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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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der Öffnung zu sehen.
    Er stoppte einige Schritte vor dem Bett.
    »So«, sagte er nach einer Weile, »du hast dich also endlich dazu
durchgerungen, mich mit deiner Aufmerksamkeit zu beehren.«
    »Du hättest mich wecken können, wenn du mich
unbedingt hättest sprechen wollen«, antwortete sie mit weitaus mehr zur Schau
getragener Selbstsicherheit, als sie eigentlich fühlte.
    Bryce' Brauen zuckten zusammen. Die harten Linien gruben sich
erneut in sein Gesicht und hoben die gezackten Rän der der Narbe hervor.
    »Beantworte mir nur eine einzige Frage. Warum?«, sagte e leise.
    »Ist es denn so wichtig, warum ich an Bord gekommen bin?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht, aber ich würde es trotzdem gerne
wissen.«
    »Für mich gab es nichts mehr in England. Ich hatte gehofft, in
Amerika ein neues, ein besseres Leben für mich zu finden. Es tut mir leid, dass
ich mir dein Schiff ausgesucht habe. Ich habe es nicht gewusst, bis es zu spät
war.«
    So viel dazu, dass sie ihm aus Liebe gefolgt war, dacht( Bryce.
Warum hatte er sich im Stillen überhaupt dieser Hoffnung hingegeben?
    »Hast du nie über die Konsequenzen nachgedacht? Oder hattest du
gehofft, Aufmerksamkeit zu erregen?«
    »Oh, du ...«, schrie Gemma und sprang aus dem Bett. Ihre Absicht
war klar, aber ihre Fäuste erreichten Bryce nicht. Bevor sie ihn schlagen
konnte, knickten ihre Knie ein, und sie brach zusammen. Bryce fing sie auf,
bevor sie fallen konnte, aber sie begann in dem Moment gegen ihn zu kämpfen, in
dem sich seine Arme um sie schlossen.
    »Lass mich los!« Sie überschüttete ihn mit einer Flut von Flüchen,
die sie aufgeschnappt hatte, seit sie an Bord der Dragonfly gekommen
war. Ihre kleinen Fäuste trommelten gegen seine Brust, ohne jedoch viel Schaden
anzurichten. Ihre Beine waren zu schwach, als dass sie ihr im Moment genützt
hätten. Frustriert schluchzte Gemma auf, als Bryce sie aufs Bett zurücklegte.
Seine Finger schlossen sich fester um ihre schmalen Schultern und sein
durchdringender Blick schien sie durchbohren zu wollen.
    »Falls du mich jemals wieder angreifst, Gemma«, meinte er
gefährlich leise, »solltest du mich mit dem ersten Schlag niederstrecken, weil
du keine Gelegenheit zu einem zweiten bekommen wirst. Ich habe bisher noch
niemals eine Frau geschlagen, aber du bist nahe daran, die erste zu werden.
Merk dir das. Wir sind noch lange nicht fertig miteinander ...« Er drehte sich
um, und Gemma schleuderte ihm einen weiteren Schwall Flüche hinterher. Bei der
Hälfte wusste sie zwar nicht so genau, was sie bedeuteten, aber sie klangen
gemein genug, um sie auf ihn zu verwenden.
    Er stoppte.
    Gemma verstummte sofort und fürchtete das
Schlimmste.
    Bryce warf einen Blick über seine Schulter und funkelte sie wütend
an, bevor er eine Hängematte aus dem Schrank nahm und sie zwischen zwei Pfeiler
hängte.
    Gemma beobachtete schweigend jeden seiner Handgriffe. Als die
Hängematte angebracht war, wandte er sich zu ihr um.
    »Du schließt jetzt besser die Augen, oder du wirst etwas zu sehen
bekommen, das jede sittsame junge Dame sehr schockieren könnte.« Die
Art, wie er diese Worte betonte, machte deutlich, dass er sie nicht dazu
zählte. Was auch immer er glaubte, es war Gemma egal. Sie kniff die Augen
zusammen, während flammende Röte in ihre Wangen kroch, als sie daran dachte,
dass er sich vor ihren Augen auszog. Bilder der anderen Männer, die sich auf
Deck vor ihr entkleidet hatten, tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Sah Bryce
auch so aus?
    Bevor sie sich dazu durchgerungen hatte, ihre Neugierde zu
befriedigen, hörte sie das Rascheln von Stoff. Vorsichtig öffnete sie ein Auge.
Bryce lag in der Hängematte, eine Decke über sich gebreitet, das Gesicht
abgewandt.
    Gemma fühlte, wie ein stechender Schmerz ihren Körper durchzuckte.
Warum war er ihr gegenüber so ungerecht und abweisend? Was hatte sie ihm denn
getan? Warum war er immer bereit, das Schlimmste von ihr zu glauben, und warum
gab er ihr nicht die Möglichkeit, ihm irgendetwas zu erklären? Wenn er ihr so
wenig traute – warum hatte er sie dann überhaupt geheiratet?

Kapitel 10

    Während der nächsten Tage erholte sich Gemma von ihrer Erkältung. Am
Tage, nachdem sie in Bryce' Kabine erwacht war, hatte sie einen Rückfall
erlitten, der ihr Fieber hochgetrieben hatte, und sie bekam zudem noch Husten
und Schnupfen. Danach jedoch schritt ihre Genesung ohne weitere Probleme
voran. Unter Tabbys Pflege gewann sie bald einen Teil des Gewichtes, das sie
verloren hatte,

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