Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
Vom Netzwerk:
durchströmte Bryce, als
er daran dachte, was Rawlins vorgehabt hatte. Den Schiffsjungen zu zwingen,
seine perversen Gelüste zu befriedigen, war etwas, das er ihm austreiben würde.
Seine Faust kollidierte so hart mit Rawlins' Gesicht, dass der zurücktaumelte,
bis ihn die Regale stoppten. Bryce setzte ihm nach, riss ihn am Hemdkragen
wieder hoch, um ihm erneut eine Faust ins Gesicht zu pflanzen. Diesmal konnte
Rawlins nicht weiter zurückweichen. Sein Atem entwich mit einem wütenden
Grunzen, während er versuchte, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Als
sich seine Sicht endlich genügend geklärt hatte, sah er vor sich nichts als das
wutverzerrte Gesicht seines Captains, bevor der eine weitere Faust schmerzhaft
in seinen Magen rammte. Rawlins klappte zusammen, sichtlich überrascht von
der Wucht von Bryce' Schlägen, da er den Mann nicht für so stark gehalten
hatte. Er versuchte einen weiteren Schlag abzuwehren, aber der schwache
Versuch stachelte Bryce' Rage nur noch weiter an. Es war Rawlins' Missgeschick,
dass sich Bryce' ganze aufgestaute Wut auf ihn entlud. Nach einigen weiteren
harten Schlägen riss Bryce sein Knie hoch und traf Rawlins an seiner empfindlichsten
Stelle. Rawlins fiel auf die Knie, seine Hände um das misshandelte Körperteil
gekrampft, deutlich sichtbar im aufgeknöpften Schritt seiner Hose.
    »Wenn ich jemals wieder sehe, dass du dich an einem kleinen
Jungen vergreifst, bring ich dich um«, drohte Bryce. Sein Atem ging schwer,
nicht so sehr vor Anstrengung, sondern vielmehr vor mühsam gezügelter Wut.
Ungeduldig nickte er zwei Seeleuten zu, die in der offenen Tür standen. Stille
hing beinahe spürbar in der Kombüse, nur unterbrochen von Rawlins'
schmerzerfülltem Keuchen. Die beiden Männer hoben Rawlins auf, der noch immer
seine Genitalien mit schmerzverzerrtem Gesicht umklammert hielt. Hasserfüllte
Augen richteten sich erst auf das zusammengesackte Bündel Mensch in der Ecke,
dann auf Bryce.
    »Ihr solltet keine voreiligen Schlüsse zieh'n, Capt'n«, zischte
Rawlins zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »'s is' kein Junge. 's is'
'ne Schlampe, kein Zweifel. Warum fragt Ihr se nich', was se hier auf'm Schiff
zu suchen hat, wenn nicht Männer scharf mach'n?«
    Bryce' durchdringender Blick traf den Mann und zwang ihn, den
Blick zu senken. Seine nächsten Worte ließen in nichts erkennen, dass Rawlins
ihm etwas offenbart hatte, das er nicht schon wusste.
    »Werft ihn ins Loch. Legt ihn in Eisen. Morgen bei Sonnenaufgang
bekommt er fünfzig Hiebe.«
    Rawlins heulte auf vor Wut bei dem Gedanken an die Schläge, die er
erhalten sollte, aber die zwei Männer, die ihn bändigten, achteten nicht
darauf, sondern führten die Anordnungen ihres Captains aus. Rawlins kämpfte
verzweifelt, bevor er in sich zusammensackte, als sei ihm plötzlich bewusst
geworden, dass er nirgendwohin entkommen konnte, sollte es ihm tatsächlich
gelingen, sich zu befreien. Sie befanden sich mitten auf dem Ozean, und hier
war das Wort des Captains Gesetz.
    Bryce richtete seine Aufmerksamkeit auf die totenstille Form, die
als mitleiderregendes Häufchen unter der rauen Decke kauerte. Jedes Paar Augen
folgte seinem langsamen Weg zu Jem, und jeder einzelne Mann war neugierig, ob
Rawlins' Anschuldigungen der Wahrheit entsprachen.
    Bryce' Schultern schützten die schlanke
Gestalt vor ihren Blicken, als er sie vorsichtig umdrehte und die Decke anhob.
Es gab keinen Zweifel, dass Rawlins die Wahrheit gesagt hatte.
    »Schick die Männer raus«, befahl er ohne sich umzudrehen. Sein
Blick haftete wie gebannt an den blonden Locken. Seine Hand zitterte, als er
sie ausstreckte, um dem Mädchen die Haare aus dem Gesicht zu streichen und die
Decke zur Seite zu ziehen, die ihre Züge verbarg.
    Wie aus weiter Ferne hörte er hinter sich das protestierende
Gemurmel der Männer, die sich nur ungern diese Unterbrechung der Eintönigkeit
entgehen ließen, aber er beachtete sie nicht. Schließlich wurde die Tür
geschlossen. Bryce hörte Schritte und wusste, dass es Jessup war, der auf ihn
zukam, bevor er hinter Bryce' linker Schulter stehen blieb. Langsam hob Bryce
die Decke an.
    Seit er den Mopp blonder Locken gesehen hatte, hatte dieser
nagende Verdacht an Bryce gefressen, aber er hatte sich verzweifelt dagegen
gewehrt, dass dieser Verdacht der Wahrheit entsprechen könnte.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, als er die Decke anhob.
Jess bemerkte seine Reaktion. Schnell bemühte er sich zu erklären.
    »Ich hab's nicht

Weitere Kostenlose Bücher