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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Schritt
beobachten, bis er sich schließlich ein für alle mal ihrer entledigen konnte.
    Tabby, sein alter Diener und Kabinenjunge, der trotz des Lärms
nicht an Deck gekommen war, erschrak, als Bryce mit dem Schiffsjungen auf den Armen
seine Kajüte betrat. Natürlich hatte er mitbekommen, was Jem am Morgen
widerfahren war, aber den Captain mit einem derart grimmigen Gesicht zu sehen,
ließ ihn das Schlimmste befürchten.
    »Wird er sterben?«, wisperte Tabby leise, als würde es ein Unglück
geben, wenn er laut sprechen würde. Ein Blick von Bryce ließ ihn zu der
Erkenntnis gelangen, dass jedes Geräusch ein Unglück nach sich ziehen könnte.
Er wich zurück, als Bryce zur schmalen Koje trat und seine in Decken gehüllte
Last dort ablegte.
    »Er wird nicht sterben«, sagte er dann mit eisiger Stimme, »aber sie wird es ganz sicherlich, falls sich meine Laune nicht gewaltig gebessert
hat, bis sie aufwacht.«
    Tabby riss überrascht die Augen auf, als die Worte des Captains
zu ihm durchdrangen. Sein Blick flog zu Jess, der sichtlich unbehaglich neben
der Tür stehen geblieben war.
    »Tabby, sag Harron, er soll heißes Wasser für ein Bad vorbereiten.
Es tut mir leid, ihn so spät noch zu stören, aber ich fürchte, diese Lady macht
mehr Mühe, als sie wert ist.«
    Tabby beeilte sich seinen Befehl zu befolgen, froh, dass er dieser
unheimlichen Stimmung entkommen konnte, die plötzlich die Kajüte zu erfüllen
schien. Als seine Schritte im Korridor verklungen waren, drehte Bryce sich um.
    »Also, ich denke, du hast mir einiges zu erklären, Jess. Und du
solltest dir besser eine verdammt gute Erklärung einfallen lassen, denn wenn du
mich nicht ganz schnell davon überzeugen kannst, dass du mit dieser Sache
nichts zu tun hast, wirst du Rawlins am Morgen Gesellschaft leisten.«
    Jess dachte an alles, was sie zusammen
durchgemacht hatten, aber ihm fiel nicht eine einzige Gelegenheit ein, wann
Bryce ihn bedroht hätte. Schlimmer noch, wann er bereit gewesen wäre, eine
solche Drohung wahr zu machen. Er warf einen kurzen Blick auf Gemma, die, noch
immer besinnungslos, nichts von all der Aufregung mitbekam, die sie verursacht
hatte.
    Er richtete seinen Blick auf Bryce und weigerte sich wegzusehen,
auch wenn Bryce' Augen ihn scheinbar zwingen wollten, genau das zu tun.
    »Ich habe auch erst heute Morgen herausgefunden, dass Jem
eigentlich ein Mädchen ist. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich davon keine Ahnung.
Verdammt, ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, ihn – sie – zu adoptieren,
um dem Kind ein Zuhause zu geben.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar,
ging dann zu einem Stuhl und ließ sich schwer hineinfallen. Seine Augen
suchten Bryce.
    »Als du mir sagtest, was Rawlins getan hatte, hatte ich nur Angst,
dass der Kleine krank werden könnte.« Wieder sah er zu Gemma, dann zurück zu Bryce.
»Alice hat mir bislang vier Kinder geschenkt. Alles Mädchen und ich liebe jedes
einzelne von ihnen. Aber manchmal denke ich, dass es schön wäre, einen Jungen
zu haben, mit dem man fischen könnte, jagen ... Jem schien mir der ideale Sohn
zu sein. Ich liebte ihn beinahe wie meine eigenen Kinder. Wenn ich bedenke,
dass er gar kein Junge ist ...« Seine Stimme verklang.
    Beide Männer schwiegen, bis sie das Klappern von Tabbys Schritten
hörten, der wie aufgetragen mit den Wassereimern zur Kajüte zurückeilte.
Anscheinend hatte Butch Harron den Wunsch seines Captains vorausgesehen und das
Wasser bereits erhitzt gehabt, als Tabby auftauchte.
    Tabbys Kopf war hochrot, als er die Tür aufstieß. Er stellte die
Eimer nahe an der Wand ab und holte die Badewanne aus einem der Schränke. Sie
war aus Kupfer mit einer hohen Rückseite, gegen die man sich anlehnen konnte.
Sie war ziemlich kurz, sodass der Badende die Beine anwinkeln musste, aber sie
erfüllte ihren Zweck weitaus besser, als jede Waschschüssel es getan hätte.
    Nachdem Tabby die Wanne vor dem Ofen aufgestellt hatte, füllte er
die zwei Eimer dampfenden Wassers hinein und eilte hinaus, um noch mehr zu
holen.
    Die ganze Zeit über starrten Bryce und Jessup sich schweigend an.
Einer von ihnen war dabei, ein Urteil zu fällen, während der andere dieses
Urteil ergeben erwartete.
    Es war Bryce, der schließlich sprach. »Ich glaube dir«, war alles,
was er sagte, ohne seinen Blick von Jess abzuwenden.
    Erleichtert schloss Harper einen Moment die Augen. Bis zu diesem Augenblick
hatte er sich tatsächlich gefragt, ob Bryce wirklich angeordnet hätte, ihn
auszupeitschen.

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