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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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lesen. Er war überrascht, sogar sehr überrascht. Eine
Frau zu finden, die sich die Mühe machte zu lesen, war an sich schon etwas Besonderes,
aber eine zu finden, die es genoss, Latein zu lesen? Das war schon
sensationell. Eine wahre Schande, dass diese Frau ausgerechnet Gemma war.
    Schließlich legte Bryce die Karten zur
Seite. Noch etwa vier Wochen und sie sollten Amerika erreichen. Danach würde es noch
eine weitere Woche dauern, um durch die Florida Keys hindurch und den Golf von
Mexiko hinauf nach New Orleans zu gelangen. Gott, wie sehr er es sich
wünschte, endlich wieder nach Hause zu kommen.
    Bryce strich sich mit den Fingern durchs Haar
und seufzte.
    Gemmas Kopf ruckte hoch und ihre Augen saugten sich an Bryce fest.
Wie war es nur möglich, dass es sie den ganzen Tag lang überhaupt nicht gestört
hatte, dass Tabby rein- und rausgelaufen war, es ihr aber beinahe unmöglich
gewesen war, sich auf ihre Lektüre zu konzentrieren, kaum dass Bryce den Raum
betreten hatte?
    Bryce streckte sich und machte sich fertig,
ins Bett zu gehen. Gemma versuchte, ihn nicht zu offensichtlich zu beobachten,
aber falls er es überhaupt bemerkte, sagte er jedenfalls nichts.
    »Macht es dir etwas aus, das Licht zu löschen?«, fragte er
ungeduldig, nachdem er es sich in der Hängematte bequem gemacht hatte.
    »Ja, es macht mir tatsächlich etwas aus. Ich habe mein Buch noch
nicht ausgelesen.« Gemma wandte sich wieder dem Gallischen Krieg zu.
    Fluchend rollte sich Bryce aus der Hängematte und riss Gemma das
Buch aus den Händen.
    »Du hast mein Buch noch nicht ausgelesen, und das wirst du
heute Nacht auch nicht mehr tun.« Er schleuderte das Buch quer durch die
Kajüte, löschte die Lampe und stieg wieder in die Hängematte. Er hörte Stoff
rascheln.
    »Du solltest noch nicht einmal daran denken, es wiederzuholen«,
warnte Bryce sie.
    Gemma hatte gar nicht vorgehabt, sich das Buch wiederzuholen. Ihr
ungehemmter Blick auf Bryce' nackten Körper war etwas, auf das sie nicht
vorbereitet gewesen war. Irgendwie hatte sie nicht erwartet, dass er so
aussah. Sogar im schwachen Licht, das mehr
versteckt als enthüllt hatte, hatte er atemberaubend ausgesehen. Im Stillen
verglich sie ihn mit den Männern, die sie an Deck gesehen hatte, aber während
ihr Anblick sie eher abgestoßen hatte, hatte Bryce' nackter Körper sie ... was?
Erregt? Angezogen? Sie wusste es nicht, aber ihr Magen flatterte und ihr war
heiß. Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, von ihm berührt zu werden,
während sie sich im gleichen Augenblick fragte, ob sie den Verstand verlor,
sich etwas Derartiges zu wünschen.
    Schweigend starrte sie in die Dunkelheit. Was
machte dieser Mann nur mit ihr? Und wie tat er es? Wie konnte er derartige
Gewalt über ihre Gefühle haben? Je mehr Fragen sie sich stellte, desto weniger Antworten schien sie zu haben. Sie
lauschte auf seine Atemzüge. Sie klangen tief und gleichmäßig, aber irgendwie
wusste sie, dass auch er wach war.
    Bryce fluchte still vor sich hin und versuchte, den Schlaf zu
erzwingen. Jede Nacht lauschte er auf jedes Geräusch, das sie machte,
ihr Atmen, das leichte Rascheln von Stoff an Stoff. Er brauchte seinen Schlaf sehr viel nötiger, als er Gemma brauchte –,
nein, nicht sie, nur ihren Körper, wies er sich zurecht – aber seit er wusste, dass sie sich an Bord seines Schiffes befand, war Schlaf unmöglich geworden. Er lag wach, warf sich
unruhig hin und her und versuchte seinen Körper zuzwingen, sich zu entspannen. Nur dass sein Körper sich weigerte,
diesem Befehl nachzukommen. Seine Lenden schmerzten vor pulsierendem
Verlangen, ließen jeden Gedanken an Schlaf in weite Ferne rücken. Was war nur
los mit ihm?
    Er war nie jemand gewesen, der es zugelassen hatte, dass sein
Sexualtrieb sein rationales Denken beeinflusste. Aber jetzt konnte er an nichts anderes denken als zu ihr ins Bett zu
steigen, sie auf den Rücken zu drehen, und sich in ihre warme, seidene
Weiblichkeit zu versenken. Was würde sie tun? Würde sie ihn bekämpfen? Oder
würde sie ihn willkommen heißen? Vielleicht wartete sie nur darauf, dass er sie
nahm?
    Nein!, schrie sein Verstand, während sein
Körper versuchte, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Er würde nicht nachgeben.
Er würde sie nicht anfassen. Wieder drehte er sich um, aber eine Lage schien so
unbequem wie die andere. Ein eiskaltes Bad könnte helfen, aber wie sollte er es
erklären, dass er mitten in der Nacht ein kaltes Bad nehmen wollte? Bryce biss
die Zähne zusammen,

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