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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Kajüte.
    »Oh, du arroganter, eingebildeter, überheblicher ... Esel!«,
schrie Gemma ihm nach, aber ihre Worte trafen nur die Tür, durch die Bryce
verschwunden war.
    Tabby räusperte sich und rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Es
tut mir so leid, Miss Gemma.«
    »Nun, mir nicht. Dich trifft doch keine Schuld. Dieser dumme
Bastard. Was erlaubt er sich? Wer glaubt er eigentlich, wer er ist?«
    »Er ist der Captain, Miss Gemma«, sagte Tabby leise, »das
bedeutet, sein Wort ist Gesetz an Bord dieses Schiffes, ob Euch das gefällt
oder nicht. Ihr musstet das akzeptieren, als Ihr noch Teil der Mannschaft wart,
und Ihr solltet auch jetzt versuchen, ihn nicht zu verärgern.«
    Gemma schnaubte verächtlich. »Es interessiert mich nicht, ob er
sich ärgert oder nicht. Es kümmert ihn doch auch nicht, ob ich mich ärgere, und
wenn ich es ihm heimzahlen kann, so gut es geht, dann ist mir das nur recht.«
    »Aber ...«
    »Hören wir auf zu streiten, Tabby. Der Tag hat
zu schön begonnen, als dass wir ihn uns von meinem griesgrämigen Ehemann
kaputtmachen ließen. Lass uns mal sehen, was du mir mitgebracht hast, damit ich
mich an die Arbeit machen kann. Ich bin dieses Bett so leid, und bei Gott, ich
brauche etwas, das mich davon ablenkt, den perfekten Mord an Du-weißt-schon-wem
zu planen.«
    Entschlossen nahm Gemma ein Teil nach dem anderen aus dem Bündel
und seufzte vor Freude beim Anblick der wunderschönen Farben und kostbaren
Materialien. Tabby stand schweigend dabei.
    »Wo hast du diese Sachen nur gefunden, Tabby? Sie sind
wundervoll!«, rief sie schließlich, als der gesamte Inhalt des Bündels um sie
herum verstreut lag.
    Tabby schluckte. »Ich habe sie nicht gefunden, Miss Gemma.« Er scharrte
unruhig mit dem Fuß auf dem hölzernen Boden. »Der Captain gab sie mir.«
    »Was?«, flüsterte Gemma mit vor Schreck blutleeren Lippen. Ihr
Blick fiel auf die Farbenpracht um sich herum und richtete sich dann auf Tabby.
Ihre Augen flehten ihn an, ihr zu sagen, dass das nicht stimmte, aber ein Blick
in sein betretenes Gesicht ließ diese Hoffnung ersterben. Sie bemerkte, wie
alle Farbe aus ihrem Gesicht wich, als sie an ihren wütenden Ausbruch vor nur
wenigen Minuten zurückdachte. Sie hatte Bryce angeschrien und aufs Übelste
beschimpft in der Annahme, sie habe Tabby diesen Segen zu verdanken.
    Beschämt schloss sie die Augen, eisern bemüht, die Tränen zurückzuhalten. Wie hatte sie nur so dumm sein
können? Es hätte ihr doch klar sein müssen, dass Tabby ihr derart kostbare
Materialien nicht ohne Zustimmung des Captains geben durfte, und dieser Funke
Hoffnung, er habe irgendwo in den Tiefen der Lagerräume einige vergessene
Ballen Stoff entdeckt, war nichts als Selbsttäuschung gewesen. Sie hatte der
Wahrheit nicht ins Auge sehen wollen. War es nicht genau das, was sie Bryce
gerade unterstellt hatte?
    Liebevoll strich sie über den dunkelgrünen Samt, der sich warm und
weich an ihre Hand schmiegte, als wolle er von ihr liebkost werden. Die Stoffe
und Spitzen mussten ein kleines Vermögen wert sein, von den goldenen und
silbernen Knöpfen und Schnallen ganz zu schweigen.
    »Der Captain gab sie mir«, bestätigte Tabby
noch einmal. »Ich konnte keine Kleider finden, und als ich ihn fragte, hatte er
bereits diese Stoffe für Euch ausgewählt, damit Ihr Euch selbst einige Kleider
nähen könnt. Ich wollte es Euch sagen, aber Ihr wart so wütend. Und dann ...«
Seine Stimme verstummte.
    Es war noch schlimmer, als Gemma angenommen hatte. Sie konnte die
Tränen nicht länger zurückhalten, als ihr bewusst wurde, dass Bryce Tabby
nicht nur die Erlaubnis erteilt hatte, sondern diese wunderbaren Dinge selbst
für sie ausgesucht hatte. Und wie hatte sie es ihm gedankt? Sie war wie eine
keifende Furie über ihn hergefallen.
    Wahrscheinlich dürfte sie sich nicht wundern,
wenn Bryce ihr befehlen würde, die wunderbaren Stoffe zurückzugeben, um sie
gegen ein sehr viel gröberes Material einzutauschen. Anscheinend waren die
wundervollen Stoffe ein zumindest halbherziger Versuch gewesen, die angespannte
Situation zwischen ihnen zu entschärfen, aber nachdem sie ihn so verletzt
hatte, konnte sie dieses großzügige Geschenk nicht annehmen.
    Noch einmal streichelte sie zärtlich über den
Samt, wehmütig, als würde sie sich von einem liebgewonnenen Freund verabschieden,
bevor sie die Stoffbahnen wieder zusammenlegte und begann, sie in den
Leinensack, mit dem Tabby sie transportiert hatte, zu verstauen.
    »Miss Gemma, was tut

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