemütlich gemacht, als die ersten Männer
an Deck erschienen. Die Männer streckten sich und gähnten und tauschten Witze
aus in der kalten Morgenluft. Gemma zitterte im kalten Wind. Es war Mitte
Oktober, und obwohl es zu dieser Jahreszeit auch in England kalt war, war es
hier draußen auf See eisig. Eine steife Brise trieb sie stetig ihrem Ziel
entgegen, sodass es noch nicht allzu oft nötig gewesen war, gegen den
Golfstrom anzukreuzen, gleichzeitig ging der Wind aber durch bis auf die
Knochen. Gemma hatte wärmere Kleidung bekommen, als sie an Bord gekommen war,
und dafür war sie dankbar.
    Jetzt aber starrte sie die Männer

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