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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Aber die Angelegenheit war noch nicht ausgestanden.
    »Was passiert jetzt mit Jem?«, fragte Jessup und weigerte sich,
sich von Bryce' plötzlicher Anspannung und den geballten Fäusten einschüchtern
zu lassen.
    »Fordere dein Glück nicht heraus, Jess«, riet er Jess ruhig. »Ich
bitte dich, Bryce, das Kind ...«
    »Sie ist kein Kind!«, unterbrach Bryce ihn scharf, mit eisiger
Stimme. Wann war er jemals zuvor so kalt und erbarmungslos gewesen?, fragte Jess sich, aber er konnte sich an nichts dergleichen erinnern. »Sie ist neunzehn Jahre alt und voll
für ihre Taten verantwortlich. Falls du dir Sorgen machst, ich könnte sie auf der Stelle erwürgen, kann ich dich beruhigen.
Wenn sie ihre Strafe antritt, möchte ich, dass sie wach und bei vollem
Bewusstsein ist.«
    »Bryce, um Gottes willen, sie ist deine Frau!«
    »Was mir nach dem Gesetz das Recht gibt, sie so zu behandeln, wie
ich es für richtig halte.«
    »Wie du es für richtig hältst? Was hast du denn mit ihr vor? Sie
an den Mast binden und sie die neunschwänzige Katze spüren lassen? Was ist,
wenn sie dir nur gefolgt ist, weil sie dich liebt?«
    Bryce erstarrte. »Das wohl kaum«, flüsterte er mit zusammengebissenen
Zähnen. »Wahrscheinlich hat Ranleigh ihr einen Tritt in den Hintern gegeben, nachdem sie ihren Zweck erfüllt
hatte, und sie war auf der Suche nach einem neuen Gönner. Jemanden aufzugabeln,
der schon seit Wochen keine Frau gesehen hat, dürfte einfach sein. Nur hat sie
beinahe mehr bekommen, als sie gesucht hat.«
    »Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?«, fragte Jessup
entgeistert und sah Bryce an, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Jetzt, wo er Gemma kennen gelernt hatte, wenn auch als Junge verkleidet, konnte er das Bild der kaltblütigen berechnenden
Hexe, das Bryce von ihr gezeichnet hatte, nicht mit der warmherzigen, schüchternen Person in
Einklang bringen, die sie zu sein schien. Irgendwie musste Bryce' Urteilsvermögen
in Bezug auf seine Frau gewaltig gelitten h ben. Er hatte sich eine Meinung von ihr gebildet und weigerte sich
nun störrisch, davon abzuweichen, auch wenn er damit das Wohlergehen der Frau
riskierte, mit der er im heiligen Bund der Ehe verbunden war.
    »Ich dachte wirklich, ich würde dich kennen,
Bryce. Das dachte ich wirklich. Aber jetzt denke ich, dass ich mir all die
Jahre etwas vorgemacht habe. Ich kenne dich überhaupt nicht.«
    »Raus!«, befahl Bryce.
    »Nur keine Sorge, Capt'n.« Jessup erhob sich. »Ich war sowieso
grad im Begriff zu gehen. Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Capt'n.« Er verließ
die Kajüte mit wütenden Schritten. Tabby, zwei weitere Eimer Wasser in den
Händen, starrte ihm nach.
    »Worum ging's denn?«, fragte er, aber der Captain antwortete
nicht. Irgendwie hatte Tabby das auch nicht erwartet. Er goss einen der beiden
Eimer in die Wanne und stellte den anderen auf den Ofen, um später Seife aus
den Haaren zu spülen oder das Wasser wieder zu erwärmen, falls es sich abkühlte,
dann prüfte er die Temperatur. Er nickte zufrieden.
    »Soll ich mich um die Misses kümmern,
Capt'n?«, fragte er.
    »Nein, Tabby, du kannst dich zurückziehen. Ich werde mich um sie
kümmern.«
    »Wie Ihr wollt«, murmelte Tabby, ein wenig
beleidigt. Er hatte Bryce beinahe während dessen gesamten Lebens gedient, war
ihm sogar in die Kolonien gefolgt, wie er Amerika noch immer starrsinnig
nannte. Nun einfach so entlassen zu werden, tat weh. Und nachdem er einen Teil
des Gespräches zwischen dem Captain und dem ersten Offizier gehört hatte, war
er etwas besorgt um die Misses.
    »Keine Sorge. Ich werde sie nicht untertauchen und ertränken«,
versicherte Bryce ihm, so als hätte er seine Gedanken gelesen. Seine Lippen
zuckten, als wollten sie sich zu einem Lächeln verziehen. Dann, als er an die
vor ihm liegende Aufgabe dachte, verschwand diese Andeutung eines Lächelns so
schnell, wie sie gekommen war. Aber Tabby war dennoch beruhigt und verließ die
Kajüte.
    Als die
Tür hinter ihm ins Schloss fiel, wandte Bryce sich Gemma zu. Warum zum Teufel
war sie ihm gefolgt? Ganz sicher nicht aus Liebe, wie Jess gemutmaßt hatte.
Nein, es war wohl sehr viel wahrscheinlicher, dass ihre Motive genau die waren,
die er ihr unterstellt hatte.
    Wie auch immer: der kalte Guss, den sie am Morgen erhalten hatte,
hatte auf sie noch schlimmere Folgen gehabt, als er es auf einen kleinen Jungen hätte haben können. Als er Gemma aus
den Decken wickelte, zuckte er plötzlich zusammen, als hätte er sich an ihrer
Hand

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